Themenüberblick

1991 mit Nobelpreis ausgezeichnet

Myanmars Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi hat den Militärmachthabern ihres Landes über Jahrzehnte getrotzt. Die heute 70-Jährige verbrachte Jahrzehnte in Haft oder Hausarrest. Im Folgenden ein biografisch-chronologischer Überblick über diese Jahre:

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

26. August 1988: Nach der blutigen Niederschlagung eines Studentenaufstands stellt sich die Tochter des Nationalhelden Aung San mit einer Rede vor einer halben Million Menschen an die Spitze der Demokratiebewegung. Vier Wochen später gründet sie ihre Partei Nationalliga für Demokratie (NLD).

20. Juli 1989: Suu Kyi wird unter Hausarrest gestellt.

27. Mai 1990: Die Nationalliga für Demokratie (NLD) gewinnt die Wahlen in Myanmar. Die Militärjunta erkennt das Ergebnis nicht an.

14. Oktober 1991: Für ihren gewaltlosen Widerstand gegen das Militärregime wird Suu Kyi mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

10. Juli 1995: Der Hausarrest wird aufgehoben, neue Verhaftung und Hausarrest September 2000 bis Mai 2002.

30. Mai 2003: Beim Überfall auf eine Wagenkolonne mit Suu Kyi sterben mindestens 70 Menschen („Depayin-Massaker“). Der UNO-Menschenrechtsbeauftragte macht Agenten des Staates verantwortlich. Suu Kyi kommt in „Schutzhaft“ und ab September wieder unter Hausarrest.

September 2007: Aus kleinen Protesten gegen Preiserhöhungen ist eine Massenbewegung gegen das Regime gewachsen. Angeführt von Tausenden Mönchen gehen Hunderttausende in Rangun auf die Straße. Am 20. September schlägt das Regime brutal zu. Vermutlich 200 Menschen sterben. Hunderte Mönche werden verhaftet.

10. Mai 2008: Während in Myanmar Hunderttausende Opfer des Zyklons Nargis ums Überleben kämpfen, lässt die Junta über eine umstrittene Verfassung abstimmen. Ergebnis: mehr als 92 Prozent Zustimmung.

6. Mai 2009: Ein US-Amerikaner wird festgenommen, der angeblich unbemerkt zu ihrem Haus geschwommen war. Suu Kyi spricht im Polizeiverhör von einem „illegalen Eindringling“.

11. August 2009: Ein Gericht verurteilt Suu Kyi deshalb zu drei Jahren Arbeitslager. Sie habe die Auflagen ihres Hausarrests verletzt. Juntachef Than Shwe wandelt die Strafe in 18 Monate Hausarrest um. Entlassung: 13. November 2010. Sie bleibt von jeder politischen Betätigung ausgeschlossen.

6. Mai 2010: Suu Kyis Partei NLD wird zwangsweise aufgelöst, weil sie sich geweigert hat, die Nobelpreisträgerin - wie nach dem umstrittenen neuen Parteiengesetz nötig - als „Vorbestrafte“ auszuschließen.

7. November 2010: Zum ersten Mal seit 20 Jahren lässt die Militärjunta in Myanmar wählen. Wie erwartet, erklärt sich die vom Militär gegründete Partei USDP kurz darauf zum großen Gewinner.

30. Jänner 2011: Erstmals nach 22 Jahren tritt das Parlament wieder zusammen.

4. Februar 2011: Der bisherige burmesische Premierminister Thein Sein wird neuer Präsident.

März 2011: Die Militärjunta wird „offiziell aufgelöst“. Wenig später gibt Juntachef Than Shwe die Macht ab. Er habe sich in die „Pension verabschiedet“.

Mai 2011: Der UNO-Sondergesandte für Myanmar trifft Suu Kyi. Die Regierung lässt erstmals politische Gefangene frei.

Juni 2011: Die Zensur wird teilweise aufgehoben.

Juli 2011: Suu Kyi führt erstmals Gespräche mit einem Minister der neuen Regierung.

August 2011: Die Oppositionsführerin nimmt erstmals seit der Freilassung aus dem Hausarrest politische Termine außerhalb ihrer Heimatstadt wahr. Sie trifft auch auf Präsident Sein. Jahrelang gesperrte Websites von Exilmedien werden wieder zugänglich.

Oktober 2011: Die Regierung lässt erneut politische Gefangene frei - nach Zählung von Human Rights Watch mehr als 300 in diesem Jahr. Die Gefangenenhilfsorganisation AAPP sagt, fast 1.700 seien weiter in Haft.

November 2011: Die Regierung ändert das Parteiengesetz so, dass Suu Kyis 2010 aufgelöste Partei NLD wieder antreten kann.

Dezember 2011: Bei einem offiziellen Besuch in Myanmar steht US-Außenministerin Hillary Clinton an der Spitze der ersten ranghohen US-Regierungsdelegation seit mehr als 50 Jahren. Die Zensur wird weiter gelockert. Die burmesische Regierung beginnt Verhandlungen mit bewaffneten Rebellen und Regimegegnern. Der Nachwahltermin wird auf den 1. April festgelegt.

Jänner 2012: Der britische Außenminister William Hague besucht Myanmar. Die Sanktionen der westlichen Welt gegen das Regime werden gelockert, die diplomatischen Kontakte werden enger. Weitere politische Gefangene werden freigelassen.

April 2012: Die NLD erringt bei der Nachwahl 43 der 45 zu vergebenden Mandate. Suu Kyi zieht ins Parlament ein. Trotzdem werden aber weiterhin die Parteigänger des Militärs das Parlament dominieren, bei der Wahl ging es lediglich um sieben Prozent aller Mandate. Mitte April reist der britische Premierminister David Cameron zu einem historischen Besuch nach Myanmar.

Mai 2012: Suu Kyi bricht zu ihrer ersten Auslandsreise seit 24 Jahren auf. Die Friedensnobelpreisträgerin reist zu einem Wirtschaftsforum nach Bangkok.

Juni 2012: Suu Kyi reist nach Europa und spricht in Genf bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über Zwangsarbeit. In Oslo hält sie 21 Jahre nach der Verleihung ihre Dankesrede für den Friedensnobelpreis. Weitere Stationen ihrer Reise sind Großbritannien sowie Dublin und Paris.

September 2012: Suu Kyi erhält in Washington die Goldmedaille des US-Kongresses, die höchste zivile Auszeichnung des US-Parlaments. Die US-Regierung lockert erneut die Strafmaßnahmen gegen die Führung des südostasiatischen Landes und strich Staatschef Thein Sein von ihrer Sanktionsliste.

Oktober 2012: Suu Kyi kündigt erstmals an, Präsidentin werden zu wollen, wenn das Volk es so wünscht.

Juni 2013: Suu Kyi eröffnet beim Weltwirtschaftsforum Ostasien den Wahlkampf: „Ich will 2015 als Kandidatin für das Präsidentenamt antreten“, sagt die Oppositionspolitikerin.

November 2014: US-Präsident Barack Obama stärkt bei einem Besuch in Myanmar Suu Kyi den Rücken: „Ich verstehe eine Vorschrift nicht, die jemanden wegen seiner Kinder an der Präsidentschaftskandidatur hindert“, sagt Obama in Rangun.

Juni 2015: Das Parlament macht die Hoffnungen auf eine Verfassungsänderung und damit eine Präsidentschaftskandidatur von Suu Kyi zunichte. Ein Gesetz, das die Macht des Militärs beschnitten hätte, erhält nicht die erforderliche Mehrheit.