Von Independentfilmen zum Blockbuster
Wer einen Vater wie Larry Ellison hat, müsste eigentlich sein Leben lang nicht einen Gedanken an Arbeit verschwenden. Mit einem Vermögen von rund 41 Mrd. Dollar (31,5 Mrd. Euro) liegt der Gründer des Softwareriesen Oracle an dritter Stelle auf der Liste der reichsten Menschen der USA. Doch seine Tochter Megan will selbst Karriere machen - und mischt als Produzentin Hollywood auf.
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Statt das Geld ihres Vaters, so wie andere It-Girls, für Mode und Partys zu verprassen, baute sich die 26-Jährige innerhalb kürzester Zeit eine Karriere als Filmproduzentin auf. Während anderswo die Quellen für Filmfinanzierung versiegen, reißen sich Regisseure um einen Termin mit Ellison, deren Scheckbuch angeblich recht locker sitzt, wie die britische Zeitung „The Independent“ konstatiert. „Wie viel brauchen Sie?“, sei die einzige Frage, die die junge Frau stelle, bevor sie ihr Geld unters Filmvolk mischt.
Ihr Studium an der kalifornischen Filmuniversität USC soll Ellison geschmissen haben, ist in vielen Medienberichten zu lesen. Stattdessen trat sie in die Fußstapfen ihres älteren Bruders, der nach kurzen Gehversuchen als Regisseur und Autor die Produktionsfirma Skydance Productions gründete. Mit 20 Jahren begann auch Megan in Filme zu investieren, darunter in mehrere hochkarätig besetzte Flops wie „Main Street“ mit Colin Firth, die statt im Kino direkt auf DVD erschienen sind. Der erste Erfolg stellte sich 2010 mit „True Grit“ ein, dem elffach Oscar-nominierten Spätwestern der Coen-Brüder.
Produktionsfirma für „originelle und mutige Filme“
Der Erfolg des Films soll ihr den Weg zum Geldspeicher des Vaters schlagartig erleichtert haben. Von nun an flossen größere Summen in erfolgreichere Projekte, in „Catch .44“ mit Bruce Willis etwa, und in den Gangsterfilm „Lawless“. Mit 24 Jahren gründete Ellison schließlich ihre eigene Produktionsfirma, Annapurna Pictures. Sie wolle, so das Mission-Statement der Produzentin, in „originelle, visionäre und mutige“ Filme investieren. Die klassischen Hollywood-Produzenten seien weniger risikofreudig und hätten kein Geld für anspruchsvolle Produktionen.
Annapurna Pictures hingegen sei neuen Ideen gegenüber offen. Als US-Regisseur Paul Thomas Anderson an die Tür von Ellisons neuem 20- Mio.-Dollar-Firmensitz in Los Angeles klopfte, um Geld für sein Scientology-Drama „The Master“ (mit Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman, noch kein Starttermin in Österreich) zu lukrieren, soll Ellison laut „Independent“ nur gesagt haben: „Ich bezahle alles“ - und einen Scheck über 40 Mio. Dollar (30,7 Mio. Euro) ausgestellt haben. Aber auch Kathryn Bigelows als Oscar-Favorit gehandelter Osama-Bin-Laden-Film „Zero Dark Thirty“ und Brad Pitts Thriller „Killing Them Softly“ wären ohne Ellisons großzügige Finanzierung möglicherweise nicht im selben Ausmaß produziert worden.
David O. Russell, Regisseur des als heißer Oscar-Kandidat gehandelten Films „Silver Linings Playbook“ (Kinostart in Österreich: 3. Jänner), konnte die Produzentin für sein nächstes Projekt gewinnen und schwärmt im Magazin „Esquire“: „Man nennt sie eine Retterin.“ David und Megan Ellison werden gemeinsam als „die neuen Weinsteins“ gehandelt.
Schuld einer Hollywood-Blase?
Doch nicht alle sehen das Engagement der reichen Erbin so grundpositiv. Die unlimitierte Förderung von Filmen, die normalerweise viel billiger produziert würden und das Produktionsbudget unmöglich hereinspielen könnten, kippe den Indie-Film-Markt. Investoren wie Ellison seien schuld an einer potenziellen Hollywood-Blase, resümiert auch Reuters-Journalistin Sharon Waxman. Denn keine auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtete Produktionsfirma könne ähnliche Summen für vergleichbare Projekte ausgeben.
Möglicherweise ist die Diskussion, ob Ellison als „Medici des Films“ gefeiert werden sollte oder ihre Förderpolitik kontraproduktiv ist, schon bald hinfällig. Die 26-Jährige hat sich um kolportierte 20 Millionen Dollar (15,4 Mio. Euro) die Rechte an Teil fünf der „Terminator“-Serie gesichert und sich damit ins Blockbuster-Terrain begeben, in dem große Budgets Standard sind. „Die Frage ist nicht, wer mich lässt. Die Frage ist: ‚Wer will mich stoppen?‘“, twitterte Ellison unlängst ein Zitat von Bestseller-Autorin Ayn Rand. Und stellt damit klar, dass sie, egal ob im Arthouse- oder Blockbuster-Business, künftig kräftig mitmischen will.
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