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„Vorsichtiger Optimismus“

Die burmesische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat zu koordinierter internationaler Hilfe bei den Reformen in ihrem südostasiatischen Heimatland aufgerufen. Mit 21-jähriger Verspätung hielt Suu Kyi am Samstag ihre Dankesrede für den ihr zugesprochenen Friedensnobelpreis 1991 in Oslo.

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In ihrer Rede sagte die burmesische Oppositionsführerin, die nahezu zwei Jahrzehnte in Haft und unter Hausarrest verbringen musste, sie sei „vorsichtig optimistisch“ hinsichtlich der demokratischen Reformen in ihrem Land, das seit 50 Jahren von einer Militärdiktatur beherrscht wird. Zur Bedeutung des Friedensnobelpreises während ihrer Isolierung meine Suu Kyi in Anwesenheit des norwegischen Königspaares, König Harald V. und Königin Sonja: „Der Preis hat die Aufmerksamkeit der Welt auf den Kampf für Demokratie und Menschenrechte in Burma gelenkt. Wir wurden vor dem Vergessen bewahrt.“

Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi

APA/EPA/Lise Aserud

Suu Kyi holt ihre Nobelpreis-Rede von 1991 nach

Suu Kyi hatte bereits am Donnerstag bei einer Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf um Investitionen zur Förderung demokratischer Reformen in Burma geworben. Nach dem Stopp in Oslo reist Suu Kyi nach Irland, Großbritannien und Frankreich. Die Universität Oxford verleiht ihr ein Ehrendoktorat. Am 21. Juni hält sie eine Rede vor dem britischen Unterhaus.

Verspätete Dankesrede für Nobelpreis

Der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, der frühere Ministerpräsident Thorbjörn Jagland, nannte Suu Kyi in seiner Laudatio eine „moralische Führungsgestalt für die ganze Welt.“ Sie habe in zwei Jahrzehnten persönlicher und politischer Verfolgung weder Bitterkeit noch Feindseligkeit entwickelt. Jagland: „Wenige haben mehr dafür geleistet, dass die Welt ein besserer Platz für uns alle wird.“

Die 66-jährige Tochter des ermordeten burmesischen Unabhängigkeitshelden General Aung San hatte den Friedensnobelpreis 1991 für ihren gewaltlosen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte erhalten, doch konnte sie ihn damals nicht persönlich entgegennehmen. Ihre Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte 1990 Wahlen zu einer Verfassungsgebenden Nationalversammlung mit Vierfünftelmehrheit gewonnen, das Militär verweigerte aber die Machtübergabe und annullierte das Wahlergebnis.

Nach ihrer Entlassung aus dem Arrest kurz nach der umstrittenen Parlamentswahl im November 2010 wagte sie es zunächst nicht, Burma zu verlassen. Erst nachdem sie im Zuge der von Präsident Thein Sein eingeleiteten Reformen im April gemeinsam mit 42 weiteren NLD-Abgeordneten ins Parlament gewählt worden war (sieben Prozent aller Mandate), reiste sie vor zwei Wochen nach Thailand.

Blutige Unruhen überschatten Reise

Suu Kyis Europa-Reise wird überschattet von blutigen Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Muslimen im burmesischen Teilstaat Rakhine mit 50 Toten und 30.000 Flüchtlingen. Zur Lage in ihrer Heimat sagte Suu Kyi, sie hoffe auf politische Lösungen durch Waffenstillstandsvereinbarungen.

Zu generellen politischen Entwicklungen in Burma meinte sie: „Die von Präsident Thein Seins Regierung in Gang gesetzten Reformmaßnahmen können nur dauerhaft wirken, wenn alle inneren Kräfte intelligent kooperieren.“ Dazu gehörten das Militär, die ethnischen Gruppen, politische Parteien, die Medien, die Zivilgesellschaft, Organisationen, Wirtschaft und vor allem die Öffentlichkeit insgesamt.

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