Ostküste steht still
Mit einer Geschwindigkeit von mittlerweile 44 Kilometer pro Stunde bewegt sich der riesige Wirbelsturm „Sandy“ auf die US-Ostküste zu. Auf seinem Weg über den Atlantik gewinnt der Sturm immer mehr an Fahrt. Erste Ausläufer mit heftigen Windböen und Starkregen haben bereits für Stromausfälle vor der Millionenmetropole New York gesorgt.
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Meteorologen gehen davon aus, dass das Zentrum des Sturms in der Nacht auf Montag (Ortszeit) 90 Kilometer südöstlich von Cape May in New Jersey - rund 200 Kilometer von New York City entfernt - an Land treffen wird. Den Städten entlang der Küste drohen Sturmböen bis zu 150 km/h und drei Meter hohe Flutwellen.
„Es ist die denkbar ungünstigste Zeit“, erklärte Meteorologe Al Roker gegenüber NBC News. „Sandy“ kommt genau zu Vollmond auf die Küste, was zu Rekordüberschwemmungen führen kann. Die Auswirkungen könnten laut Roker schlimmer werden als bei Hurrikan „Irene“, der im vergangenen Jahr 45 Tote in den USA forderte. Schon die ersten Ausläufer von „Sandy“ sorgten an den Stränden von New York für ähnliche Schäden wie damals bei „Irene“.

Reuters/Eduardo Munoz
Der Holland-Tunnel wurde für den Verkehr gesperrt
Verkehr steht still
Aus Angst vor Überflutungen haben die Behörden in New York mehrere wichtige Straßentunnel gesperrt. Die Tunnel Holland und Brooklyn-Battery sind auf Anordnung von Gouverneur Andrew Cuomo geschlossen worden. Die Vorhersagen für steigende Wasserpegel wegen des herannahenden Sturmes seien „außergewöhnlich“, fügte er hinzu. New Yorks Brücken würden geschlossen, wenn die Windgeschwindigkeiten des Hurrikans 100 Stundenkilometer erreichten, sagte Cuomo.
Auch das Hauptquartier der Vereinten Nationen (UNO) blieb am Montag ebenso geschlossen wie die New Yorker Börse. Der Handel an der New York Stock Exchange werde auch am Dienstag ausfallen, teilte der Börsenbetreiber NYSE Euronext mit. Weil der Nahverkehr stillsteht, können die Händler nicht zur Arbeit kommen. Zudem liegt die Wall Street in einer Gegend, die überflutungsgefährdet ist. Ab Mittwoch soll die Börse dann wieder öffnen, sofern es die Wetterbedingungen zulassen.
Schulen und Büros bleiben zu
Auch Washington und Philadelphia stellten den öffentlichen Nahverkehr ein. In der US-Hauptstadt konnten die Mitarbeiter der Regierung zu Wochenbeginn zu Hause bleiben. Für zwei Millionen Kinder fiel wegen Schulschließungen in sieben Bundesstaaten der Unterricht aus. Die Fluglinien strichen mehr als 7.400 Flüge, auch viele Transatlantikverbindungen waren betroffen. Schon seit dem Wochenende hatte sich die Bevölkerung mit Hamsterkäufen auf den Sturm vorbereitet, in vielen Gegenden wurden Wasser und Taschenlampen knapp.

AP/Richard Drew
Bürogebäude in Manhattan wurden auf Anweisung der Behörden geschlossen
Im letzten Moment konnte US-Präsident Barack Obama noch von einer Wahlkampftour in Florida nach Washington zurückkehren. Wie sein Sprecher, Jay Carney, mitteilte, hatte der Präsident eine recht raue Landung auf dem Luftwaffenstützpunkt St. Andrews. Von dort eilte Obama zum Weißen Haus, wo er eine Sitzung des Krisenstabs leiten wollte.
Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe erwartet
Wegen des Sturms war zuvor bereits ein Fahrverbot für Busse, U-Bahnen und Regionalzüge der Metropole verhängt worden, die sonst rund um die Uhr unterwegs sind. Das Hauptquartier der UNO sowie die New Yorker Börse blieben geschlossen. Gouverneur Cuomo kündigte am Montag den Einsatz von noch einmal tausend zusätzlichen Mitgliedern der Nationalgarde für den Bundesstaat New York an.
Mehr als 1.100 Kilometer lang ist der Küstenstreifen von Maine bis nach South Carolina, der die Auswirkungen von „Sandy“ spüren könnte. Im Gefahrengebiet im Nordosten der USA wohnen etwa 50 Millionen Menschen. Der Hurrikan soll sich nach Angaben von Wetterexperten mit einer Kaltfront zu einem besonders schweren Unwetter vereinigen.
Am Montag waren bereits rund 700.000 Haushalte ohne Strom, und weitere Stromausfälle dürften folgen. Die möglichen Schäden durch „Sandy“ werden von Experten in zweistelliger Milliardenhöhe angegeben. Die auf Risikoabschätzung spezialisierte Firma Eqecat teilte am Montag mit, sie rechne mit versicherten Verlusten von fünf bis zehn Milliarden Dollar. Die wirtschaftlichen Schäden dürften sich demnach auf zehn bis 20 Milliarden Dollar belaufen.

AP/Mark Duncan
Die „Bounty“ geriet vor North Carolina in den Hurrikan
„Bounty“-Nachbau gesunken
Auf seinem Weg von der Karibik an die US-Küste trafen die Ausläufer von „Sandy“ 90 Seemeilen vor North Carolina auch auf die „HMS Bounty“. Der historische Nachbau eines Dreimasters wurde durch den 1962 gedrehten Film „Meuterei auf der Bounty“ berühmt. Das Schiff war gerade auf dem Weg nach Florida, als die Verbindung zur Crew abriss. 14 Besatzungsmitglieder konnten mit Hubschraubern geborgen werden, ein weiteres Crewmitglied wurde am Abend aus dem Wasser gerettet. Der Kapitän des Schiffes gilt immer noch als vermisst. Das Schiff ist bei fast sechs Meter hohen Wellen leckgeschlagen und gesunken. Laut US-Küstenwache ist nur noch ein Teil des Mastes sichtbar.
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