Schmid hofft auf weitere Steigerung
Seit der Einführung der Bildungsstandards 2009 haben sich die Schüler der vierten Klasse Hauptschule/Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe um 35 Punkte verbessert. „Das ist ganz enorm, ein großer Teil ist auch ein tatsächlicher Zuwachs durch die Umstellung des Unterrichts“, so Günter Haider, Direktor des für die Testungen verantwortlichen Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE), bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag.
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Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zeigte sich zwar erfreut über die Verbesserung der Leistungen beim Test 2012 im Vergleich zur allerdings per Stichprobe erhobenen Ausgangstestung 2009, „wir können sie aber noch weiter steigern“.
Erwerb von Kompetenzen „umgestellt“
Haider führte den Zuwachs darauf zurück, dass mit der Verordnung der Bildungsstandards bereits viele Lehrer ihren Unterricht auf den Erwerb von Kompetenzen anstelle kurzfristigen Wissens umgestellt hätten - „aber noch nicht alle“. Schmied sprach von der „ersten Etappe einer mittel- und langfristigen Entwicklung“: „Das katapultiert uns methodisch in die Oberliga in der OECD, was faktenbasierte Schulentwicklung angeht.“
Zu tun gibt es aus Schmieds Sicht genug. Der „Reality-Check“ an allen Schulen habe klar die Problemfelder wie städtische Ballungsräume, geringen Bildungsstand der Eltern und Migrationshintergrund aufgezeigt. „Das sind die Barrieren, die es mit gezielter Schulentwicklung zu überwinden gilt.“ Österreich müsse vor allem die Gruppe jener 17 Prozent der Schüler verringern, die die Standards diesmal nicht erreicht haben. „Das öffentliche Bildungssystem muss es schaffen, alle Schüler mindestens auf Kompetenzstufe eins zu bringen, um ihnen Entwicklungsperspektiven zu ermöglichen.“
Maßnahmen geplant
Die Unterrichtsministerin will dabei vor allem auf Maßnahmen wie Sprachförderung in Kindergarten und Volksschule, spezielle Unterstützung von Lehrern an Schulen mit besonders großen Herausforderungen, ganztägige Betreuung, die Reform der Polytechnischen Schulen und der Lehrerausbildung setzen. Es sollen jene Standorte, die wesentlich besser oder schlechter als erwartbar abgeschnitten haben, speziell angeschaut werden und Schulaufsicht und Pädagogische Hochschulen bei der Lehrerfortbildung auf eventuelle Mankos reagieren.
Mit den Bildungsstandards solle die Schulentwicklung ins Zentrum gerückt werden. „Die Standards sind kein Marketinginstrument und kein Instrument für Rankings“, sagte die Ministerin, wiewohl sie wisse, dass sie dennoch für beides genutzt werden. Auch Haider hob die Rolle der Ergebnisse für die Schulen hervor. „Wir hoffen darauf, dass die Ergebnisse in die Verbesserung der Qualität vor Ort fließen.“
Methode verteidigt
Dass die Neue Mittelschule in den Berichten nicht als eigene Schulform, sondern unter den Hauptschulen ausgewiesen wird, verteidigten Schmied und Haider. Aus jenen 67 Standorten, die sich freiwillig für den Umstieg auf diese Schulform entschieden haben, „einen Rückschluss zu ziehen, wie gut das System funktioniert, halte ich nicht für seriös“, so der BIFIE-Direktor.
Auch das bereits im Vorfeld der Testungen kritisierte Instrument des fairen Vergleichs, bei dem eine Schule mit anderen Standorten mit ähnlichen sozioökonomischen Voraussetzungen verglichen wird, verteidigte Haider. Dabei wird errechnet, welches Ergebnis die Schüler aufgrund von Faktoren wie Gemeindegröße, Urbanisierungsgrad, Entfernung von der nächsten AHS, Bildungsstand der Eltern, Anteil an Schülern mit anderer Erstsprache als Deutsch etc. erreichen sollten.
„Eine Brennpunktschule mit hohem Migrantenanteil mit dem Akademischen Gymnasium in Linz zu vergleichen wäre nicht sinnvoll“, immerhin seien solche äußeren Faktoren nicht pädagogisch beeinflussbar. Dass der faire Vergleich zu wenig transparent sei, wies der BIFIE-Direktor zurück: „Da ist keinerlei Trickserei dahinter.“
Warnung vor Überinterpretation
Bei den Ergebnissen des Bundesberichts warnte Haider vor Überinterpretationen: So seien etwa die Bundesländerunterschiede feststellbar, aber nicht sehr groß. Auch die besseren Leistungen der AHS relativierte Haider: Die Selektion am Ende der Volksschule führe eben dazu, dass es an den Hauptschulen eine „völlig andere Schülerbasis“ gebe. Dazu komme, dass die Mittelwerte nach Schulform auch - rein statistisch - davon beeinflusst werden, wie groß der Anteil an Haupt- bzw. AHS-Schülern ist.
Keine Verbesserung bei Lesekompetenz
Nur wenig Raum nahm enangesichts der Präsentation der ersten Bildungsstandard-Testungen die Ergebnisse der internationalen Volksschulvergleichsstudien PIRLS (Lesen) und TIMSS (Mathe, Naturwissenschaften) ein. Es sei „natürlich betrüblich“, dass bei der Lesekompetenz noch keine Verbesserung erkennbar sei, so Schmied.
Angesichts steigender Anteile von Volksschülern, in deren Familien nicht Deutsch gesprochen wird, müsse Österreich vor allem bei der Sprachförderung zulegen. Aber auch an den Volksschulen hofft sie auf Verbesserung durch die Bildungsstandards, die dort 2013 in Mathematik und 2014 in Deutsch erstmals abgefragt werden. „Hier werden große Entwicklungsprozesse in Gang gesetzt.“
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