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Mode- und Immobilientycoon Pierre Cardin

An Selbstbewusstsein mangelt es dem französischen Designer Pierre Cardin nicht. „Ich bin einer der reichsten Männer Frankreichs. Ich kann mir alles leisten“, sagte er in einem Interview mit der Wochenzeitung „Der Stern“.

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Pierre Cardin hat in 60 Jahren mit 1.000 Fabriken in 100 Ländern ein Modeimperium aufgebaut, um das ihn viele beneiden, wie der kreative Geschäftsmann und Kunstmäzen, der am im Juli 90 Jahre alt geworden ist, selbstbewusst behauptet.

„Ich will nicht sterben. Alles andere habe ich erreicht. Ich habe die Welt bereist, habe die Weisheit der weltweit intellektuell wichtigen Menschen gesammelt und habe mit Picasso verkehrt“, gestand Cardin im Sommer in Belgrad, wo er seine neue Kollektion präsentierte. In Belgrad war Cardin schon, da war die Stadt noch jugoslawisch. Damals habe er seine Kollektion der Frau des kommunistischen Staatsgründers Tito, Jovanka Broz, vorgestellt, wie er der größten serbischen Zeitung „Blic“ weiter sagte.

Designer Pierre Cardin

Reuters/Benoit Tessier

Pierre Cardin wird als „größter Visionär der Mode“ bezeichnet

Der Schöpfer des „New Look“

Cardin kreierte 1947 den bekannten „New Look“ für Frauen, der sich durch eine ausgeprägte Taille und runde Schultern auszeichnet, steckte Mannequins in Raumanzüge und stand im Ruf, die besten Herrenanzüge und Kostüme von Paris herzustellen. Seine Ideen zu seinen Kollektionen - sein erstes Haute-Couture-Defilee präsentierte er 1953 - seien ihm entweder auf der Straße oder nachts, aus dem Unterbewusstsein heraus, gekommen. „Wenn es Nacht ist, sehe ich Formen, Materialien, Farben. Ich wache auf, mache das Licht an, zeichne und schreibe“, wie er 2008 der „Welt am Sonntag“ offenbarte.

Der Schneidermeister war mit seinem Geschäftssinn den meisten seiner Kollegen weit voraus. Er war der erste Couturier, der Mode für die Massen entwarf und eine Pret-a-porter-Kollektion auf den Markt brachte und der Erste seiner Branche, der seinen Namen für unzählige Produkte wie Möbel, Mineralwasser oder Plattenspieler hergab. Cardin war seiner Zeit immer wieder voraus: Er hat früher als alle anderen seine Fühler nach der ehemaligen Sowjetunion ausgestreckt und auch früher als alle den chinesischen Markt entdeckt.

Kein Interesse an Luxus

Luxus habe ihn noch nie interessiert, wie der Sohn eines französischen Weinhändlers sagt, der eigentlich Pietro Cardini heißt und in der Nähe von Venedig zur Welt kam. Für einen Mann, der Schlösser besitzt, eine verblüffende Aussage. „Ich hatte schon, seit ich sehr jung war, die Möglichkeit, mir alles zu kaufen“, erklärte er in dem Zeitungsinterview weiter. Was ihn interessiere, sei der kreative Aspekt seiner Unternehmen und Vorhaben.

Mit seinem Geld hat sich Cardin keine Freude verwehrt: 1969 kaufte er in der Nähe des Pariser Präsidentenpalasts Elysee ein altes Theater und funktionierte es in den „Espace Pierre Cardin“ um, ein Kulturzentrum mit Konferenzsälen, einem Luxusrestaurant, einer Kunstgalerie und einem Vorführraum für seine Kollektionen. Dann interessierte er sich für das Markenzeichen „Maxim’s“, in dessen Namen er Delikatessen wie Champagner und Gänseleber kommerzialisierte. Im Jahr 1981 kaufte er schließlich das gleichnamige Jugendstilrestaurant, wo einst Alain Delon und Romy Schneider speisten.

Immobilienimperium und Großvermögen

Heute kann Cardin auf einen beachtlichen Immobilienpark blicken und sich auf einem fetten Geldpolster ausruhen. Zu seinem Hab und Gut gehört das Schloss im südfranzösischen Lacoste, fast ein ganzes Dorf, das futuristische Ferienhaus Palais Bulles an der Cote d’Azur, das Musee Cardin im Norden von Paris, ein Auktionshaus und Einnahmen aus Hunderten von Lizenzverträgen.

Der steinreiche Geschäftsmann ist kinderlos, sein Freund und Mitarbeiter Andre Olivier starb 1993. Seit Jahren schon sucht er vergeblich nach einem Nachfolger. „Ich suche jemanden, der mein Lebenswerk respektiert. 60 Jahre habe ich geschuftet, um aus meinem Namen eine Marke zu machen. Es gibt heute mehr als 800 Lizenzen, da verkauft man nicht an den Erstbesten“, sagte der Designer in dem „Stern“-Interview. Bei dem Ego des Designers kann die Suche noch lange dauern.

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