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ESM-Chef lobt Irland und Portugal

Der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, zeigt im ORF-Interview Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung, dass die Milliarden an Steuergeld, die in die Schuldenländer gesteckt werden, verschwinden könnten.

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In Bezug auf Griechenland leugnet Regling auch gar nicht, dass dieses Risiko tatsächlich besteht: „Das ist nicht zu leugnen, aber wir tun alles, um Griechenland zu helfen.“

Doch Regling rechnet nicht damit, dass die Krise auch in anderen Euro-Ländern ähnlich dramatische Ausmaße erreichen wird, denn die Strategie habe bisher funktioniert: „Irland und Portugal sind eine Erfolgsgeschichte. Diese zwei Länder werden ihre Schulden zurückzahlen.“ Irland könne bereits wieder auf dem internationalen Finanzmarkt bestehen und habe bereits für fünfjährige Staatsanleihen private Abnehmer gefunden. Damit sei Irland nicht mehr ausschließlich auf die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und des EU-Rettungsschirms angewiesen.

Vorbild IWF

„Wir sollten auch vom Modell des Internationalen Währungsfonds lernen“, betont der frühere Hedgefonds-Manager. Dieser habe langfristig keine Verluste geschrieben, obwohl er immer wieder große Summen an Krisenländer verliehen hat.

Regling widerspricht im Interview allen Pessimisten und betont, der Euro sei weiter stark. In Gesprächen mit Investoren in Asien und mit Regierungen zeige sich, dass diese „den Euro nach wie vor als zweitwichtigste Weltwährung“ wahrnehmen würden.

Für „Hebelung“ des ESM

Und laut Regling kehrt das Vertrauen in die Euro-Zone zurück. So hätten internationale Fonds beim ersten Rettungsschirm EFSF - auch aus Mangel an sicheren Alternativen - Anleihen mit sechsmonatiger Laufzeit in der Höhe von insgesamt knapp zwei Milliarden Euro gezeichnet, obwohl sie dafür keine Zinsen bekommen hätten. Und Regling unterstützt explizit die Pläne, den ESM mit Hilfe von Privatinvestoren - also Staatsfonds und großer Pensionsfonds - zu „hebeln“. Das sei ein „sehr bestimmtes Element, wo private Kreditgeber mit ins Boot geholt werden sollen, um öffentliche Gelder nicht so schnell auszugeben“.

Zuletzt war Kritik an der Hebelung laut geworden, da Privatinvestoren laut Medienberichten ein bevorzugter Gläubigerstatus eingeräumt werden soll. Im Fall von Zahlungsausfällen müssten demnach nicht die Privatinvestoren keine Verluste hinnehmen - das Risiko würde laut den Berichten allein bei den Euro-Staaten liegen.

Nach dem grünen Licht durch das deutsche Höchstgericht in Karlsruhe kann der ESM am 8. Oktober seine Aktivität aufnehmen. Klaus Regling steigt damit dem Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, zu einem der mächtigsten Euro-Manager auf.

Sonja Sagmeister, ORF

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