Druck aus Bevölkerung
Nach fünf tödlichen Haiangriffen innerhalb eines Jahres wollen australische Behörden nun Weiße Haie jagen und töten. Wie die Regierung im Bundesstaat Western Australia vergangene Woche mitteilte, sei dort jeder Hai, der eine Bedrohung für Schwimmer darstelle, zur Tötung freigegeben.
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Haie, die in der Nähe von Stränden entdeckt werden, sollen getötet werden, um Badegäste zu schützen, sagte der Ministerpräsident, von Western Australia, Colin Barnett. Haiexperten kritisierten die Ankündigung scharf, die eine Kehrtwende im bisherigen Umgang mit Haiangriffen markiert.
Doch die Politik war zuletzt stark unter Handlungsdruck geraten. Entsprechend betonte Barnett bei der Präsentation der neuen Regeln auch, dass das Leben und die Sicherheit von Strandbesuchern immer wichtiger seien als die Haie. „Lassen wir die Kirche im Dorf: Das ist letztlich nur ein Fisch“, so Barnett wörtlich.
Plötzliche Kehrtwende
In den vergangenen dreißig Jahren standen die bedrohten Räuber in Australien unter Schutz. Nur bestimmte Haie, die vermutlich Schwimmer angegriffen hatten, durften getötet werden. Im Durchschnitt ereignete sich ein Haiangriff im Jahr. Noch vor wenigen Wochen hatten die Behörden versichert, der Bedrohung mit Hilfe von Absperrungen Herr zu werden.
Mit Hilfe des nun beschlossenen, 6,85 Mio. australische Dollar schweren Pakets sollen künftig Haie, die sich Badenden zu sehr nähern, verfolgt, gefangen und getötet werden. Zusätzlich wird weitere Ausrüstung für Rettungsschwimmer angekauft und eine Studie über die Errichtung von Haibarrieren in Auftrag gegeben.

AP/Bob Griffith
Vor Australiens Küsten werden immer wieder Haie gesichtet
Die unabhängige Naturschutzorganisation Conservation Council of Western Australia lobte die zusätzlichen Mittel für Forschung und verstärkte Patrouillen - die präventive Tötungsstrategie hält die NGO aber für ineffektiv. Die „Schuldig bis zum Beweis des Gegenteils“-Strategie sei eine „reflexartige Reaktion auf Bedenken in der Öffentlichkeit, die der Umwelt Schaden zufügen, die Schwimmer aber nicht schützen wird“, so der Leiter der maritimen Abteilung der NGO in einer Stellungnahme.

AP/Kike Calvo
Weiße Haie - präventive Tötung als beste Strategie?
„Keine praktikable Option“
Haifachmann Chris Neff von der Universität Sydney verurteilte das Notschlachtungsprogramm als „Hollywood-Reaktion“. Man könne Haie nicht kontrollieren, betonte Neff: „Es gibt keine kurzfristige Lösung gegen Haiangriffe. Alle Haie zu töten ist keine praktikable Option.“
Die Zahl der Weißen Haie vor der Westküste Australiens habe zwar plötzlich stark zugenommen, doch es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, dass Jagd auf Haie zu weniger Angriffen führen werde, meinte Neff. „Wir sind ihnen im Weg und nicht auf ihrer Speisekarte.“ Die Angriffe seinen tragisch, würden aber auch wieder abnehmen, erklärte der Haiexperte.
Nachdem im Vorjahr ein Taucher vor der westaustralischen Küste von einem Hai getötet worden war, hatte die Regierung versucht, den Hai mit Hilfe von Thunfischködern zu fangen. Es war das erste Mal, dass die Behörde eine Ausnahmeregelung vom umfassenden Schutz des Weißen Hais beantragt hatte. Der Hai wurde allerdings nie gefasst.
Zwölf zu hundert Millionen
Die Gefahr eines tödlichen Haiangriffs ist für Menschen sehr gering, wie Tierschutzorganisationen stets betonen. 2011 wurden weltweit lediglich 75 Attacken der Raubfische auf Schwimmer und Surfer registriert (2010: 81). Davon endeten zwölf (2010: sechs) tödlich. In Australien starben 2011 drei Menschen durch Haie bei insgesamt elf Angriffen.
Nach Angaben der Umweltstiftung WWF enden jährlich etwa 100 Millionen Haie als Beifang in Fischernetzen oder als Speisefisch. Das Fleisch des Dornhais wird zu Schillerlocken. Rückenflossen der vom Aussterben bedrohten Tiere landen in der Suppe. Ihre Leber wird zu Lebertran und die Knorpel für Medikamente in der asiatischen Medizin verwertet.
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