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80.000 Schüler getestet

Jeder sechste Schüler erreicht die Bildungsstandards für Mathematik in der achten Schulstufe nicht. Das zeigen die am Dienstag präsentierten Ergebnisse der ersten Standardtestungen unter 80.000 Schülern der vierten Klasse AHS, Hauptschule und Neue Mittelschule.

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Im Bundesländervergleich verzeichnete Oberösterreich die besten Ergebnisse - sowohl bei der absoluten Punktezahl (548; Österreich-Schnitt: 535) als auch unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen an den Schulen. Das schlechteste Resultat bei der absoluten Punktezahl lieferte Wien (517). Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen schnitt Kärnten am schlechtesten ab - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Wer die Tests durchführte

Die Bildungsstandard-Testungen wurden - ebenso wie die internationalen Volksschulvergleichsstudien TIMSS (Mathematik, Naturwissenschaften) und PIRLS (Lesen) - vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) durchgeführt.

Insgesamt übertrafen rund fünf Prozent der Schüler die Bildungsstandards und erreichten die höchste Kompetenzstufe drei. 53 Prozent erfüllten die Standards und schafften Kompetenzstufe zwei, 26 Prozent erreichten sie teilweise und kamen auf Kompetenzstufe eins. 17 Prozent - das sind 13.300 Schüler - verfehlten dagegen die Standards (Kompetenzstufe „Unter eins“).

Große Unterschiede zwischen Schulen

Die Standardtestungen umfassten 48 Aufgaben, ein Punkteunterschied von zehn Punkten entspricht in etwa einer gelösten Aufgabe. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind mit dem größten Abstand von 31 Punkten zwischen Oberösterreich und Wien relativ gering.

Wesentlich größer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen bzw. den einzelnen Schultypen. Die beste Schule - eine AHS - erreichte einen Mittelwert von knapp 700 Punkten, die schlechteste - eine Hauptschule - liegt bei rund 350 Punkten. Die AHS erreichten im Schnitt 600 Punkte, die Pflichtschulen (Hauptschule/Neue Mittelschule) 504 Punkte. Die Werte der Neuen Mittelschulen (NMS) wurden aufgrund der geringen Zahl der getesteten Schulen nicht extra ausgewiesen.

Herkunft als Einflussfaktor

Starken Einfluss auf die Standardergebnisse haben auch Migrationshintergrund und sozioökonomischer Hintergrund der getesteten Schüler: Kinder mit Migrationshintergrund kamen auf einen Mittelwert von 480 Punkten, die anderen Schüler auf 547. Immerhin zwölf Prozent der Akademikerkinder erreichten die höchste Kompetenzstufe drei, aber nur ein Prozent der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Umgekehrt verfehlen nur sechs Prozent aller Akademikerkinder die Standards (Kompetenzstufe „Unter eins“), aber 37 Prozent der Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss.

Einzelergebnisse abrufbar

Die individuellen Ergebnisse sind für Lehrer und Schüler mittels Zugangscode auf der Website des Bundesinstitutes für Bildungsforschung abrufbar.

Dementsprechend schlecht fielen auch die Ergebnisse der Wiener Hauptschulen aus: Dort erreichen 51 Prozent der Schüler die Bildungsstandards nicht (Kompetenzstufe „Unter eins“; Österreich-Schnitt: 24 Prozent).

„Fairer Vergleich“

Zum Ausgleich der unterschiedlichen sozialen Rahmenbedingungen an den Schulen wurde außerdem ein „fairer Vergleich“ erstellt, für den nicht nur der absolute Punktewert herangezogen wurde, sondern das unter Berücksichtigung von Migrations- und sozialem Hintergrund der jeweiligen Schüler „erwartbare“ Ergebnis. Auf Bundesländerebene erzielte auch hier Oberösterreich den besten Wert, besser als von den Rahmenbedingungen erwartbar schnitten auch Tirol und (im Pflichtschulbereich) Salzburg ab. Im Rahmen der Erwartungen lagen Wien, Vorarlberg und Niederösterreich, etwas darunter die Steiermark und das Burgenland, stark darunter Kärnten.

Gemischte Resultate in internationalem Vergleich

Ebenfalls präsentiert wurden die internationalen Volksschulvergleichsstudien PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study/Lesen) und TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study/Mathematik und Naturwissenschaften), „kleinere Ausgaben“ der PISA-Studie für 14- und 15-Jährige.

Hier sind die Ergebnisse gemischt: Bei PIRLS erreichten Österreichs Zehnjährige diesmal 529 Punkte, das sind um neun Punkte weniger als bei der letzten Teilnahme 2006. Damit landet Österreich auf Platz 25 von 45 untersuchten Ländern bzw. Rang 16 unter den 23 getesteten EU-Ländern. Bei TIMSS kamen die heimischen Schüler in Mathematik auf 508 Punkte, das ist ein Plus von drei Punkten gegenüber der letzten Teilnahme 2007. Das ist Rang 23 unter 50 teilnehmenden Ländern bzw. Platz 14 unter den 21 teilnehmenden EU-Staaten.

Die Topländer beim Lesen

In den Naturwissenschaften schafften die Österreicher mit 532 Punkten ein Plus von sechs Punkten gegenüber 2007: Damit belegen sie Rang 13 unter den 50 untersuchten Ländern bzw. mit Rang sechs einen Spitzenplatz unter den EU-Teilnehmern. An den Volksschulen sind im internationalen Vergleich die Topländer wie bereits gewohnt beim Lesen Hongkong, Russland und Finnland, in Mathematik Singapur, Südkorea und Hongkong sowie in den Naturwissenschaften Südkorea, Singapur und Finnland.

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