Nur so „grün“ wie der Strommix
Laborbedingungen sind die eine, der Ganzjahresbetrieb die andere Frage. Um herauszufinden, wie sich Elektrofahrzeuge beim gegenwärtigen Stand der Technik schlagen, haben der Autofahrerclub ÖAMTC und der Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Wien Elektroautos und einen Diesel-Pkw einem Vergleich unterzogen.
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Das Ergebnis: E-Fahrzeuge schneiden zwar in einigen Punkten tatsächlich besser ab als Dieselmodelle. Allerdings bringe die Anschaffung eines Elektroautos bisher „in Summe keine nennenswerten Vorteile - weder für den Verbraucher noch für die Umwelt“, so das doch etwas überraschende Ergebnis der Studie laut ÖVK-Chef Hans-Peter Lenz.
Es sei zwar richtig, dass „rein elektrisch betriebene Personenkraftwagen“ zu einer Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen könnten, heißt es beim ÖVK, allerdings nur mit einem „hochregenerativen“ Strommix. Mit Strom, der aus Kohlekraft gewonnen wird, ist E-Mobilität vielleicht gut für das eigene Gewissen, der Umwelt hilft sie unter dem Strich aber nicht.
Vier E-Modelle und ein Diesel im Vergleich
Offen sei außerdem die Frage, wie groß die Vorteile bezüglich Energieeffizienz und Treibhausgasemissionen seien, „wenn der Betrachtung reale Betriebsbedingungen über ein ganzes Jahr zugrunde gelegt werden und die Energiebereitstellung berücksichtigt wird“, so der ÖVK. Der ÖAMTC wollte laut Cheftechniker Max Lang wissen, ob E-Fahrzeuge „überhaupt einen Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Diesel-Pkw haben“.
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden am Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik (IFA) der TU Wien vier E-Autos - Mitsubishi iMiEV, Mercedes Benz A-Klasse E-Cell, smart fortwo Electric Drive und Nissan Leaf - und ein Diesel-Pkw - VW Polo BlueMotion - untersucht. Neben „klassischen“ Kriterien wie Reichweite, Anschaffungs- und Energiekosten wurden auch die Punkte Klimawirksamkeit und Energiebedarf verglichen.
Test unter realen Ganzjahresbedingungen
Bisher waren nach Angaben der TU bei E-Auto-Tests meist Normbedingungen verwendet worden. Beim aktuellen Test sei der Energiebedarf bei typischer Alltagsbeanspruchung mit wechselnden Außentemperaturen, Steigung und Gefälle und unterschiedlichen Geschwindigkeitsprofilen - vom Fahren auf der Landstraße bis zum Stadtverkehr - untersucht worden. Außerdem wurde die Herkunft des elektrischen Stroms und damit die CO2-Emission berücksichtigt, wobei zwischen dem österreichischen Strommix (mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energie) und einem europäischen Durchschnittsstrommix unterschieden wurde.
Ihre Vorteile haben E-Modelle klar beim Energiebedarf: Der Verbrauch eines Elektroautos (22,8 kWh/100 km) ist bei Stadtfahrten nur rund halb so hoch wie jener des Diesel-Pkw (42,8 kWh/100 km). Wird dagegen auch der Energiebedarf für die Strom- bzw. Dieselherstellung berücksichtigt, benötigt der städtisch betriebene E-Pkw bereits 95 Prozent der Energie des Diesel-Pkw, bei Überlandfahrten sind es laut Test sogar drei Prozent mehr als beim Diesel. Allerdings ist zu erwähnen, dass das für den Test herangezogene Dieselmodell extrem sparsam ist: Der Polo BlueMotion kommt laut Hersteller mit 3,3 bis 3,4 Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer aus. Bei älteren Modellen bzw. Motoren sähe das Testergebnis wohl anders aus.
Mit „sauberem“ Strom top
Die durch städtischen Fahrbetrieb und Energieerzeugung ausgestoßenen Treibhausgase liegen in Österreich - aufgrund des höheren Anteils erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung - bei nur 38 Prozent des Diesel-Pkw. Auf europäischer Ebene ist dieser Vorteil mit 83 Prozent deutlich geringer. In diesen Berechnungen wurde die derzeit noch energieintensive Produktion von Elektroautos, vor allem die Herstellung der Hochvoltbatterie, mangels ausreichender Daten nicht berücksichtigt.
Schwachpunkte Reichweite und Preis
Klimaanlage und Heizung reduzieren die Reichweite deutlich. Beim Diesel-Pkw fällt das nicht so sehr ins Gewicht (1.090 Kilometer bei 20 Grad ohne Heizung, 989 Kilometer bei minus zehn Grad und Heizung), bei den E-Fahrzeugen sehr wohl. So kommt man beim reichweitenstärksten E-Auto im Test (Mercedes) bei 20 Grad 150 Kilometer weit, bei minus zehn Grad und Heizung nur noch 85 Kilometer. Ein Schwachpunkt der E-Modelle ist derzeit noch die Leistung der Batterien.
Die Energiekosten des Elektroautos für den Endkunden sind laut Test aufgrund der aktuellen Steuern und Abgaben geringer als jene des Diesel-Pkw, bereinigt man den Vergleich um die Steuern und Abgaben, ergeben sich laut Studie Kostennachteile für E-Autos im Stadtverkehr. Außerdem verweist die Studie auf die hohen Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge, die derzeit doppelt so hoch wie bei einem vergleichbaren konventionellen Pkw seien. Auch bei einer späteren Großserienproduktion müsse mit Mehrkosten von über 6.000 Euro gerechnet werden.
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