Fillon sieht „Sieg für UMP-Mitglieder“
Im Machtkampf um die politische Nachfolge von Nicolas Sarkozy zeichnet sich nach Wochen des erbitterten Streits ein Ende ab. Der nach einer von Manipulationsvorwürfen überschatteten Urabstimmung zum Chef der konservativen Partei UMP gekürte Jean-Francois Cope (48) akzeptiert nach Angaben von Sonntag bereits für kommenden September eine neue Vorsitzendenwahl.
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Im Gegenzug will sein Rivale Francois Fillon (58) die Gründung einer eigenen Fraktion in der Nationalversammlung rückgängig machen. Mit diesem Schritt hatte der frühere Premierminister Druck auf Copes Lager ausgeübt. „Das ist ein großer Sieg für die UMP-Mitglieder“, sagte Fillon am Abend. Einzelheiten wie der Zeitplan oder die Wahlmethode seien aber noch zu klären. Er werde seine Fraktion erst auflösen, wenn die Delegiertenkonferenz der Einigung zugestimmt habe, teilte der 58-Jährige mit.
Der Streit um den Vorsitz der größten französischen Oppositionspartei UMP sorgt in Frankreich seit Wochen für Schlagzeilen. Nach der Urabstimmung Mitte November wurde Cope von parteiinternen Gremien zum Sieger erklärt. Fillon weigerte sich allerdings, das äußerst knappe Ergebnis zu akzeptieren, und warf den von Cope-Anhängern dominierten Parteiinstanzen Wahlmanipulationen vor. Er hatte ursprünglich Neuwahlen bereits im März gefordert. Cope wollte bis mindestens Frühjahr 2014 im Amt bleiben.
Sarkozy zurück auf der Bühne
Infolge des Streits um die Parteispitze musste die UMP bisher einige hundert Austritte unter ihren rund 300.000 Mitgliedern registrieren. Der Rücktritt von Schatzmeister Dominique Dord kam kürzlich hinzu. Solche internen Konflikte sind für die französische Rechte freilich nicht neu: Gleich nach dem Tod von Georges Pompidou 1974 gingen die Opponenten in Stellung. Auf der Liste der über die Jahre wechselnden Streithähne finden sich praktisch alle führenden Namen der Konservativen: Jacques Chaban-Delmas, Jacques Chirac, Valery Giscard d’Estaing, Edouard Balladur, Dominique de Villepin und Sarkozy.
Letzterer muss sich nun allerdings um sein politisches Erbe sorgen. Von den Wählern im Frühjahr verschmäht, vom Sozialisten Francois Hollande aus dem Elyseepalast verdrängt, drohte ihm während der letzten Wochen auch die politische Plattform für eine mögliche Rückkehr wegzubrechen. Zwar hält sich Sarkozy selbst mit Äußerungen zurück, doch werden ihm Ambitionen auf eine neue Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2017 zugetraut.
Kandidatenfrage kommt zu früh
Die Anhänger der UMP jedenfalls wünschen sich Sarkozy zurück; und wenn schon nicht ihn, dann seinen früheren Premierminister Fillon als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2017. Wie eine dieser Tage veröffentlichte Umfrage für den Sender BFMTV ergab, sprachen sich 52 Prozent der UMP-Anhänger für Sarkozy als Kandidaten für 2017 aus, 24 Prozent der Befragten wünschen sich Fillon und nur 15 Prozent den Partei-Rechtsaußen Cope. Die restlichen Befragten waren für keinen der drei Politiker oder machten gar keine Angaben.
Kommentatoren meinen jedoch, dass Sarkozys Umfragehoch aufgrund seiner Vermittlung in der Parteikrise für ihn zu früh kommt. Er selbst hätte sich sein Comeback, heißt es, erst für später gewünscht - bis 2017 sei noch eine lange Zeit. Vor Journalisten hatte Sarkozy nach seiner Wahlniederlage gesagt, er wolle sich komplett zurückziehen. Das glaubte ihm kaum jemand - auch wenn man ihn in den Wochen darauf gut gelaunt mit Dreitagebart beim Rennradfahren sah.
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