Optimismus bei Jungen schwindet
Der Einstieg in das Arbeitsleben ist in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden - so empfinden es zumindest die direkt Betroffenen. Der aktuelle Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) zeigt, dass sich vor allem die Einschätzung der Karrierechancen deutlich eingetrübt hat.
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Waren im Herbst 2010 - immerhin mitten in der Finanzkrise - noch 71 Prozent der Berufseinsteiger mit ihren Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zufrieden, so sind es nun nur noch 54 Prozent. Und das, obwohl generell Berufseinsteiger die Situation deutlich positiver sehen als jene, die schon lange im Arbeitsleben stehen.
Allgemein, aber auch in den einzelnen Betrieben, wird laut Befragten das Klima für Berufseinsteiger - es sind all jene, die noch nicht länger als zwei Jahre arbeiten - „kälter“: So sind nur noch 68 Prozent mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten zufrieden. Zum Vergleich: Im Herbst 2010 waren es noch 78 Prozent.
Doppelt so viele spüren Belastung
Ein deutliches Zeichen für den schärferen Gegenwind, dem Berufseinsteiger ausgesetzt sind: Die Zahl jener, die wegen der Arbeit über körperliche oder psychische Belastung klagen, hat sich von fünf auf zehn Prozent verdoppelt. Auch die innerbetriebliche Konkurrenz durch Kollegen dürften viele deutlicher spüren als früher: Die Zufriedenheit mit den Arbeitskollegen sank jedenfalls von 93 auf 87 Prozent.
„Sicherheit nicht vorhanden“
Die Befragung zeige, dass es für Junge grundsätzlich „schwieriger geworden ist, adäquate Jobs zu finden“, ergänzte Bernhard Mader von der AK Oberösterreich auf Nachfrage gegenüber ORF.at. Wenn jemand einen Job gefunden habe, sei es zudem schwieriger geworden, sich in dem Unternehmen zu behaupten. Bei den neuen Mitarbeitern sei „die Sicherheit nicht vorhanden“, es spiele immer eine Angst vor dem Verlust des Jobs mit. Das führe auch dazu, dass kaum Möglichkeiten für die eigene Weiterentwicklung gesehen würden, so Mader. Der allgemeine Hintergrund für die im Vergleich zu 2010 deutlich trübere Stimmung sei die allgemeine Wirtschaftslage.
In dieses Bild passt, dass junge Berufstätige laut Arbeitsklimaindex die wirtschaftliche Zukunft des Landes heute deutlich weniger positiv sehen: Statt 72 Prozent wie im Herbst 2010 sind nun noch 63 Prozent bezüglich der weiteren Entwicklung optimistisch.
In Weiterbildung investieren
„Die Politik muss auf die schlechte Stimmungslage reagieren. Es müssen Maßnahmen gesetzt werden, um den Arbeitsmarkt in Schwung zu halten“, forderte der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer bei der Präsentation des Stimmungsbarometers.
Weiters fordert Kalliauer die Unternehmen auf, den Berufseinsteigern durch Weiterbildung neue Perspektiven aufzuzeigen. Das sei auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten möglich. „Kurzarbeit lässt sich gut mit Aus- und Weiterbildung kombinieren“, so Kalliauer.
Der allgemeine Arbeitsklimaindex liegt aktuell bei 108 Punkten. Der Index stagniert seit zwei Jahren bei 107 bis 108 Punkten. Auffallend ist eine deutlich niedrigere Zufriedenheit mit nur 100 Punkten bei den Beschäftigten in Wien. Kalliauer dazu: „Die Auswirkungen der Krise sind in Wien zeitverzögert zu spüren.“
Selbstständige zufriedener
Eine Veränderung ins Positive gab es hingegen bei den Selbstständigen. Waren im Zeitraum 2008 bis 2010 die unselbstständig Beschäftigten noch deutlich zufriedener als die Selbständigen, kehrte sich das Verhältnis in den folgenden beiden Jahren (2011 bis 2012) um: War der Zufriedenheitsindex bei Selbstständigen früher bei 101 und jener von Unselbstständigen bei 109, so kletterte in der Folgeperiode der Zufriedenheitswert bei Selbstständigen auf 109 und fiel bei den Arbeitnehmern auf 108. Laut Arbeiterkammer liegt das an mehreren sozialrechtlichen Besserstellungen für die Selbständigen, die in der Zwischenzeit erfolgten.
Beste Stimmung im Jahr vor der Krise
Der Arbeitsklimaindex wird seit 1997 zweimal berechnet - im Frühjahr und im Herbst. Er startete bei 100, erreichte im Jahr vor der Finanzkrise - 2007 - mit 212 Punkten seinen bisherigen Höhepunkt und liegt aktuell bei 108. Für den Index werden 4.000 repräsentativ ausgewählte Arbeitnehmer vierteljährlich befragt. Insgesamt umfasst der Index 26 Fragen. Für die AK ist der Index ein „Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus der Sicht der Arbeitnehmer“. Mit der darin erfassten subjektiven Dimension soll laut Arbeiterkammer das „Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft“ erweitert werden.
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