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Eine schrecklich nette Verwandtschaft

Saufgelage, Faschingsauftritt in Nazi-Uniform und Drogenkonsum: Prinz Harry hat seiner Großmutter, Queen Elisabeth von England, schon einiges an Nerven gekostet. Und auch über die jüngsten Skandalbilder aus Vegas dürfte die Queen „not amused“ sein. Dabei müsste die Queen längst an Skandale in ihrer Familie gewöhnt sein.

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Hinter seinem Vater Charles und seinem älteren Bruder William ist Prinz Harry der Dritte in der britischen Thronfolge. Doch sein adeliger Stand hinderte ihn nie daran, bei Festen richtig auf den Putz zu hauen. Schon als 17-Jähriger rauchte Harry Cannabis und trank Alkohol. Immer wieder wurde er dabei fotografiert, wie er betrunken aus Nachtclubs torkelte. Da half auch die Drohung seines Vaters nichts, ihn zur Abschreckung in Drogentherapiezentren arbeiten zu lassen.

Vorläufiger Höhepunkt waren Bilder einer Faschingsparty, wo Harry 2005 in einer Nazi-Uniform - inklusive rot-schwarzem Hakenkreuz am Oberarm - auftauchte. Danach wurde es ruhiger um den wilden Prinzen, nur gelegentlich sorgte noch die On-off-Beziehung zu seiner südafrikanischen Freundin Chelsy Davy für Schlagzeilen. Nach den Olympischen Spielen 2012 in London flog Prinz Harry zur Entspannung nach Las Vegas wo er offenbar beim Strip-Billard verlor. Im Internet tauchten Bilder des splitterfasernackten Prinzen auf.

Prinz Harry in Nazi-Uniform auf der Titelseite einer englischen Tageszeitung

Reuters/David Loh

Prinz Harry im Nazi-Kostüm auf der Titelseite einer englischen Zeitung

Prinz Charles, Prinzessin Diana und Camilla: Doch die Ausschweifungen von Prinz Harry waren nichts im Vergleich zum Ausmaß des Skandals rund um die Ehe von Prinz Charles mit Prinzessin Diana. Ursprünglich schien die blutjunge Diana die perfekte Frau für den Thronfolger - auch in den Augen der Queen und von Charles’ Vater Prinz Philip. Im Dezember 1992 wurde nach mehr als zehn Jahren die Trennung bekanntgegeben, eine Schlammschlacht in den Medien begann.

Lady Diana

APA/EPA/John Giles Pa

Lady Diana im Jahr 1996

Details über Dianas angeblich alptraumhaftes Leben unter den Royals und ihre Affären schmückten fast täglich die Boulevardblätter. Eine Nachricht soll Elizabeth besonders schockiert haben, als ein Telefonat ihres Sohnes mit seiner Geliebten Camilla Parker-Bowles ans Tageslicht kam: Ihr Tampon wolle er sein und in ihrem Höschen leben.

Als Diana 1997 bei einem Autounfall ums Leben kam und das Volk in kollektive Trauer fiel, wurden der Queen endgültig Kälte und Herzlosigkeit vorgeworfen. Schließlich musste sie handeln. In einer beispiellosen Aktion hielt sie eine Ansprache zum Tod Dianas. Der Tiefpunkt war erreicht, in den Jahren danach erholte sich ihr Ruf langsam wieder. Charles heiratete Camilla - und macht ihr heute noch dadurch Sorgen, dass er beim Volk nicht so beliebt ist wie sein ältester Sohn Prinz William.

Prinz Charles heiratet Camilla Parker Bowles

Reuters/Toby Melville

Prinz Charles heiratet Camilla Parker Bowls im Jahr 2005

Prinz Andrew: Der Herzog von York gilt als Lieblingssohn der Queen, angeblich verzeiht sie ihm alles. Toleranz ihm gegenüber tut allerdings auch not. Ebenfalls 1992 - dem Jahr, das die Queen selber als „Horrorjahr“ bezeichnete - ging seine Ehe mit Sarah „Fergie“ Ferguson in die Brüche. Wenige Monate nach der Trennung tauchten Fotos auf, die „Fergie“ oben ohne zeigten und mit einem Mann zu Füßen, der ihre Zehen küsste.

