Das geänderte Kleingedruckte
Flugbonusmeilen sind ein begehrtes Gut. Vor allem wenn man Inhaber einer Bonuskarte ist und als Vielflieger Meilen sammelt. Doch Airlines ändern hier immer wieder ihre Konditionen. Einen Vielflieger von Lufthansa empörte der Umgang mit den Meilenkonditionen derart, dass er nun gegen seine Stammairline gerichtlich vorgeht.
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Vielflieger-Bonusprogramme sind begehrt - und für Airlines ein Mittel, Stammkunden bei Laune zu halten. Die Punktesammelprogramme sind eigentlich ein Produkt der 1980er Jahre. Es waren US-Airlines, die mit Bonusmeilenprogrammen auf den liberalisierten Luftfahrtmarkt reagierten. 1978 wurde der Airline Deregulation Act verabschiedet, der Airlines auf bestimmten Routen zu direkten Konkurrenten machte.
In der Erkenntnis, etwa bei American Airlines, dass fünf Prozent der Kunden für 40 Prozent des Umsatzes verantwortlich waren, setzte man neben dem Wettbewerb im Bereich Ticketpreise auf Treueprogramme. Die erste Airline, Texas International, die 1979 ein Bonusmeilenprogramm ins Leben rief, war drei Jahre später ein Sanierungsfall und ging 1982 in die Continental Airlines auf.
Verärgerte Stammkunden
Mittlerweile scheint allerdings so manchem Stammkunden beim Blick auf sein Vielfliegerprogramm die Laune abhanden zu kommen. Der Grund: Änderungen bei den Abrechnungskonditionen der Bonusmeilen. 2007 änderte etwa die Air Berlin nach dem Kauf von LTU die Gültigkeit von Vielfliegerpunkten - von fünf Jahren wurde auf sechs Monate verkürzt. Ein Urteil des deutschen Bundesgerichts stoppte die Pläne der Airline.
Vielflieger klagt die Lufthansa
Nun hat die Lufthansa wegen eines verärgerten Vielfliegerkunden eine Klage am Hals, die Ende Jänner am Landgericht Köln verhandelt wird. Der Streitwert beträgt 20.000 Euro - das klingt nicht wie die ganz große Summe für eine Airline. Nach deutschem Recht ist bei diesem Streitwert aber ebenso ein Urteil des deutschen Bundesgerichts möglich - und damit ein richtungsweisender Spruch, der Tausende andere Kunden ebenso betreffen könnte. Ein Hamburger IT-Professor, nach eigenen Angaben Vielflieger bei der Lufthansa, fühlt sich über das Abrechnungsprogramm der Bonuspunkte bei der Lufthansa schlecht informiert.
„Wichtige Änderungen werden nicht kommuniziert“
Der Kläger stört sich insbesondere daran, dass die entsprechende Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nur kurzfristig und versteckt im Internetauftritt und sogar erst nach Inkrafttreten im Kundenmagazin publiziert worden sei. „Täglich erhalte ich mindestens vier Mails von der Lufthansa über Wetter und Ähnliches, aber eine solche wichtige Änderung wird nicht kommuniziert.“ Vergeblich habe er um eine längere Frist zur Verwertung seiner Meilen oder um einen Ausgleich nachgesucht. Es sei ihm unmöglich gewesen, die gesammelten Meilen innerhalb von vier Wochen einzusetzen.
Der Lufthansa-Kunde moniert die Informationspolitik der Fluggesellschaft, die zum 3. Jänner 2011 die Gegenwerte für die gesammelten Meilen gesenkt hatte. Sein Konto sei mit einem Schlag um etwa 40 Prozent entwertet worden, klagt der Vielflieger, der seine Meilen in der Regel für neue Tickets eingesetzt hat. Zum genauen Stand seines Meilenkontos wollte sich der Lufthansa-Kunde mit „Senator-Status“ nicht äußern. Von der Lufthansa war zunächst kein Kommentar zu erhalten.
Abwertung rentiert sich für Airline
Für die Lufthansa hat sich die Abwertung der Bestandsmeilen gelohnt, wie die „Financial Times Deutschland“ berechnete. Die rund 20 Mio. „Miles & More“-Kunden hätten sich bis Ende 2010 198 Mrd. Meilen erflogen. Gegenwert seien heute 1,88 Mio. Business-Tickets in die USA nach zuvor 2,2 Millionen. Bei einem Ticketpreis von 3.000 Euro ergibt sich daraus eine Differenz von 960 Mio. Euro.
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