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Herausforderung für Kandidaten

Millionen US-Bürger bereiten sich auf das Eintreffen von „Sandy“ an der US-Ostküste vor. Der Hurrikan wirft indes bereits die Wahlkampfpläne von US-Präsident Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney über den Haufen. US-Medien spekulieren, wer vom Hurrikan im Wahlkampf profitieren kann, denn das Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen geht weiter.

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Beide Kandidaten sagten bereits Auftritte in den für das Rennen um das Weiße Haus wichtigen „Swing-States“ Virginia, North Carolina und New Hampshire ab. Es gibt düstere Prognosen, wonach der Sturm zu weit verbreiteten Stromausfällen führen wird, die bis zum Wahltag am 6. November auch die Stimmabgabe beeinträchtigen könnten. Zugleich bietet die Katastrophe den Wahlkämpfern auf der Zielgeraden eine neue Bühne.

Test für Obamas Führungsqualität

So gilt laut „Washington Post“ der Hurrikan als Prüfung für Obamas Führungsqualität. Bewährt er sich als „Commander in Chief“ (Oberbefehlshaber), wie er es in den TV-Duellen mit Romney beschwor, könnte ihm das viele Sympathien bringen. Die Reaktion der Regierung auf den Hurrikan liegt allein in Obamas Verantwortung. Obama wolle lieber im Weißen Haus sein, um die Sturmfolgen und Koordinierung der Hilfsmaßnahmen intensiv zu verfolgen, so sein Sprecher. Bereits im Vorfeld von „Sandy“ gab Obama Warnungen an die Bevölkerung heraus.

Er rief etwa für die Millionenmetropolen Washington und New York sowie die Bundesstaaten Maryland und Massachusetts den Notstand aus. Er sprach von einem gefährlichen Sturm. Bewohner sollten den Warnungen der Behörden folgen. Obama will vor der Wahl in gut einer Woche unbedingt ein Desaster wie nach Hurrikan „Katrina“ im August 2005 vermeiden. Damals geriet Ex-Präsident George W. Bush wegen der unkoordinierten Hilfe der Regierung heftig in die Kritik.

Stiehlt „Commander in Chief“ Romney die Show?

Die Möglichkeit, sich als großer Katastrophenhelfer zu geben, hat Romney nicht. Doch auch er wird daran gemessen werden, was er angesichts des Hurrikans macht und welche Taktik er gegen Obama einsetzt. Seine bisherige Linie, Obama Verfehlungen vorzuhalten, wird er indes nicht durchhalten können - zu negativ wäre die Botschaft angesichts „Sandys“.

Für Romney sind Verschiebungen wegen Naturereignissen allerdings nichts Neues. Wegen des Tropensturms „Isaac“ war der Beginn des Parteitags der US-Republikaner, wo Romney zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wurde, um einen Tag verschoben worden. Hier wäre die Kandidatenkür in den Medien durch die Berichterstattung über „Isaac“ untergegangen.

Das Problem mit der Berichterstattung

Die Berichterstattung über den Wahlkampf wird denn auch unter „Sandy“ sicherlich leiden, so US-Medien. Der Hurrikan werde alles überdecken, und das nicht nur in den betroffenen Staaten, sondern landesweit. Problematisch wird das vor allem in den heiß umkämpften „Swing-States“. Auftritte wurden von beiden Lagern bereits abgesagt. Die Dominanz von „Sandy“ in den Medien wird es für die beiden Kandidaten schwierig machen, sich für ihre Wahlkampfthemen in den wahlentscheidenden Staaten Gehör zu verschaffen.

In den von „Sandy“ betroffenen Bundesstaaten werden sich Millionen Wähler mehr auf ihre persönlichen Problemen konzentrieren als auf die Wahl, wie die Website The Daily Beast schreibt. Ein Problem, das daran anknüpft, könnte sich bei der Mobilisierung der Wähler stellen. Betroffene zur Wahlurne zu locken wird durch die mögliche Katastrophe erschwert werden. „Sandy“ könnte ebenfalls Rückschläge für die Anstrengung beider Kandidaten bringen, Frühwähler zum Urnengang zu bewegen.

Kein Strom für Wahlmaschinen?

Auch könnten Millionen Bürger durch „Sandy“ in der letzten Woche vor der Wahl am 6. November ohne Strom sein. Damit ist es für sie nicht möglich, die Werbespots Obamas und Romneys im Fernsehen wahrzunehmen. Vor allem Romney hatte für die TV-Spots kurz vor der Wahl noch viel Wahlkampfgeld zurückgehalten. Doch es gibt auch Spekulationen, dass bei einem Stromausfall, der länger dauert, in einigen Gebieten die Wahl selbst in Gefahr ist: In den USA sind Wahlmaschinen im Einsatz und die funktionieren teils nur mit Strom.

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