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Aufatmen in Euro-Zone

Die maroden spanischen Banken benötigen zu ihrer Sanierung staatliche Hilfen von bis zu 59,3 Milliarden Euro. Das ergab heute ein „Stresstest“, den die Managementberatung Oliver Wyman im Auftrag der Madrider Regierung und der Zentralbank unternahm.

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Das Ergebnis unterscheidet sich damit nicht wesentlich von einer ersten Schätzung im Juni. Von den Euro-Partnern waren Spanien bereits an Bedingungen geknüpfte Hilfen von bis zu 100 Milliarden Euro für die Banken zugesagt worden. Die drei größten spanischen Geldhäuser Santander, BBVA und La Caixa benötigen keine Hilfen, ergab der „Stresstest“.

Juncker erleichtert

Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker zeigte sich erleichtert, dass die zugesagte finanzielle Unterstützung zur Sanierung der spanischen Banken ausreicht. „Ich bin beruhigt, dass der tatsächliche Kapitalbedarf des spanischen Bankensektors bei etwas weniger als 60 Milliarden Euro liegt“, sagte Juncker in einer in Luxemburg verbreiteten Erklärung.

Der „Stresstest“

In dem „Stresstest“ der Beratungsfirma Oliver Wyman wurde ermittelt, wie viel zusätzliches Kapital die angeschlagenen Institute des Landes benötigen, um einen Rückgang der heimischen Wirtschaftsleistung von 6,5 Prozent in der Zeit von 2012 bis 2014 zu überstehen.

Hilfe war „mehr als angemessen“

Die Euro-Länder hatten Madrid bereits im Juli pauschal bis zu 100 Milliarden Euro zur Rettung maroder Banken zugesagt - nun liegt der benötigte Betrag wie erwartet deutlich darunter. Die Studie zeige, dass diese Summe „mehr als angemessen“ sei, um den Kapitalbedarf zu decken - „inklusive einer komfortablen Sicherheitsmarge“, sagte der Euro-Gruppen-Chef. Wann die Euro-Zone dazu eine Entscheidung treffen wird, ist bisher offen.

Juncker sagte, das Programm für Spanien werde dazu beitragen, dass die Banken sich innerhalb der gesetzten Frist mit frischem Kapital versorgen könnten. Verbunden mit weiteren Reformen würden somit „alle Teile des spanischen Bankensystems zu Solidität und Stabilität zurückkehren“.

Komplettes Hilfspaket erwartet

Zuletzt war allgemein erwartet worden, dass die Banken davon 50 bis 60 Milliarden Euro benötigen werden, da sie bereits 20 Milliarden Euro zur Stopfung der Finanzlöcher erhalten haben. Die Finanzmärkte rechnen mehrheitlich damit, dass Spanien über den Rettungsschirm ESM zusätzlich ein komplettes Hilfspaket beantragen wird, um seine Finanzierungskosten zu senken.

Kapitalflucht wegen Krise

Zuvor war am Freitag bekanntgeworden, dass die Kapitalflucht aus Spanien infolge des andauernden Misstrauens der Investoren eine neue Rekordhöhe erreicht hat. Wie die Zentralbank mitteilte, wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 235,4 Milliarden Euro aus Spanien abgezogen.

Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte das Land noch einen Kapitalzufluss von 47,4 Milliarden Euro verzeichnet. Dennoch hat sich die Kapitalflucht im Juli merklich abgeschwächt: In dem Monat wurde ein Nettokapital von 15 Milliarden Euro abgezogen, gegenüber 59 Milliarden Euro im Vormonat.

Dringend anstehende Bankenreform

Der „Stresstest“ soll den Auftakt zur umfassenden Bankenreform in Spanien bilden und wieder Vertrauen in das Finanzsystem des Euro-Krisenlandes schaffen. Die im Jahr 2008 geplatzte Immobilienblase hatte mehrere spanische Banken in Bedrängnis gebracht. Kredite konnten nicht mehr bedient werden, Banken blieben auf einem Berg von wertlos gewordenen Grundstücken und halbfertigen Gebäuden sitzen.

Der selbst von Schulden geplagte Staat konnte die Milliardensummen für die Bankensanierung nicht aufbringen und musste die Euro-Partner um Hilfe bitten. Um diese zu bekommen, hatte die Regierung entscheidende Schritte beschlossen, um seine Banken zu sanieren. Herzstück der Finanzreform ist die Gründung einer Auffangbank im November. In dieser Art „Bad Bank“ sollen notleidende Immobilienkredite der Banken in Milliardenhöhe gesammelt werden.

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