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„Heillos zerstrittene“ Lacostes

Die Schweizer Maus Freres Gruppe will das Ruder beim französischen Traditionsunternehmen Lacoste übernehmen. Die Schweizer, die bereits bisher einen Aktienanteil von 35 Prozent hielten, möchten um weitere 30,3 Prozent aufstocken und haben einen stattlichen finanziellen Köder ausgelegt. Trotzdem blockiert ein Teil der - zahlreichen - Lacoste-Erben. Grund sind offenbar Fehden.

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Das Übernahmematch um das populäre Krokodillogo sei nun wieder offen, berichtete die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) zuletzt, obwohl die Schweizer Ende letzter Woche den Deal als praktisch fix bezeichnet hatten. Maus Freres ließe sich das 30-Prozent-Aktienpaket, gehalten vom Sohn des Firmengründers Rene Lacoste, Michel, und einigen weiteren Familienmitgliedern, zwischen 300 und 378 Mio. Euro kosten, hieß es, ein entsprechendes Abkommen sei bereits unterschrieben.

Laut „NZZ“ pochte nun allerdings ein Teil der Dynastie, der mit Michel Lacoste zerstritten ist - darunter seine Tochter Sophie Lacoste-Dournel -, auf ein Vorkaufsrecht für das Aktienpaket. Das könnte das Geschäft mit Maus Freres möglicherweise zu Fall bringen. Lacoste-Dournel, Verwaltungsratspräsidentin bei Lacoste, hatte mehrfach klargemacht, dass sie von ihrem Recht Gebrauch machen würde - und auch das nötige Kleingeld dazu habe. Wie der andere Teil der Erben entscheiden wird, sei die große Frage, so die Schweizer Zeitung.

Vater von der Tochter „gestürzt“

Überhaupt mute der Übernahmekampf langsam wie eine Seifenoper an, wenn ausgerechnet Michel Lacoste nun verkaufen will, nachdem er seiner 36-jährigen Tochter wiederholt entsprechende Pläne zum Vorwurf gemacht hatte. Er sei mit Lacoste-Dournel „heillos zerstritten“, da ihn diese „vor kurzem als Verwaltungsratspräsidenten gestürzt hat“. Es werde „deshalb gemutmaßt, dass sich Michel Lacoste mit seinem Vorgehen an seiner Tochter rächen will“.

Erbin Sophie Lacoste-Dournel

AP/Bob Edme

Verkauf als „Rache“ an Tochter Sophie Lacoste-Dournel?

„Rationelle Führung nicht mehr möglich“

Michel Lacoste zeige sich trotz des Streits zuversichtlich, dass der Deal über die Bühne gehen könne und der Fortbestand der Marke so gesichert werde, nachdem er bereits 2008 ein Angebot aus der Schweiz selbst abgelehnt hatte.

Seine nunmehrige Position erklärte er gegenüber dem französischen „Journal du Dimanche“ am letzten Wochenende mit dem Dauerstreit in der Familiendynastie. Die „Führung des Unternehmens in einem rationellen Rahmen“ sei nicht mehr gewährleistet, „die Familie in zwei Teile gespalten“. Der Konflikt „hat über alles Oberhand bekommen“.

Vater klagt gegen Tochter

Er wolle nicht, dass „mein Bruder Francois, meine Nichten Beryl und Camille nebst ihren Kindern die Zukunft des Unternehmens, das zusammen mit seinen Lizenznehmern weltweit zwischen 20.000 und 30.00 Menschen beschäftigt, gefährden“, sagte Michel Lacoste gegenüber der französischen Zeitung.

Michel Lacoste

Reuters/Denis Balibouse

Für Michel Lacoste ist „vernünftige Führung“ nicht mehr möglich

Zuletzt hatte der Familienstreit auch die Justiz beschäftigt. Michel Lacoste wollte erreichen, dass das Pariser Handelsgericht die Ernennung seiner Tochter zur neuen Verwaltungsratschefin rückgängig macht. Seine Tochter habe die „Kontrolle“ über das Unternehmen auf „irreguläre“ Art und Weise übernommen, sagte der 69-Jährige. Lacoste-Dournel war überraschend Ende September in ihre Funktion gewählt worden. Danach sprach sie sich dafür aus, dass die noch in Familienhand befindlichen Unternehmensanteile auch dort bleiben sollten.

1933 von Tennisprofi gegründet

Der Gesamtwert des Labels mit dem Krokodil wird mit bis zu 1,25 Mrd. Franken (1,04 Mrd. Euro) angegeben. Gegründet wurde das Unternehmen 1933 vom früheren französischen Tennisprofi Rene Lacoste (1904 bis 1996) unter dem Namen La Chemise Lacoste. Lacoste war mehrfacher Sieger der French Open, der US-Open bzw. des Rasenturniers in Wimbledon. Unter der Marke mit dem Krokodillogo werden Bekleidung, Schuhe, Parfums und Accessoires - auch von zahlreichen Lizenznehmern hergestellt bzw. vertrieben. Bis 2005 wurde der Konzern operativ von Rene Lacostes Sohn Bernard und anschließend bis 2008 von Michel Lacoste geführt, danach übernahm das erste Nicht-Familienmitglied, der Franzose Christophe Chenut, den Chefsessel.

Die Maus Freres Holding, deren Anfänge bis 1902 zurückreichen, ist ein Einzelhandelskonzern mit Sitz in Genf. Das Unternehmen ist unter anderem Eigentümer der Schweizer Warenhandelskette Manor AG und der Baumarktkette Jumbo. Früher hielt Maus Freres auch einen Anteil an der Einzelhandelskette Carrefour in der Schweiz, verkaufte diesen aber 2007 an Coop. Das Krokodillogo sei für Rene Lacoste, so der deutsche „Spiegel“ in einem kürzlich erschienenen Artikel, ein Symbol seines Ehrgeizes gewesen: „Es spiegelt meinen Kampfgeist wider: niemals die Beute hergeben.“

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