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Hakenkreuz und Hitler-Bart

US-Popstar Madonna droht nach ihrem Konzert in Paris ein juristisches Nachspiel. Die rechtsextreme Front National (FN) kündigte am Sonntag an, gegen die 53-Jährige in der nächsten Woche Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten. Am 29. Juli kommt die „Queen of Pop“ nach Wien.

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Madonna will immer noch die Welt retten, so viel ist klar. Zu Beginn ihres Konzerts in Israel raunte sie neulich „Oh my God“ ins Mikrofon und hielt mittendrin eine Ansprache für Frieden in Nahost. Beim Auftritt in Istanbul entblößte die 53-Jährige dann ihre Brust und zeigte dem Publikum ihren Rücken. „No Fear“ (Keine Angst) stand da auf nackter Haut geschrieben, was wohl als solidarischer Gruß an die türkischen Frauen verstanden werden sollte. Diese demonstrieren seit Wochen gegen ein Verbot von Abtreibungen und Kaiserschnittgeburten.

Konzerthinweis

In Wien gastiert Madonna am 29. Juli im Ernst-Happel-Stadion.

Und bei ihrem Konzert am französischen Nationalfeiertag am Samstag zeigte die Popdiva ein Video, in dem FN-Chefin Marine Le Pen kurz mit einem Hakenkreuz auf der Stirn zu sehen war.

Screenshot von youtube.com zeigt Marine Le Pen mit einem überlagerten Hakenkreuz

Screenshot youtube.com

Marine Le Pen fand Madonnas Hakenkreuzversion von sich nicht witzig

Der Clip, der am Samstagabend während des Konzerts im Stade de France lief, hatte bereits zum Auftakt ihrer Welttournee Ende Mai in Tel Aviv für Wirbel gesorgt: In dem Video zum Lied „Nobody Knows Me“ war wenige Sekunden lang das aus Bildschnipseln zusammengesetzte Gesicht von Le Pen mit einem auf die Stirn gemalten Hakenkreuz zu sehen. Danach wurde kurz ein Gesicht mit Hitler-Bart eingeblendet.

„Man kann nicht alles hinnehmen“

„Man kann nicht alles hinnehmen“, sagte FN-Vizechef Florian Philippot und sprach von einem „infamen Vergleich“. Marine Le Pen werde nicht nur „ihre eigene Ehre verteidigen, sondern auch die ihrer Anhänger und der Millionen Wähler der Front National“, ergänzte er. Le Pen hatte Madonna bereits im Vorfeld mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, sollte sie das Video in Paris zeigen.

Die Ausstrahlung des Clips sei eine „Provokation“, mit der Madonna von sich reden machen wolle, sagte Philippot. Dabei sei ihre Tournee bisher ein „Fiasko“. Das Pariser Stade de France sei weit davon entfernt gewesen, ausverkauft zu sein. Dennoch begeisterte Madonna Tausende Fans. Die Popdiva sang während der knapp zweistündigen Show in Paris neuere Songs und auch Klassiker wie „Like a Virgin“ und „Papa Don’t Preach“.

Shitstorm wegen „Nipplegates“

Dabei trat die 53-Jährige mal ganz in Schwarz mit Revolver in der Hand, mal im Smoking, mal in der Uniform einer Formationstänzerin und mit kegelförmigem BH auf. Madonna wird während ihrer Welttournee „MDNA Tour“ noch einmal in Frankreich auftreten, am 21. August in Nizza. Die Tournee mit rund 80 Konzerten endet Anfang 2013 in Australien. Am 29. Juli tritt sie in Wien auf. Ob auch hier politische Agitation auf dem Programm steht, ist ungewiss.

Debatten hatte es vor allem nach Madonnas Auftritt in Istanbul gegeben. Kritiker warfen ihr peinliche Agitprop zu schnöden PR-Zwecken vor. Im Netz ging ein Shitstorm auf sie nieder, weil der Busen, den sie dem Publikum zeigte, aussieht wie der Busen einer Frau ihres Alters - und nicht wie ein silikongefüllter Wasserball. Respekt zollten ihr jedoch Kommentatoren des politischen Geschehens in der Türkei. Und das Publikum jubelte frenetisch.

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