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Rund acht Mio. Menschen ohne Strom

Für die US-Metropole New York - und nicht nur für diese - ist das Chaos nach dem Hurrikan „Sandy“ noch nicht vorbei. „Der Wetteralptraum geht weiter“, hieß es am Dienstagabend im US-TV-Sender CNN, nachdem in West Virginia fast ein Meter Schnee fiel. In New York hatte „Sandy“ Straßen- und U-Bahn-Tunnel teils meterhoch unter Wasser gesetzt. Die U-Bahnen stehen für Tage still.

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Dass die gesamte U-Bahn ausfällt, sei noch nie vorgekommen, zitierte CNN den Chef der New Yorker Metropolitan Transportation Authority (MTA), Joseph Lota. „Das New Yorker City-Subway-System ist 108 Jahre alt, aber so eine furchtbare Katastrophe, wie wir sie letzte Nacht gesehen haben, gab es noch nie.“ Laut dem New Yorker Bürgermeister, Michael Bloomberg, dürfte der Ausfall vier bis fünf Tage dauern, da Tunnel teils meterhoch unter Wasser stehen.

Polizisten sperren U-Bahn-Zugang ab

APA/EPA/Justin Lane

Sandsäcke hielten dem Wasser nicht stand

Täglich über fünf Mio. Passagiere

Die New Yorker U-Bahn benutzen nach Zahlen der MTA werktags im Schnitt 5,3 Mio. Menschen. Das Gleisnetz ist knapp über 1.000 Kilometer lang. Die U-Bahn hatte ihren Betrieb am Sonntagabend vorsorglich unterbrochen. Der Busverkehr in der Stadt mit ihren über acht Mio. Einwohnern wird erst im Laufe des Mittwochs wieder voll funktionieren, sagte der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew M. Cuomo. Seit Samstag fielen wegen des Sturms außerdem knapp 16.000 Flüge aus.

Der Battery-Tunnel, der längste Straßentunnel der USA, der die Stadtteile Manhattan und Brooklyn über drei Kilometer verbindet, stand ebenso unter Wasser. Im Großraum New York waren laut Cuomo am Dienstag mindestens 1,9 Mio. Menschen von der Stromversorgungen abgeschnitten.

Menschen in einem Schlauchboot in New Jersey

Reuters/Adam Hunger

Helfer setzen Schlauchboote auf den überschwemmten Straßen ein

Über 40 Tote in den USA und Kanada

Im gesamten vom Hurrikan betroffenen Gebiet entlang rund 1.000 Kilometer Küstenlinie waren es knapp acht Millionen. „Das ist der größte Ausfall nach einem Sturm in der Geschichte“, sagte der stellvertretende Vorstandschef des Energieversorgers Con Edison, John Miksad. Wegen der weitreichenden technischen Probleme blieb auch die New Yorker Börse (NYSE) am Dienstag geschlossen. In Metropolen wie Washington, Philadelphia und Atlantic City kam das öffentliche Leben zum Stillstand. Bei Atlantic City war der Hurrikan am Montagabend gegen 20.00 Uhr (Ortszeit) auf Land getroffen.

Explodeierender Transformator in Manhattan

AP/Dani Hart

Feuerball nach der Explosion in einem Umspannwerk

In New York forderte „Sandy“ nach offiziellen Angaben mindestens 18 Menschenleben, im gesamten betroffenen Gebiet auf US-Boden und in Kanada nach unterschiedlichen Angaben bis zu 43. Die Gesamtopferzahl (mit mindestens zuvor 66 in der Karibik) übersteigt damit - soweit bis Dienstag bekannt - bereits 100. Laut Bloomberg wurden in New York bei über 20 Bränden rund 80 Gebäude zerstört. In Manhattan war auch ein Umspannwerk betroffen - Video dazu in iptv.ORF.at.

Abgebrannte Häuser im Stadtteil Breezy Point im Bezirk Queens, New York

AP/Frank Franklin II

Dutzende Häuser im New Yorker Stadtteil Queens wurden ein Raub der Flammen

Baustellen evakuiert

In diesem Stadtteil an der Mündung des Hudson River kamen Rettungskräfte teils nur noch mit Schlauchbooten voran. Auch auf Ground Zero, wo einst die Türme des World Trade Centers standen, strömte Wasser in die Baugruben.

Die Behörden evakuierten auch die Umgebung der Baustelle eines 90-stöckigen Wolkenkratzers in der Nähe des Central Parks: Nachdem die Spitze eines riesigen Krans in dem starken Wind brach, bestand die Gefahr, dass sein ganzer Ausleger abstürzen könnte.

Ein durch den Sturm zerstörter Kran in New York

APA/EPA/Andrew Gombert

Ein beschädigter Kran an der Fassade eines New Yorker Hochhauses

Damm in New Jersey gebrochen

Auch im Bundesstaat New Jersey hinterließ „Sandy“ enorme Schäden. Überschwemmungen führten im Norden von New Jersey zu einem Dammbruch am Fluss Hackensack. Rettungskräfte von Polizei und Nationalgarde brachten Anrainer durch die Fenster ihrer Häuser in Sicherheit. Einige hatten Zuflucht auf den Dächern ihrer Autos gesucht. Die folgende Flut setzte die drei Städte Moonachie, Little Ferry und Carlstadt unter Wasser.

Vor der Küste von North Carolina sank im Sturm das Segelschiff „HMS Bounty“. Der Dreimaster war 1962 für den Spielfilm „Die Meuterei auf der Bounty“ gebaut worden. Selbst in Chicago (Bundesstaat Illinois im Mittleren Westen, Anm.) war „Sandy“ am Dienstagabend noch deutlich zu spüren. Auf dem Lake Michigan türmten sich laut Medienberichten meterhohe Wellen auf. Vor Aufenthalten in Strandnähe wurde gewarnt.

Obama: Krisenmanagement statt Wahlkampf

Obama sagte geplante Wahlkampfauftritte ab. Er wolle in Washington bleiben und sich um das Krisenmanagement nach dem Hurrikan kümmern, teilte das Weiße Haus mit. Der US-Präsident wolle sicherstellen, dass „weiter alle Ressourcen“ der Bundesebene zur Unterstützung der Bundesstaaten und der örtlichen Behörden zur Verfügung gestellt würden.

Ein Rettungsauto steckt nahe Belington, West Virginia, im Schnee fest

AP/Robert Ray

Schneedecke „hart wie Beton“ in West Virginia

Mittlerweile ist „Sandy“ laut dem US-Hurrikan-Zentrum mit Sitz in Miami (Florida) kein Hurrikan mehr. Der Sturm hat sich auf seinem Weg in Richtung Kanada in einen Winterzyklon verwandelt. In West Virginia fiel bei Windgeschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer inzwischen fast ein Meter Schnee. „Der Schnee liegt drei Fuß hoch, hart wie Beton“, zitierte CNN den Meteorologen Reed Timmer.

Der deutsche Rückversicherer MunichRe schätzte den Gesamtschaden nach „Sandy“ am Montagabend grob auf 15 bis 20 Mrd. Dollar (bis knapp über 15 Mrd. Euro). Andere Risikoanalysen bezifferten die Schäden mit dem Doppelten. „Irene“ hatte im August des Vorjahres Schäden in einer Höhe von rund zehn Mrd. Dollar (7,7 Mrd. Euro) verursacht.

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