Rivale stolpert über Kartendienst
Die Mitteilung von Apple am Montag war nüchtern gehalten. „Apple gibt bekannt, dass Scott Forstall das Unternehmen im nächsten Jahr verlassen wird.“ Damit ließ Apple-Chef Tim Cook eine Bombe platzen. Ein Jahr nach dem Tod von Steve Jobs baut er nun das Unternehmen nach seiner Fasson um.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Branchenexperten warteten schon länger darauf, dass Cook dem Unternehmen seinen Stempel aufdrücken werde. Nach Ablauf des „Trauerjahres“ war es nun so weit. Wie schon länger vermutet holte er den britischen Stardesigner Jonathan „Jony“ Ive zu sich in die Chefetage. Ive, der bis zuletzt gemeinsam mit Jobs für das Aussehen der Apple-Geräte verantwortlich zeichnete, soll nun auch der Software den Apple-Look verpassen.
Neues Apple-„Dream-Team“
Ive ist seit 15 Jahren eng mit dem Unternehmen verbunden. Als Jobs nach seiner Rückkehr zu Apple 1997 die Entwürfe von Ive sah, holte er ihn als Chefdesigner an seine Seite. „Niemand kann ihm reinreden. Das habe ich so eingerichtet“, sagte Jobs seinem Biografen Walter Isaacson vor seinem Tod. Unter Cook erhält Ive nun eine Machtfülle, wie sie bisher nur Jobs innehatte.

AP/Paul Sakuma
Bei Präsentationen war Ive nur über Screens zugeschaltet
Dass Cook und Ive das Erbe von Jobs teilen würden, war für Isaacson die schlüssigste Variante, wie er in seinem Buch ausführte. Ive gilt als scheu und wenig kommunikativ. Selbst bei Produktpräsentationen ließ er sich meist nur über Videokonferenzen zuschalten. Damit macht er Cook die Rolle im Rampenlicht nicht streitig. Cook wird sich daher ungestört ums Geschäftliche kümmern können.
Doch um das harmonische Zweigespann nicht zu stören, musste zuvor ein weiterer Jobs-Vertrauter das Apple-Unternehmen verlassen: der einflussreiche Chef der iOS-Softwareplattform für iPhone und iPad, Forstall. Forstall gilt als ehrgeizig und ruppig und sorgt immer wieder für Spannungen innerhalb der Führungsetage. Doch Jobs wusste, wie er sein charakterlich so unterschiedliches Team unter Kontrolle halten konnte. Nach seinem Tod eskalierte der Streit.
Keine Entschuldigung von Forstall
Vor allem zwischen Ive und Forstall soll es in den vergangenen Jahren immer wieder Spannungen gegeben haben. Auch andere Mitarbeiter beklagten Forstalls Führungsstil. Da kam Cook der misslungene Start des ersten eigenen Kartendienstes von Apple gerade recht. Die zum Start des iPhone 5 präsentierten Karten lösten bei den Nutzern heftige Kritik aus, weil sie fehlerhaft und ungenau waren. Cook musste sich öffentlich dafür entschuldigen. Forstall hingegen soll seine Unterschrift unter die Entschuldigung verweigert haben, schreibt die „New York Times“.

AP/Jeff Chiu
Forstall war bei den Mitarbeitern wegen seiner ruppigen Art unbeliebt
Das dürfte bei Cook das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Forstall werde 2013 das Unternehmen verlassen und danach als Berater für Cook tätig sein, ließ Apple verlauten. Forstall war zu einer Stellungnahme nicht erreichbar. Damit ist die Karriere als „Zauberlehrling“ wie ihn das Magazin „Businessweek“ einmal bezeichnete, wohl vorbei. Keiner im Unternehmen hat Jobs’ Visionen so verinnerlicht wie Forstall, selbst sein Auftreten wurde dem des verstorbenen Apple-Chefs immer ähnlicher. Zuletzt fuhr er sogar dasselbe Auto wie sein großer Mentor.
Seine Aufgaben sollen nun unter mehreren Managern aufgeteilt werden. Der bisherige OS-X-Chef Craig Federighi wird iOS übernehmen. Eddy Cue, zuständig für das Internetservice, soll Apple Maps und Siri übernehmen. Hardwarechef Bob Mansfield, der eigentlich in Pension gehen wollte und von Cook zum Bleiben überredet wurde, leitet künftig eine neue Technologiesparte, die für Mobilfunktechnik und Chipentwicklung zuständig sein wird.
Erste Personalentscheidung war Flop
Und noch ein prominenter Posten ist vakant. Der erst vor wenigen Monaten aus Großbritannien geholte Chef der Apple Stores, John Browett, muss ebenfalls gehen. Er war eine der ersten großen Personalentscheidungen von Cook als CEO. Browett sorgte relativ schnell für eine Kontroverse mit Sparplänen für die Apple Stores, die rasch zurückgenommen wurden. Unter den Mitarbeitern sorgte er wegen Arbeitszeitkürzungen für Zorn. Nach einem Nachfolger für ihn werde bereits gesucht, bis dahin werde Cook selbst die Führung übernehmen, hieß es.
Links: