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Skitouren als Wachstumssegment

In den Sportgeschäften sind die neuen Skimodelle für den Winter 2012/13 angekommen. Die Talsohle im weltweiten und österreichischen Skimarkt sei durchschritten, „es geht sicher nicht mehr weiter nach unten; dramatische Zunahmen sind aber auch nicht zu erwarten“, sagte Branchensprecher und Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer.

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Fischer-Chef Franz Föttinger sprach von „Schwankungsbreiten, die bleiben“. Er erwarte für heuer ein Umsatzminus seiner Firma von rund zehn Prozent. Bei einem schneereichen Winter könne man mit einem Plus aussteigen, bei einem ganz schlechten Winter könne das Minus auch entsprechend höher ausfallen, so Föttinger. „Noch ein schlechter Winter wäre nicht ideal“, sagte auch Head-Chef Bob Koch zur APA. In der vergangenen Saison sei man „mit einem blauen Auge davongekommen“. Im Handel etwa gab es erstmals seit dem Jahr 2000 ein Umsatzminus im Wintergeschäft von 0,2 Prozent.

Anpassung an den Markt

Die Skiverkäufe auf dem Weltmarkt würden sich insgesamt auf 3,2 bis 3,3 Mio. Paar Ski einpendeln, erklärte Mayrhofer. Die Branche habe ihre „Hausaufgaben gemacht und Kosten an den gesunkenen Markt angepasst.“ Produktionsstätten wurden geschlossen, Kapazitäten zurückgefahren - schließlich wurden vor rund zehn Jahren noch rund 6 Mio. Paar Skier verkauft. Wenn es einen schlechten Winter gebe, würden die Deckungsbeiträge über die Diversifizierungsprodukte wie Skibrillen oder -Helme erwirtschaftet.

„Nicht mehr auf Halde produzieren“

Allen Herstellern ist gemein, dass sie „nicht mehr auf Halde produzieren“, wie Föttinger erklärte. Auch das Angebot wird immer breiter gestreut, um das Risiko zu minimieren - so steigt der Umsatzanteil der Skiproduzenten im Accesoirgeschäft von Helmen über Skischuhe, von denen sich jährlich bis zu 3,5 Mio. Paare verkaufen, bis zu Protektoren, Skibrillen und der modischen Skijacke. Koch erwartete zudem ein Plus von zehn Prozent am Skitour-Markt. Die Erzeugung wird zudem so genau wie möglich auf den erwarteten Bedarf abgestimmt. „Wenn es ein Top-Winter wird, werden gewisse Skimodelle vorübergehend ausverkauft sein“, so der Fischer-Chef.

„Reinen Alpinskilauf gibt es nicht mehr“

„Der Skisport diversifiziert sich“, sagte Ernst Aichinger von der Wirtschaftskammer-Sparte Sportartikelhandel. „Reinen Alpinskilauf gibt es fast nicht mehr. Es geht auch um Langlauf, Tourengehen. Die Leute werden vielfältiger - und im Handel hilft uns jede Betätigung der Menschen; wie auch ihnen selbst.“ Es sei ähnlich wie mit dem „Outdoor-Trend“ im Sommer: „Dieser geht vom Schwammerlsuchen bis zum Erklimmen des Mount Everest.“

Der Absatz in Österreich

In Österreich wurden in der vergangenen Saison laut Daten des Verbandes der Sportartikelerzeuger und -ausrüster Österreichs (VSSÖ) insgesamt 357.500 Paar Ski verkauft, in der Saison davor waren es 388.500 gewesen. Fischer machte beispielsweise einen Umsatz von 186 Mio. Euro. Der Rückgang sei wegen des „allgemeinen Konsumrückgangs in Österreich“ und des Schneemangels erfolgt, von der Industrie aber gut verdaut worden, hieß es vom VSSÖ. Gelitten habe jedoch im Besonderen der städtische Sporthandel.

Für heuer wird mit einem Plus gerechnet: „Derzeit gehen wir von einem realen Umsatzwachstum gegenüber 2011/2012 von fünf bis zehn Prozent aus“, so Gernot Kellermayer, VSSÖ-Präsident. Er argumentierte mit „Innovationen und neuen Trends bei den Skiern“ sowie der bevorstehenden Ski-WM in Schladming, „die in Österreich viele Emotionen freisetzen wird“. Regional seien zweistellige Umsatzzuwächse zu erwarten, österreichweit ein Plus von zwei bis drei Prozent.

Was kann Schladming bewirken?

Zur Wirkung der Ski-WM auf die Verkäufe gehen die Meinungen allerdings auseinander: „Dass der Ski-Rennsport im Interesse auch in Mitteleuropa leicht rückläufig ist, daran ändert auch die Ski-WM nichts“, meinte etwa Föttinger. Man höre aus Skiclubs, es gebe Probleme beim Füllen der Nachwuchsgruppen im Rennlauf. „Wo es nicht ums ‚Stanglfahren‘ geht, ist das Interesse gegeben.“ Aichinger meinte, die WM werde das Geschäft ankurbeln, „wesentlich ist aber das Wetter, das ein offener Faktor bleibt“.

Das dürfte am Trend zum Freestyle-Skilauf liegen, der vor allem die Jugend von den USA aus erfasst hat und hierzulande voranschreitet - anstatt mit dem Snowboard Fun-Parks zu befahren. „Das Freestyle-Skiing ist ein Wachstumsmarkt“, so Föttinger.

Die WM kommt spät

Michael Rumerstorfer vom Sporthandelsunternehmen Sport Eybl/Sports Experts meinte zur WM, dass es im Handel zu diesem Zeitpunkt im Februar „schon wieder mit den Rädern losgeht“. Die WM sei zwar ein „wichtiger Anlass“, werde aber „eher passiv wahrgenommen, weniger in den Verkäufen“. Kellermayr sagte, in den Tourismusgebieten werde mit den Fahrrädern erst etwas später gehandelt als in den großen Städten.

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