Brutaler Krieg rivalisierender Ethnien
Im ostafrikanischen Kenia sind in den letzten Wochen mindestens 110 Menschen bei gewaltsamen Zusammenstößen ums Leben gekommen. Hintergrund sind ethnische Konflikte, hauptsächlich im Zusammenhang mit einem Streit um Land.
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Erst Anfang der Woche wurden nach Angaben des kenianischen Roten Kreuzes mindestens 38 Menschen bei einem erneuten Massaker getötet. Weitere wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht. Staatspräsident Mwai Kibaki verhängte inzwischen über die betroffene Region den Ausnahmezustand und kündigte die Entsendung weiterer Sicherheitskräfte an.

AP
Hunderte Menschen griffen ein Dorf an und brannten Häuser nieder
Rettungskräfte vor Ort teilten mit, dass bei den Krawallen im Distrikt Tana River im Südosten des Landes am Montag zumindest fünf Frauen, acht Kinder und neun Polizisten getötet wurden. Laut kenianischem Roten Kreuz hatten rund 300 Menschen das Dorf Kilelengwani angegriffen und Häuser in Brand gesteckt. In anderen Berichten war von bis zu 500 Angreifern und 160 zerstörten Häusern die Rede. Als wahrscheinliches Motiv wurde wiederum Rache genannt.
Immer wieder Fehden und Racheaktionen
Die Lage sei nach dem Angriff weiter angespannt, hieß es. Der Chef des kenianischen Roten Kreuzes, Abbas Gullet, nannte die Situation in der Gegend „gefährlich“ und appellierte an die Regierung einzugreifen. „Es muss dringend etwas getan werden“, sagte er. Nicht einmal die Leichen seien weggebracht worden. Der Bezirk Tana River ist seit langem Schauplatz ethnischer Spannungen zwischen den rivalisierenden Volksgruppen Pokomo und Orma.
Konflikt zwischen Nomaden und Bauern
In der Nacht zum 22. August hatten Pokomo in der Region 52 Orma, hauptsächlich Frauen und Kinder, getötet. Die Angreifer gingen dabei äußerst brutal vor. Zahlreiche Menschen wurden mit Macheten und Hacken getötet. In einer Racheaktion wurden daraufhin Menschen in einer Pokomo-Siedlung mehrere Menschen erschossen.
Der Konflikt zwischen den beiden Ethnien dreht sich in erster Linie um Land- und Wasserrechte. Die Orma sind hauptsächlich nomadisierende Viehzüchter, die Pokomo dagegen sesshafte Bauern. Bereits im Jahr 2001 waren bei Zusammenstößen zwischen den beiden Volksgruppen in demselben Bezirk mehr als 130 Menschen getötet worden.
Die kenianischen Sicherheitsbehörden und internationale Organisationen versuchen gemeinsam mit den Stammesältesten Lösungen für die verfahrene Situation zu finden - bisher vergeblich. „Wir haben versucht, mit der Regierung und den beiden Gruppen zusammenzuarbeiten, um einen Friedensdeal auszuhandeln“, sagte Nelly Muluku, eine Sprecherin des kenianischen Roten Kreuzes, „aber diese Gewalt kommt von innen, und nur die Leute, die es betrifft, können entscheiden, ob sie Frieden wollen oder nicht.“
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