Um 80 Dollar mehr verlangt
Um 80 Dollar teurer als in vielen anderen Ländern hat der US-Sportartikelhersteller Nike seinen Basketballschuh „Zoom Hyperdunk“ in China angeboten. Was die Käufer nicht wussten: Der 207 Dollar (ca. 160 Euro) teure Schuh enthielt nicht wie die westliche Variante und in der Werbung versprochen eine Luftpolsterung in Sohle und Ferse, sondern lediglich eine Polsterung der Sohle.
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Wie die „Financial Times Deutschland“ („FTD“) berichtete, flog der Schwindel im September 2011 auf - Nike sah sich gezwungen, alle „Zoom Hyperdunk“ zurückzurufen, und bot seinen Kunden an, ihnen das Geld zu erstatten. Einer saftigen Strafe entging der weltgrößte Sportartikelhersteller dennoch nicht: Die Pekinger Industrie- und Handelsbehörde warf dem Unternehmen vor, Chinesen als Kunden zweiter Klasse zu behandeln, und verhängte nun wegen irreführender Werbung eine Geldbuße von 4,87 Millionen Yuan (knapp 604.000 Euro).
Das Unternehmen gab zu, in seiner Werbung zum Teil falsche Angaben gemacht zu haben, beteuerte jedoch, von der chinesischen Regierung verfügte Qualitätsregeln und eigene Standards eingehalten zu haben. Künftig werde man jedoch darauf achten, alle Standards des Landes einzuhalten und Kunden in China Qualitätsprodukte zu liefern.
Geringe Qualität auch bei anderen Modellen?
Für Nike dürfte die Strafe weniger eine finanzielle Belastung sein als ein Imageproblem, zumal die Verkäufe in letzter Zeit zurückgingen und die Angelegenheit womöglich kein Einzelfall ist: Nach Informationen von Radio China International prüfen chinesische Behörden derzeit drei weitere Nike-Schuhe, nachdem Vorwürfe aufgetaucht sind, wonach deren Sohlen nach lokalen Standards zu dünn seien. Für eine Stellungnahme gegenüber ORF.at war das Unternehmen nicht zu erreichen.
Chinesischen Rechtsexperten geht die wegen des „Zoom Hyperdunk“ verhängte Strafe laut „China Daily“ jedenfalls nicht weit genug: Nike habe mit dieser Aktion nicht nur chinesische Konsumenten diskriminiert, sondern auch Gesetze und Verordnungen des Landes verletzt, zitierte die Zeitung den Anwalt Yi Shenghua von der Pekinger Anwaltskanzlei Yingke. Nike sei nicht das erste westliche Unternehmen, das für den chinesischen Markt seine eigenen Regeln aufstelle.
Schiefe Optik auch bei anderen Unternehmen
Irreführende Werbung und doppelte Standards seien bei einigen internationalen Unternehmen im Kommen, warnte Yi. Die Strafen dafür seien viel zu niedrig. Laut dem Onlineportal Morning Whistle rief der US-Konsumgüter- und -Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson seit 2009 25-mal Produkte in verschiedenen Ländern zurück, niemals jedoch in China. Toyota bot Kunden in den USA und China unterschiedliche Entschädigungen für fehlerhafte Fahrzeuge - ähnlich Apple beim iPad 1.
Weniger Aufträge: „Konsumenten anspruchsvoller“
Für Nike wird der Markt in China jedenfalls offenbar immer schwieriger: Höhere Kosten für die Vermarktung und auch für die Herstellung seiner Schuhe, T-Shirts und anderer Sportartikel nagen am Gewinn des Branchenprimus. Der Nike-Konzerngewinn fiel im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 um zwölf Prozent auf 567 Millionen Dollar. Damit wurden die Markterwartungen zwar noch immer übertroffen, Nike verdiente allerdings pro Produkt weniger Geld.
Der Knackpunkt lag vor allem im chinesischen Markt - die Lager dort sind prall gefüllt, die Bestellungen zurückgegangen. „Die Konsumenten werden anspruchsvoller. Und der Wettbewerb wird härter“, erklärte Nike-Manager Charlie Denson kürzlich den Rückgang.
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