Einzigartiges Schutzgebiet betroffen
Schwere Brände bedrohen die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt auf der Kanaren-Insel La Gomera. Wie die spanischen Behörden mitteilten, mussten sich die Löschmannschaften zuerst darauf konzentrieren, ein Übergreifen der Flammen auf besiedeltes Gebiet zu verhindern. Fünf Löschflugzeuge waren am Montag im Einsatz, um die in unwegsamem Gelände wütenden Feuer zu bekämpfen.
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Mit besonderer Sorge werden die Entwicklungen im von der UNESCO geschützten Nationalpark Garajonay beobachtet. An drei Stellen innerhalb des Territoriums breiteten sich zuletzt Brände aus. Den Löschmannschaften sei es bisher nicht gelungen, die Flammen unter Kontrolle zu bringen, teilte die Regierung der autonomen spanischen Region der Kanaren am Montag mit. Wie die Inselverwaltung mitteilte, brannten in dem Park Waldflächen von 350 Hektar nieder. Das entspricht fast einem Zehntel der gesamten Fläche des Schutzgebiets.
Präsident vermutet Brandstiftung
Der Präsident der Kanarischen Inseln, Paulino Rivero, machte indes Brandstiftung für das Feuer verantwortlich. Es gebe eindeutig drei Brandherde; ein einziger hätte niemals einen „derartig heftigen Brand“ auslösen können, sagte Rivero im spanischen Rundfunk.

APA/EPA/Carlos Fernandez
Auch die Hauptstadt San Sebastian de la Gomera ist von Brandherden umgeben
Die Hoffnung der Einsatzkräfte, die Brände in den Griff zu bekommen können, stützt sich nicht zuletzt auf das Wetter: Die anhaltende Feuchtigkeit könnte nach Einschätzung von Rivero eine weiter Ausbreitung der Flammen verhindern - als sicher gilt diese Annahme jedoch keineswegs.
600 Menschen in Sicherheit gebracht
Etwa 25 Wohnhäuser brannten auf La Gomera nieder oder wurden beschädigt. Rund 600 Menschen mussten laut Behördenangaben in Sicherheit gebracht werden. Sie verbrachten die Nacht auf Montag bei Freunden oder Verwandten.
„Die Lage ist ziemlich kompliziert, weil der Wind die Flammen immer neu anfacht“, sagte ein Behördensprecher dem Sender RNE. Nach Angaben der Regierung wurden bis Montag in La Gomera etwa 3.000 Hektar Wald vernichtet. Dazu gehörten auch mehrere Schutzgebiete außerhalb des Nationalparks.
Einige wichtige Verbindungsstraßen mussten gesperrt werden, über der kleinen Insel lag eine dunkle Rauchwolke. Die Behörden machten zunächst keine Angaben zur Größe der verbrannten Fläche. Örtliche Medien berichteten von rund 2.600 Hektar.
Einzigartige Fauna bedroht
Der bedrohte Nationalpark Garajonay besteht zu rund 70 Prozent aus Lorbeerbäumen - er liegt nahezu ständig in dichtem Nebel. Das Areal bietet den Lebensraum für mehr als 1.000 verschiedene Tierarten, 150 davon kommen ausschließlich in diesem Gebiet vor. 85 Prozent der Fläche sind mit Urwald bedeckt. Das Herzstück der Anlage besteht aus einem einzigartigen Abschnitt mit meterhohen Farnen und von Bäumen hängenden Bartflechten.
Problematisch ist außerdem, dass sich die Brände auch dort ausbreiten, wo sich die Sendeanlagen der Insel befinden. Wenn die Feuer dieses Gebiet erfassen sollten, würde das die gesamte Telekommunikation zusammenbrechen lassen.
Lage in La Palma entschärft
Dagegen konnte ein Brand auf der Nachbarinsel La Palma weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Bis Montag verbrannten dort rund 1.400 Hektar Wald. Das Rote Kreuz behandelte 36 Menschen wegen Rauchvergiftungen und leichterer Verletzungen. Nach dem trockensten Winter seit 70 Jahren ist die Erde in Spanien völlig ausgedörrt, die Gefahr von Waldbränden ist deshalb in diesem Sommer noch größer als sonst.

AP/Juan Arturo
Auf der Nachbarinsel La Palma verbrannten rund 1.400 Hektar Wald
Regierungschef Rivero plädierte dafür, auf den Inseln einen dauerhaften Stützpunkt von Löschflugzeugen einzurichten. Nach dem Ausbruch von Waldbränden gehe zu viel Zeit verloren, die Maschinen vom spanischen Festland auf die Inseln im Atlantik zu bringen.
Ein Toter und drei Verletzte auf Festland
Auf dem spanischen Festland kämpft unterdessen eine Sondereinheit des Militärs gegen Großbrände. Ein Soldat und drei weitere Menschen kamen bereits ums Leben: Vier Einsatzkräfte hatten sich im Bergland der Sierra de Gata im Südwesten des spanischen Festlandes an Bord eines Löschfahrzeugs befunden, das auf sandigem Untergrund umkippte und einen 300 Meter tiefen Abhang hinunterstürzte. Wegen des Feuers musste ein Campingplatz mit 300 Bewohnern geräumt werden.
Ende Juli war auch der Nordosten Spaniens von Waldbränden betroffen. Das Feuer in Katalonien verwüstete eine Fläche von etwa 14.000 Hektar, vier Menschen starben. Hunderte Touristen mussten in Sicherheit gebracht werden. Zeitweise waren mehr als 1.500 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Freiwillige am Kampf gegen das Feuer beteiligt - mittlerweile ist die Gefahr gebannt.
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