Gravierende Mängel bei Prestigeprojekt
In China werden immer häufiger die Spuren des Missmanagements im Baugewerbe sichtbar. Ein Teil einer neu gebauten Brücke in der Provinz Heilongjian stürzte ein. Die Yangmingtan-Brücke in der Stadt Harbin war erst im November eröffnet worden und galt als millionenteures Prestigeobjekt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Bei dem Einsturz eines Teilstücks von rund 100 Meter Länge fielen vier Lastwagen von der Brücke. Laut den Behördenangaben starben drei Menschen, mehrere wurden verletzt. Die Brücke überspannt den Songhua-Fluss und ist über 15 Kilometer lang. Im rund 3,5 Kilometer langen Rampenteil der Brücke ereignete sich das Unglück.

APA/Featurechina/Hao Bin
Die Brücke stürzte im Auffahrbereich auf über 100 Metern ein
Drei Brücken rasch gebaut
Die Baukosten betrugen laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua umgerechnet 266 Millionen Dollar. Die achtspurige Brücke gilt als die längste in Nordchina. Sie wurde von der China Railway First Group gebaut und ist die dritte in nur vier Jahren errichtete Brücke über den Songhua. Die rasch hintereinander gebauten Brücken waren wegen der ansteigenden Bevölkerungszahl und der rasant wachsenden Wirtschaft in der Region notwendig geworden.

APA/Featurechina/Hao Bin
Vier schwer beladene Lkws stürzten ab
Baugewerbe anfällig für Skandale
Schlampige Bauarbeiten und möglicherweise auch die Verwendung minderwertiger Materialien könnten für den Einsturz verantwortlich sein. Es wird auch überprüft, ob die Lkws überladen waren. Man wolle nichts ausschließen, so die Behörden. Das Unglück werde untersucht. Auch andere Brücken und Straßen sollen nun nach möglichen Mängeln untersucht werden.
Der Brückeneinsturz ist mindestens der sechste seit dem Juli letzten Jahres, wie die BBC berichtete. So kam es zu Brückenunglücken etwa auch in der Hauptstadt Peking und in Hangzhou. Auch hier wurden schlechte Verarbeitung sowie überladene Lkws für die Unglücke verantwortlich gemacht. Dahinter verbirgt sich auch das in China grassierende Missmanagement nicht nur bei Großprojekten und Korruption, dem die Regierung seit längerem den Kampf angesagt hat. Gerade im Baugewerbe ist der Einsatz von minderwertigen Materialien in der Bauphase schwer überprüfbar. Daher kommt es immer wieder zu Unglücken und den darauffolgenden Skandalen.
Erinnerungen an 2005
Der spektakulärste Einsturz einer neuen Brücke in den letzten Jahren ereignete sich 2005 in der Provinz Hunan. Die Brücke über den Fluss Jiantuo stand kurz vor ihrer Fertigstellung. Die über 300 Meter lange Brücke sollte den Bezirk Fenghuang mit dem Flughafen in der benachbarten Provinz Guizhou verbinden. Die 42 Meter hohe Brücke stürzte innerhalb weniger Sekunden auf der gesamten Länge ein. Sie brach zusammen, als mehr als 120 Arbeiter das Gerüst abbauen wollten - fast 40 von ihnen starben.
Bericht: Sicherheitsmängel bei Schnellzügen
Doch nicht nur Bauten werden in China in rasanter Geschwindigkeit hochgezogen, auch andere Prestigeprojekte leiden unter Eile und Missmanagement. So kam der offizielle Bericht über den Zusammenstoß zweier Schnellzüge im Juli 2011, bei dem mindestens 40 Menschen starben, zu dem Schluss, dass es eklatante Sicherheitsmängel gab. Einige Monate zuvor hatte der Eisenbahn-Minister zurücktreten müssen. Er soll im Laufe seiner Amtszeit rund 100 Mio. Euro an Schmiergeldern bekommen haben.
Links: