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Exekution Jahre nach ihrem Wirken

Sie galt als eine der berüchtigtsten und gefürchtetsten Führungspersonen des organisierten Drogenhandels in den 70ern und 80ern: Als „Queen of Cocaine“ erlangte Griselda Blanco zweifelhafte Berühmtheit. Die Kolumbianerin schmuggelte im großen Stil Drogen in die USA und stieg zu einer der reichsten Frauen der Welt auf. Nun wurde die Drogenbaronin in Kolumbien erschossen, wie die Polizei am späten Montagabend (Ortszeit) mitteilte.

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Zwei Männer auf einem Motorrad hätten in Medellin auf die 69-Jährige gefeuert, als sie gerade eine Fleischhauerei verließ, so die Polizei. Blanco sei nach mehrfachen Kopfschüssen kurz darauf im Krankenhaus verstorben. Begleitet wurde Blanco von einer Schwangeren - die Ex-Frau eines ihrer Söhne blieb unverletzt, hieß es.

Fast 20 Jahre im Gefängnis

Der Mord auf offener Straße erfolgte fast drei Jahrzehnte nach dem Ende ihrer aktiven „Karriere“. Schließlich wurde Blanco 1985 in den USA festgenommen und zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen sie 19 im Gefängnis verbüßte. Nach ihrer Freilassung und Ausweisung 2004 lebte sie zurückgezogen in Kolumbien. Ihr Ende kam Jahre nach ihrem aktiven Wirken: Ihrer alten Rolle als „Großmutter des Kokains“ hatte sie bereits vor ihrer Verhaftung abgeschworen.

Männer mit Kontakten

1943 als Kind einer Feldarbeiterin und eines Großgrundbesitzers in einem Armenviertel im nordkolumbianischen Cartagena geboren, zog Blanco mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern wenige Jahre später nach Medellin. Während sich ihre Mutter als Gelegenheitsprostituierte durchschlug, soll auch Griselda Blanco missbraucht worden sein. Als Jugendliche fand sie in einer Gruppe von Straßenkindern Zuflucht. In der Rotlichtszene Medellins lernte sie gezielt Männer kennen, die über Kontakte in die USA verfügten oder selbst dort arbeiteten.

Durch einen ihrer Liebhaber schloss sie in Medellin mit Drogenhändler Alberto Bravo Bekanntschaft. Mitte der 70er Jahre ließen sich die beiden in New York nieder, wo sie bald ein Drogennetzwerk unterhielten. Bald kamen sie ins Visier der Ermittler, die im Rahmen der Operation Banshee gezielt kolumbianische Drogenhändler ausfindig machten. Erstmals stieß die Polizei auf Geschäftsverbindungen nach Medellin - stand den illegalen Umtrieben Blancos und ihrer Wegbegleiter aber jahrelang weitgehend machtlos gegenüber.

Blancos tausend Schmugglerinnen

Denn die Gruppe um Blanco führte längst in großem Umfang Kokainschmuggel von Medellin nach New York durch, auch Miami war - unter Zuhilfenahme von brutaler Gewalt - rasch erschlossen. Blanco brachte monatlich im Schnitt eineinhalb Tonnen Kokain per Flugzeug oder Schiff nach Miami. Außerdem setzte sie gezielt Frauen ein, die Kokain am Körper in die USA schmuggelten.

Die Gruppe soll über rund 1.000 „Mitarbeiter“ verfügt und monatlich mehrere Millionen Dollar erwirtschaftet haben - mit Miami und New York als Drehscheiben und Hauptumschlagsorte für den internationalen Kokainhandel. Blanco gehörte bald zu den Pionierinnen des kolumbianischen Drogenhandels - im Milieu wurde sie als „La Madrina“ (die Patin) gleichermaßen verehrt und gefürchtet.

250 Morde - Markenzeichen Motorradkiller

Mit der „Gründung“ der Handelsrouten von Kolumbien nach Florida und New York bereitete Blanco damit späteren Drogenbossen wie dem in den 90er Jahren erschossenen Pablo Escobar und dessen Medellin-Kartell entscheidend den Weg. Blanco war aber auch wegen ihrer Brutalität berüchtigt: Bis zu 250 Morde hat sie laut Medienberichten in Auftrag gegeben, darunter die an zahlreichen Rivalen. Der Einsatz von Motorradkillern war eines ihrer Markenzeichen, die „Cocaine Cowboys“ töteten ihre Opfer während der Fahrt vom Motorrad aus.

Auch ihre Liebhaber hatten es mit Blanco nicht immer leicht: Ihren langjähriger Geschäftspartner Bravo, einen von insgesamt drei Ehemännern, erschoss die etwa 1,50 Meter große Frau demnach im Streit um das gemeinsame Geschäft eigenhändig. 1981 bildete die US-amerikanische Drogenvollzugsbehörde (DEA) in Miami eine Sonderermittlungsgruppe gegen die Aktivitäten Blancos. Sie und ihre hochrangigen Partner konnten der Verhaftung lange Zeit durch Pendeln zwischen Florida, New York und Kolumbien entgehen.

Nach Inhaftierung zurück nach Kolumbien

Um dem starken Fahndungsdruck der DEA in Florida zu entgehen, verlegte Blanco Mitte der 80er Jahre ihren Operationssitz ins kalifornische Irvine südwestlich von Los Angeles. 1985 wurde sie schließlich in den USA festgenommen und verurteilt - auch der Tod eines Zweijährigen bei einer Schießerei wurde ihr damals zur Last gelegt.

Nach Verbüßung ihrer Haftstrafe im Jahr 2004 wurde Blanco nach Kolumbien abgeschoben. Drei ihrer ebenso ins Drogengeschäft involvierten vier Söhne, die bereits zuvor nach Kolumbien abgeschoben worden waren, wurden innerhalb weniger Tage nach ihrer Ankunft erschossen. Blanco selbst lebte nach ihrer Rückkehr acht Jahre unversehrt und in Zurückgezogenheit in Kolumbien. Ausgerechnet den von ihr selbst „erfundenen“ Motorradkillern fiel sie nun selbst zum Opfer.

Chef des Golfkartells festgenommen

Indes gelang den mexikanischen Behörden ein Schlag gegen die Drogenkartelle: Sie nahmen nach eigenen Angaben einen der mutmaßlichen Chefs des Golfkartells fest. Der Mann, der sich als Mario Cardenas Guillen alias „El Gordo“ zu erkennen gegeben habe, habe bei seiner Festnahme mehrere Pässe bei sich gehabt, teilte ein Sprecher der Marine am Dienstag mit.

„El Gordo“ sei am Montag im Hafen von Altamira in Tamaulipas von Marinesoldaten festgenommen worden. Seine Identität müsse noch endgültig bestätigt werden, hieß es. Das Golfkartell gehört zu den mächtigsten kriminellen Organisationen in Mexiko.

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