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Westen vor großen Herausforderungen

In nicht einmal zwei Jahrzehnten wird China die US-Wirtschaft überholt haben. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Global Trends 2030“ der US-Behörde National Intelligence Council (NIC). Bis 2030 wird Asien die Volkswirtschaften der USA und Europas zusammengenommen in den Schatten stellen und zum mächtigsten globalen Player aufsteigen.

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Das US-Institut, das alle vier Jahre einen globalen Ausblick publiziert, warnt hoch entwickelte Länder vor langsamerem Wachstum und sinkenden Lebensstandards bedingt durch eine rasch alternde Gesellschaft. Laut NIC wird Asien bis 2030 bezogen auf Bevölkerungsgröße, Bruttoinlandsprodukt, Militärausgaben und Technologieinvestitionen einflussreicher und mächtiger sein als die USA und Europa zusammen.

Machtvakuum droht

„China alleine wird wahrscheinlich schon vor 2030 die USA überholen und die größte Volkswirtschaft sein“, prognostiziert die Studie. „In der Zwischenzeit dürften die Volkswirtschaft Europas, Japans und Russlands ihre langsamen Rückgänge fortsetzen.“ Die USA würden dennoch an der Spitze der mächtigsten Nationen bleiben, so die Studie, aufgrund der Vielfältigkeit ihrer Macht. Vorbei sei jedoch die Zeit der alleinigen Vorherrschaft. Sollten sich die USA nicht von ihrer derzeitigen unsicheren Wirtschaftslage erholen können, drohe ein weltweites Machtvakuum, warnt das NIC.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte kürzlich errechnet, dass China die USA bereits 2016 als größte Wirtschaftsmacht der Welt ablösen könnte. Innerhalb Europas dürfte das einen großen „Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung“ vor allem für die Länder Deutschland, Luxemburg und auch Österreich bedeuten, so die OECD.

China: Einkommen bis 2060 versiebenfacht?

Die OECD unterstellt in ihrer Projektion ein jährliches Wachstum der Weltwirtschaft von rund drei Prozent. Dabei dürften Schwellenländer aber deutlich stärker zulegen als die etablierten Industriestaaten. Die Verschiebung in Richtung Niedriglohnländer werde dort dazu beitragen, die Lebensstandards zu verbessern.

„So dürfte sich etwa das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern bis 2060 vervierfachen“, erklärte die OECD. In China und Indien könnte es dann sogar auf das Siebenfache steigen. „In einem halben Jahrhundert wird die Kluft zwischen den Lebensverhältnissen in aufstrebenden und hoch entwickelten Nationen weniger ausgeprägt sein als heute.“ Allerdings dürften zwischen einzelnen Ländern klare Unterschiede bleiben.

IWF: USA müssen Unsicherheiten ausräumen

Die USA kämpfen seit Jahren mit einer hohen Arbeitslosigkeit, der Konjunkturmotor stottert, und ein erbittert geführter Haushaltsstreit gilt als Hauptursache für sinkende Investitionen. Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hatte vor wenigen Tagen im Falle einer Verschärfung der gegenwärtigen US-Budgetkrise vor dem Verlust des Weltmachtstatus gewarnt. Die USA müssten die gegenwärtige Unsicherheit ausräumen, wenn das Land nicht weiter Zweifel an seiner Führungsrolle schüren wolle. Zuletzt stieg jedoch die Verbraucherstimmung deutlich, das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal kräftig.

Alterung und Ressourcenausbeute

Als größte Herausforderungen für die Zukunft weltweit nennt das NIC die alternde Gesellschaft, eine wachsende Mittelklasse sowie schwindende Naturressourcen. Städte müssen sich der Situation stellen, dass mit wachsender Bevölkerungszahl immer mehr Menschen in Großstädten leben werden. Durch die steigende Urbanisierung würde sich auch die politische Landschaft in den jeweiligen Ländern verändern, da Megacitys und regionale Gruppierungen laut der Studie an Macht gewinnen werden. In den USA scheinen zumindest die Aussichten im Energiesektor positiv, denn dort soll man ab 2020 Nettoexporteur von Erdgas und bis 2035 praktisch gänzlich energieautark sein.

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