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Energieversorger planen Wiederbelebung

In Deutschland stehen die vielfach in Verruf geratenen Nachtspeicherheizungen vor einer Renaissance, jedenfalls wenn es nach dem Energieversorger RWE geht. Dieser will der Nachtspeicherheizung im Zuge der Energiewende neues Leben einhauchen. Die Öfen sollen mit überschüssigem Strom aus alternativen Quellen gespeist werden.

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Entsprechende Angebote für Kunden könne es schon übernächstes Jahr geben, sagte Norbert Verweyen, Geschäftsführer der Energieeffizienz-Tochter von RWE, vergangene Woche der mittlerweile eingestellten „Financial Times Deutschland“.

Verbot steht noch im Weg

„Wenn wir nachweisen können, dass es sich wirtschaftlich rechnet, wollen wir 2014 damit auf den Markt kommen.“ Jedoch müsse dazu das zum 31. Dezember 2019 geplante Verbot für Nachtspeicherheizungen fallen. In deutschen Wohnungen und Häusern gibt es noch rund 1,4 Millionen eingebaute Nachtspeicherheizungen, wie die „FTD“ berichtete. Die Anlagen können - wie der Name schon sagt - Strom in Heizenergie umwandeln und diese langsam abgeben. Aufgeladen werden die Geräte zu Tageszeiten, während derer die Energie besonders günstig ist.

Üblicherweise bieten Stromversorger hierfür Tag- und Nachttarife an. Überschüssiger Strom aus alternativen Quellen, etwa aus Windparks, könnte dann nachts zur Speisung solcher Anlagen genutzt werden. Nachtspeicherheizungen gelten aber als wenig energieeffizient. Dem „FTD“-Bericht zufolge erprobt auch der Energieversorger EnBW ein ähnliches Modell wie jenes, das bei RWE unter dem Projektnamen „Windstrom“ läuft. Jedoch ist für Nachtspeicherheizungen nach dem 31. Dezember 2019 ein grundsätzliches Betriebsverbot vorgesehen. Bis dahin dürfen die Geräte demnach betrieben werden. Eine Änderung des Betriebsverbotes ist bisher nicht vorgesehen.

Heftige Kritik an Plänen: „Ökologisch pervers“

Der Vorstoß der Energieunternehmen sorgte für vehemente Kritik. „Ökologisch pervers“, „dreist“ und „Mogelpackung“, lautete das Fazit von Greenpeace und der Verbraucherzentrale NRW zu den Plänen einer Nachtspeicher-Renaissance. Das zuständige deutsche Bundesbauministerium betonte, dass an dem künftigen Betriebsverbot für die ungeliebten Heizungen keineswegs gerüttelt werde.

„Geht um die Speicheroption“

Bei der RWE-Tochter RWE-Effizienz sorgte die heftige Kritik für Erstaunen. Niemand habe vor, vor dem Aus stehende Nachtspeicher dauerhaft wiederzubeleben, sagte der zuständige RWE-Projektleiter Jörg Rummeni. Es gehe darum, kurzfristig neue Lösungen für den dringend benötigten Speicherbedarf zu testen. Das gehe mit bestehenden Anlagen natürlich am besten. „Es geht um die Speicheroption und um eine Lösung für Bestandsanlagen, deren Benutzer diese nicht tauschen wollen.“ RWE will die Tests fortsetzen.

Bis zu 15.000 Megawatt könnten rechnerisch in den Stromheizungen gespeichert werden. Wenn auf diese Weise Windparkstrom gesichert werde, der sonst durch Zwangsabschaltungen mangels Netzes und Speichers verloren gehe, sehe natürlich auch die ökologische Bilanz viel besser aus, sagt Rummeni. „Und wenn 2019 abgeschaltet werden muss, haben wir immerhin sehr viel über die Steuerung von verteilten Lasten gelernt und können diese auf andere Techniken wie Wärmepumpen übertragen.“

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