„Antiweißer Rassismus“
Jean-Francois Copes Tage als UMP-Parteichef dürften nach einem Führungsstreit und nunmehrigen Kompromiss gezählt sein. Mit ihm hatten die Mitglieder der mitgliederstärksten Partei Frankreichs - oder eben nicht, je nach Zählweise beim Votum - einen selbst ernannten Tabubrecher zum neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Nicolas Sarkozy gekürt.
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Er wolle eine stolze und von Komplexen befreite Rechte verkörpern, kündigte der 48-Jährige nach seinem zumindest von seinen Mitstreitern behaupteten hauchdünnen Sieg gegen Ex-Premier Francois Fillon an - die französischen Konservativen rückten damit ein halbes Jahr nach ihrem Machtverlust noch weiter nach rechts.
Während sich der zehn Jahre ältere Fillon im parteiinternen Wahlkampf Monate als um Ausgleich bemühter Staatsmann präsentierte, setzte Cope knallhart auf rechte Themen. Von „antiweißem Rassismus“ war die Rede und von Kindern, die während des muslimischen Fastenmonats Ramadan nicht mehr in Ruhe Schokocroissants essen könnten. Auch gegen die von Präsident Francois Hollande geplante Einführung der Homosexuellenehe protestierte er noch einmal heftiger als Fillon.
Immun gegen Rassismusvorwurf?
Wochenmagazine wie „L’Express“ und „Le Point“ stiegen groß auf diese Themen ein. „Die Angst vor dem Islam“ und „Die Jagd auf Christen“ lauteten Titel. Gegen Rassismusvorwürfe sieht sich Cope allerdings vollkommen immun. In seinem Lebenslauf verweist er stolz darauf, dass er wie Ex-Präsident Sarkozy „ein kleiner Mischlingsfranzose“ unterschiedlicher Abstammung sei. Die Länder Rumänien und Algerien machen sich dabei nicht schlechter als Sarkozys ungarische Wurzeln.
Innerhalb der Partei muss Cope nun bis zur für Herbst 2013 anberaumten Neuwahl aber erst einmal seine Qualitäten als Versöhner unter Beweis stellen. Die UMP ist infolge des Machtkampfes um die Führung tief gespalten. Er werde alles tun, um die Einheit der Partei wiederherzustellen, betonte Cope. Er gehe mit offenen Armen auf die parteiinternen Gegner zu.
Präsidentenamt in weiter Ferne
Selbst wenn er bei der parteiinternen Neuwahl bestätigt wird, muss Cope an seinem nächsten Projekt arbeiten. Der einst jüngste Abgeordnete in der Nationalversammlung machte nie ein Geheimnis daraus, dass er sich einen Einzug in den Präsidentenpalast gut vorstellen kann. Als gefährlichster möglicher Gegner gilt derzeit ausgerechnet Sarkozy, dessen politisches Comeback dank guter Umfragewerte nicht mehr ausgeschlossen wird. „Egal welche Wahl Nicolas Sarkozy trifft - ich werde an seiner Seite sein“, antwortete Cope jüngst auf Fragen zu einer möglichen Rückkehr Sarkozys.
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