Gipfel produziert tonnenweise CO2
Der 18. UNO-Klimagipfel hat ausgerechnet in Doha im Wüstenemirat Katar stattgefunden. Umweltschutz spielte in dem Gastgeberland bisher kaum eine Rolle. Der Kohlendioxidausstoß pro Einwohner ist vielmehr der weltweit höchste. Aber auch der Gipfel selbst produziert tonnenweise CO2.
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Die meisten der rund 25.0000 Teilnehmer aus 194 Ländern reisten per Flugzeug zum Gipfel an und ab. Klimaexperten schätzten laut „Handelsblatt“, allein durch die An- und Abreise würden insgesamt 130.000 Tonnen CO2 in die Luft geblasen. Damit erzeugte jeder Konferenzteilnehmer so viele klimaschädliche Emissionen wie ein Bewohner von Mali in fünf Jahren.
136.300 Tonnen CO2 in zwölf Tagen
Hinzu kamen Busse, Taxis und Limousinen an Ort und Stelle, die die Teilnehmer quer durch die Stadt bringen. Obwohl Doha bekräftigte, energieeffiziente Fahrzeuge einzusetzen, sei ein CO2-Ausstoß von 200 Tonnen nicht zu vermeiden, berichtete das „Handelsblatt“ während des Gipfels. Klima- und Lichtanlagen auf dem Konferenzzentrum schlugen mit zusätzlichen 3.500 Tonnen CO2 zu Buche.

APA
Gipfelteilnehmer im klimatisierten National Convention Centre in Doha
Essen und Getränke machen laut „Handelsblatt“-Rechnung 800 Tonnen CO2 aus, Übernachtungen samt klimatisierter Hotelluft, täglich frischer Handtücher und warmer Dusche weitere 1.800 Tonnen CO2. Die Bilanz am Ende von zwölf Tagen Klimagipfel im Wüstenstaat Katar: 136.300 Tonnen CO2. Der Durchschnittsösterreicher verursacht übrigens laut Internationaler Energieagentur (IEA) etwa 7,6 Tonnen CO2 pro Jahr.
Dicke Autos, Klimaanlagen und die Gasindustrie
Auch gute Ideen zum Klimaschutz erwarten Experten vom Gastgeber nicht. Mit 38 Tonnen CO2-Ausstoß pro Einwohner und Jahr ist Katar weltweit der unangefochtene Klimasünder Nummer eins. Diesen Eindruck vermittelt der Golfstaat schon auf den ersten Blick: Überall Geländewagen und Limousinen mit hohem Benzinverbrauch, überall Klimaanlagen, die Wohnungen, Einkaufszentren und Büros herunterkühlen. Solarstrom ist in Katar dagegen auch auf Neubauten ein Fremdwort.

Corbis/Johannes Mann
Das Luxusemirat Katar ist der unangefochtene Klimasünder Nummer eins
Grund für die negative Vorreiterstellung des Emirats mit 1,8 Millionen Einwohnern ist vor allem aber die Gasindustrie. Denn der islamische Zwergenstaat ist weltweit der größte Produzent von verflüssigtem Erdgas, eine Technologie mit hohem CO2-Ausstoß. Und mangelndes Umweltbewusstsein wird mehr und mehr zum Problem.
Schaulauf für den Klimaschutz
Die Luftverschmutzung, das Salz im Grundwasser, der drohende Anstieg des Meeresspiegels, all das bereitet dem regierenden Emir, Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, Kopfschmerzen. So bekam das Land 2008 ein eigenes Umweltministerium. Ein Jahr später richtete die Regierung eine Konferenz aus, bei der Strategien für die Reduktion von CO2-Emissionen diskutiert wurden. 2022 will Katar die erste „CO2-neutrale“ Fußballweltmeisterschaft veranstalten.
Ein weiteres Ziel des Herrschers ist es, bei seinem Volk ein neues Bewusstsein im Umgang mit Wasser und anderen Ressourcen zu schaffen. Der Wasserverbrauch liegt in Katar derzeit pro Person bei 310 Litern. In der Solarwirtschaft will sich das Land ebenfalls profilieren: 2013 soll eine Siliziumfabrik mit der Produktion beginnen.
Anlässlich des Klimagipfels durften erstmals Hunderte Umweltaktivisten für Klimaschutz demonstrieren. Der genehmigte Marsch entlang der Strandpromenade Dohas war eine Premiere in dem autoritär regierten Kleinstaat, wo politische Versammlungen sonst verboten sind. Selbst in den Moscheen des Landes sei am Freitag Klimaschutz gepredigt worden, sagte ein Mitorganisator des Marsches.
Stillstand auf dem Gipfel
Doch während draußen vor dem Konferenzzentrum die Rufe nach Wandel zu hören waren, machte sich drinnen bereits nach der ersten Verhandlungswoche Ernüchterung breit. Mit einem Tag Verspätung gelang am Samstag zumindest die Einigung auf einen Kompromiss.
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