Prinze Andrew and Sarah Ferguson im Jahr 1989

AP/Luca Bruno

Prinz Andrew und und Sarah Ferguson 1989

Auch um der gemeinsamen Töchter Beatrice und Eugenie willen unterstütze Andrew „Fergie“ weiterhin. Sie war nach der Scheidung mehr oder weniger mittellos. Mutter, Vater und Töchter blieben in einem Haus wohnen. Andrew und „Fergie“ produzierten weiterhin Skandale. Im Sommer 2011 trat Andrew von seinem Posten als Außenhandelsbeauftragter der britischen Regierung zurück. Zuvor hatte es negative Schlagzeilen gehagelt. Andrew soll statt Linienflügen für seine Reisen teure Privatjets und Hubschrauber genommen haben. Er pflegte angeblich Bekanntschaften mit Waffenschmugglern und dubiosen Milliardären, darunter der Geschäftsmann Jeffrey Epstein, der in den USA wegen Sex mit Minderjährigen verurteilt worden war.

Einer von „Fergies“ Fehltritten: In einem Video war zu sehen, wie sie Kontakte zu Andrew für eine halbe Million Pfund (600.925 Euro) verkaufen wollte. Hinter dem Interessenten verbarg sich allerdings ein Journalist, die Sache flog auf, sie musste sich entschuldigen.

Prinzessin Anne: Ihre einzige Tochter, Prinzessin Anne hat der Queen zumindest öffentlich kaum Sorgen bereitet. Ausnahme war das „Annus horribilis“ 1992. Im März ließ sie sich von ihrem ersten Mann Mark Phillips scheiden. Im Dezember heiratete sie Timothy Laurence.

Prinz Edward: Der jüngste Sohn der Queen galt zwar immer als recht brav, doch seine Frau Sophie Wessex sorgte 2001 für eine Krise. Sie fiel auf einen als Scheich verkleideten Reporter der Zeitung „News of the World“ herein, der sich als möglicher Kunde ihrer PR-Firma ausgab. Ihre abfälligen Äußerungen über Prinzessin Diana, Prinz Charles, die „Queen Mum“ und Premierminister Tony Blair wurden zum „Sophiegate“-Skandal.

Prinz Philip: Ihr Ehemann gilt als größte Stütze der Queen, während ihrer 60 Jahre auf dem Thron soll er ihr stets den Rücken freigehalten und ihr Stärke gegeben haben. In der Öffentlichkeit allerdings wurde der Herzog von Edinburgh auch für abfällige Bemerkungen auf Staatsreisen und unpassendes Verhalten bekannt und seinem Spitznamen „Prinz Fettnäpfchen“ oftmals gerecht.

Den damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl bezeichnete er einmal als „Reichskanzler“. Britische Studenten in China warnte er: „Wenn ihr noch länger hier bleibt, bekommt ihr auch Schlitzaugen.“ Und in Papua-Neuguinea fragte er einen britischen Studenten: „Sie haben es also geschafft, nicht verspeist zu werden?“ Dem Landestracht tragenden Präsidenten von Nigeria sagte er unverblümt: „Sie sehen aus, als wollten sie gleich ins Bett gehen.“

Prinz William: Der Zweite der britischen Thronfolge soll laut britischen Medien seiner Oma sehr ähnlich sein, die beiden sollen bestens miteinander auskommen. Kein Wunder, denn gezeichnet von den Skandalen seiner Eltern, Onkel und Tanten hat William bisher so ziemlich alles richtig gemacht. Er gibt sich natürlich und wirkt sympathisch, Fehltritte sucht man bei ihm vergebens. Mit seiner Ehefrau Kate an der Seite könnte er in die Fußstapfen seiner Großmutter und Urgroßmutter treten und das öffentliche Bild der perfekten „Royal Family“ wiederherstellen, so zumindest die Hoffnung britischer Royalisten.

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