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Brisanter Zufallsfund

Der Verkauf des Immobilienprojekts in der Wiener Nordbergstraße an die Baufirma Porr hat schon den Korruptions-U-Ausschuss beschäftigt. Dabei ging es um die Frage, wofür Lobbyist Walter Meischberger Provisionen in der Höhe von 700.000 Euro erhalten hatte. Die Leistung war ihm, wie aus den Ausschussprotokollen hervorging, offenbar selbst nicht klar. Nun bringt ein Zufallsfund Licht in die Causa.

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Die Ermittler haben in den Unterlagen des bekannten Wiener Geschäftsmanns Anton Kallinger-Prskawetz einen brisanten Fund gemacht, wie die Zeitung „Falter“ berichtete. Er soll als Handlanger der Baufirma Porr hohe Provisionen Meischberger überwiesen haben, mutmaßlich um Insiderinformationen aus der staatlichen Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) zu kaufen.

Der Sprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, Erich Mayer, bestätigte gegenüber der APA die „Falter“-Recherchen. „Derzeit finden Einvernahmen statt, die Ermittlungen laufen“, so Mayer, der auch festhielt, der Staatsanwaltschaft sei der Sachverhalt seit längerem bekannt.

Sachwalterin erstattete Anzeige

Aufgedeckt wurden die Vorgänge von der Anwältin Ilse Korenjak, die mittlerweile als Sachwalterin des hochbetagten Baumeisters Kallinger-Prskawetz fungiert. Sie wies die Behörden in einer Anzeige nicht nur auf „höchst merkwürdige“ Dinge hin, sondern auch auf Schweizer Konten und „enorme Provisionszahlungen“ an Meischberger. Diese fordert die Anwältin nun wieder zurück, „da keine dokumentierte Leistung“ vorhanden gewesen sei, so die Wochenzeitung. Konkret gehe es um die schon bekannten 700.000 Euro.

Das Geld soll von der Baufirma Porr über Mittelsmann Kallinger-Prskawetz an Meischberger geflossen sein. 2002 ritterten sowohl Porr als auch die BIG um das Gebäude der Telekom Austria in der Nordbergstraße, um es der Wirtschaftsuniversität zu vermieten. Die Angebote sollen nur knapp auseinander gelegen sein, schlussendlich erhielt aber die Porr für 34 Mio. Euro den Zuschlag. Kurz darauf verkaufte die Porr die Immobilie mit sattem Gewinn an das deutsche Bankhaus Wölbern.

„Wo woar mei Leistung?“

Von den 700.000 Euro Provision soll ein Teil an den vom damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser eingesetzten BIG-Aufsichtsrat Ernst Plech gegangen sein, wie Meischberger aussagte. Meischberger behauptet auch, er habe das Projekt zwei Jahre betreut. Der Rest ist dann offenbar das, was in Österreich schon für massive Aufregung gesorgt hatte: Meischberger soll Grasser kontaktiert haben, damit dieser Gründe für die Porr-Provisionen nenne. Bei dem Telefonat fragte Meischberger: „Wo woar mei Leistung?“ Er soll die Antwort erhalten haben: „Recherchier im Internet!“

Das gute Netzwerk des Baumeisters

Die Sachwalterin des Baumeisters habe laut „Falter“ bei der Kriminalpolizei angegeben, „sie sei seit eineinhalb Jahren mit der Aufarbeitung der Vermögensverhältnisse ihres Mandanten beschäftigt, und dabei seien höchst merkwürdige Dinge aufgefallen. (...) Es gebe Verträge zwischen den Firmen des Baumeisters und dem Porr-Konzern, wonach dieser (...) hohe Summen vom Gewinn der Porr (...) kassierte. Sie könne sich jedoch nicht vorstellen, was ihr Mandant als ‚Ein-Mann-Firma‘ für solche Summen für den Porr-Konzern geleistet haben könnte. Es gäbe dabei auch Geldflüsse in die Schweiz“, zitiert der „Falter“ offenbar aus Polizeiunterlagen.

Der mittlerweile über 80-jährige Kallinger-Prskawetz ist in Wien kein Unbekannter. Der Adoptivsohn des Bautycoon Adalbert Kallinger führte in den 90er Jahren ein Millionenunternehmen. Nach Fehlinvestitionen in Deutschland musste das Unternehmen 2000 mit 400 Millionen Euro Schulden den Konkurs anmelden. 500 Mitarbeiter verloren damals ihren Arbeitsplatz, wie das „WirtschaftsBlatt“ einmal schrieb. Auch danach unterhielt Kallinger-Prskawetz weiter ein gutes Netzwerk. Zu seinen Kontakten gehörte auch der damalige Porr-Vorstand und heutige ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker.

Laut der Wochenzeitung untersuchen die Behörden, ob die Porr ein Schwarzgeldnetzwerk aufgebaut hat und ob Grassers Berater oder er selbst davon profitierten. Die Beschuldigten bestreiten alle Vorwürfe, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Porr berief für 6. Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung ein. Auf der Tagesordnung stehen die Wahl in den Aufsichtsrat und die Neuwahl des Abschlussprüfers und Konzernabschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2012.

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