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Auftrag von Vizebürgermeister

Die im Internet verbreiteten Bilder eines Chinesen, der nach Protesten gegen eine Enteignung auf Befehl des Vizebürgermeisters der Stadt Changsha mit einer Straßenwalze überrollt wurde, sind nun gegenüber dem ORF bestätigt worden.

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Es sei kein Unfall, sondern klare Absicht gewesen, wie auch die Behörden inoffiziell zugäben, sagte ein Bewohner der südchinesischen Provinz Hunan gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at. Der verantwortliche Vizebürgermeister habe gesagt, damit die Straße fertig werde, müssten einfach ein paar Menschen sterben.

Dann habe er dem Fahrer der Baustellenwalze den Auftrag gegeben, den Mann niederzuwalzen. Trotz Widerstands der Familie seien die auf der Straße liegenden Leichenteile von der Polizei weggebracht worden. Der Informant beruft sich bei seinen Angaben auf die Tochter des Getöteten, die Augenzeugin des Vorfalls war.

Verbreitung im Internet

Ausgehend von dem Blog Infowars.com, betrieben von dem ultrakonservativen und zu Verschwörungstheorien neigenden US-Journalisten Alex Jones, der sich auf anonyme chinesische Quellen in China beruft, verbreitete sich die Nachricht schnell über chinesische Kurznachrichtendienste.

Das Blog Infowars.com hatte berichtet, dass unmittelbar nach dem Vorfall eine von höchster Stelle organisierte Vertuschungsaktion angelaufen sei. 200 Beamte wurden demnach an den Ort des Mordes geschickt, um die aufgebrachten Anrainer in Schach zu halten und Leichenteile von He Zhihua wegzubringen. Auch soll der Familie des Getöteten Schweigegeld in unbekannter Höhe angeboten worden sein, damit der Vorfall nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommt.

Am Donnerstag wurden via Internet weitere Details bekannt, wie Ö1 berichtete. Demnach soll He bereits vor etwa zehn Tagen von der Baustellenwalze überfahren worden sein. Er hatte offenbar versucht, sein Dorf zu retten, denn die Häuser sollten für den Bau einer Schnellstraße abgerissen werden. Aus Protest dagegen legte sich He auf die Straße und wurde überrollt.

Zwangsenteignungen an der Tagesordnung

Zwangsenteignungen wie in Changsha kommen in China immer wieder vor. Enteignet wird, wenn Bewohner mit ihren Häusern großen Immobilien- und Infrastrukturprojekten im Weg stehen. Im besten Fall erhalten sie meist schlechtere Ersatzquartiere. Die Brutalität in Changsha gelangte nun über Umwege an die Öffentlichkeit, denn offizielle Medien berichten nicht darüber.

Vergleiche mit Tiananmen

Einige Stimmen im Netz zogen bereits Parallelen zum Massaker auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens 1989. Bis heute gilt es in China als Tabu, über die gewaltsame Niederschlagung der Studentenproteste durch Panzer zu sprechen. Vergleiche mit jenem - bis heute nicht zweifelsfrei identifizierten - Zivilisten, der sich am 5. Juni 1989 auf dem Pekinger Tiananmen-Platz allein einer Kolonne von Panzern entgegenstellte, drängen sich auf.

Das Schicksal des „Tank Man“, der schließlich von chinesischen Sicherheitskräften weggezerrt wurde, ist bis heute unbekannt. Hunderte seiner Mitstreiter waren jedoch in den zwei Tagen zuvor von Panzern des Regimes überrollt worden, Hunderte weitere von den Einsatzkräften erschossen worden.

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