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Spitzenpreise von bis zu 300.000 Euro

Spekulationsblasen sind schon mehrere geplatzt, aber eine Parkplatzblase, wie sie sich derzeit in Hongkong aufzutun scheint, ist definitiv etwas Neues. In der chinesischen Sonderwirtschaftszone erreichen die Preise für Pkw-Stellflächen mittlerweile astronomische Höhen. Eine der Ursachen ist offenbar ausgerechnet ein Gesetz der Stadtverwaltung, das Spekulation hätte bremsen sollen.

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Die Preise für Wohnimmobilien sind in der Finanzmetropole in den letzten drei Jahren explodiert. Das Plus beträgt laut Rechnung der „Financial Times Deutschland“ („FTD“) seit 2009 rund 100 Prozent, der Immobilienmarkt droht zu überhitzen. Nun wendeten sich „die Immobilienhaie der Stadt einem bislang vernachlässigtem Genre zu: Parkplätzen“.

Skyline von Hongkong

ORF.at/Roland Winkler

Die Immobilienpreise in der dicht gedrängten Stadt drohen zu überhitzen

Dass sie zu einem dermaßen rentablen Investment wurden, liegt nicht nur daran, dass sie - vor allem in den zentralen Stadtvierteln - ein rares Gut sind. Die Preise wurden auch enorm in die Höhe getrieben. Die Regierung der Sonderwirtschaftszone im Süden Chinas hatte es ausländischen Investoren per Gesetz erschwert, Wohnimmobilien zu kaufen, um den Markt wieder etwas abzukühlen. Unter anderem wurde eine 15-prozentige Immobilienerwerbssteuer eingeführt. Das Ausweichobjekt der Begierde sind nun Parkflächen. Diese sind laut „Washington Post“ von der Steuermaßnahme ausgenommen.

„Dieses ganze Geld muss irgendwohin“

„Es ist einfach zu viel Liquidität auf dem Markt“, zitierte das Finanznachrichtenportal Bloomberg Simon Lo, Chefanalyst beim Immobilienbroker Colliers International. „Die Regierung hat eine Feuermauer rund um Wohnimmobilien errichtet, aber dieses ganze Geld muss irgendwohin.“ Der Effekt: Die Preise für Parkplätze stiegen in astronomische Höhen und erreichen mittlerweile das Niveau für ein Einfamilienhaus - oder zwei in den USA, wie es bei Bloomberg hieß.

Parkgarage in Hongkong

Reuters/Bobby Yip

Ein Parkplatz im Zentrum Hongkongs kostet mittlerweile bis zu 300.000 Euro

Angesichts des derzeitigen Niedrigzinsniveaus sei es ganz normal, dass niemand „sein Geld auf der Bank herumliegen“ lassen wolle, zitiert die „FTD“ Wong Leung-sing, einen Analysten beim Makler Centaline in Hongkong. Wegen der neuen Vorschriften für Immobilienkäufe seien Anleger „jetzt praktisch zur Spekulation auf dem Parkplatzmarkt gezwungen“. Mit diesen werde „wild spekuliert“.

„Neuester Investmentwahnsinn“

Teils würden die Stellplätze binnen 24 Stunden weiterverkauft, die Renditen erreichten bis zu 25 Prozent - der neueste „Investmentwahnsinn in Hongkong“, so die „Washington Post“. Die Steuermaßnahmen der Regionalregierung würden „noch etwas mehr Öl in dieses Feuer gießen und den gesamten Parkplatzmarkt außer Kontrolle geraten lassen“, sagte Josh Wong, der selbst im Parkplatzgeschäft ist, gegenüber der US-Zeitung.

Außerdem brauche es vergleichsweise wenig Kapital, um in die Spekulation mit Parkplätzen einzusteigen. „Mit einer Million Hongkong-Dollar kann man in Hongkong nichts kaufen. Du kannst kein Geschäft kaufen, nichts außer einem Parkplatz“, und damit werde dieses Geschäft wohl „noch verrückter“ werden, so Wong.

Längst teurer als New York und Paris

Laut „FTD“ kosten Pkw-Stellplätze außerhalb des Stadtzentrums umgerechnet bis zu 130.000 Euro. Im Finanzdistrikt Hongkong Island verkaufte ein Investor laut „Washington Post“ 34 Stellplätze für umgerechnet fast zehn Mio. Euro. Kostenpunkt pro Stück: beinahe 300.000 Euro. Mit im Geschäft ist auch der reichste Mann Hongkongs, der Eigentümer und Vorstandsvorsitzende des Immobilienriesen Cheung Kong Holdings, Li Ka-shing.

Skyline von Hongkong

ORF.at/Roland Winkler

Wohnraum ist in Hongkong Mangelware, die Lebenserhaltungskosten sind hoch

Generell hat Hongkong bei Preisen für Wohnimmobilien und Geschäftsflächen andere Wirtschaftsmetropolen hinter sich gelassen. Im Einkaufsviertel Causeway Bay belaufen sich Geschäftsmieten laut „FTD“ auf umgerechnet bis zu 22.500 Euro pro Quadratmeter und Jahr - weit über dem Preisniveau der New Yorker Fifth Avenue und der Pariser Champs-Elysees.

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