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Die vielen Gesichter des dunklen Grafen

Mit seinem Dracula hat der irische Autor Abraham „Bram“ Stoker (1847 bis 1912) das Bild des Vampirs bis heute geprägt. Seit über 100 Jahren fasziniert die Figur des adeligen Blutsaugers aus Transsilvanien die Menschen. Der Roman wurde bisher in über 45 Sprachen übersetzt und inspirierte zahlreiche Regisseure zu Filmen.

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Stoker entwickelte seine Dracula-Figur aus volkstümlichen Legenden und Berichten aus dem rumänischen Siebenbürgen über die Grausamkeiten des Fürsten Vlad Tepes im 15. Jahrhundert. Der Ire ließ sich auch von älteren Vampirromanen anregen. Rund sechs Jahre schrieb er an seinem Buch, im Mai 1897 kam es heraus. „Liebling, es ist großartig. Es wird Dir große Anerkennung und sehr viel Geld bescheren“, schrieb die Mutter. Doch den weltweiten Erfolg des Romans erlebte ihr Sohn nicht mehr.

Kuss von Winona Ryder und Gary Oldman im Film "Bram Stoker's Dracula"

picturedesk.com/Mary Evans/Rights Managed

Winona Ryder, Gary Oldman: Francis Ford Coppolas „Bram Stoker’s Dracula“

Als Stoker am 20. April 1912 in London verarmt starb, gab es nur Übersetzungen in Isländisch und Deutsch. Der Leipziger Verlag Max Altmann hatte 1908 eine Übersetzung von Heinz Widtmann herausgegeben. Erst in den 1920er Jahren folgten Ausgaben in Französisch, Italienisch und Spanisch. Inzwischen ist der Roman nach Angaben des Steidl-Verlags in über 45 Sprachen übersetzt, zuletzt in Chinesisch.

Der Schrecken auf Zelluloid

Nach Stokers Vorlage entstand bereits 1922 in Deutschland der Stummfilm „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau mit Max Schreck. Bekanntester Darsteller des blutrünstigen Grafen wurde danach für lange Zeit der Ungar Bela Lugosi in der ersten Tonfilmfassung des US-Regisseurs Tod Browning (1931).

Im actionreichen „Dracula“ des Briten Terence Fisher mit Christopher Lee als Titelheld floss das Blut 1958 erstmals in Farbe. Danach verlor das Genre an Popularität, Parodien und Komödien entstanden, so 1967 Roman Polanskis „Tanz der Vampire“.

Szene aus dem Film "Ed Wood" mit Martin Landau und Johnny Depp

APA/Touchstone Pictures

Burtons „Ed Wood“: Martin Landau als Bela Lugosi, Johnny Depp als Ed Wood

Der neue Vampirboom

Doch seit dem werkgetreuen Ausstattungsepos von US-Regisseur Francis Ford Coppola - „Bram Stokers Dracula“ (1992) - gewannen die blutsaugenden Untoten wieder an Beliebtheit. Tim Burton widmete den Dracula-Dreharbeiten des Trash-Regisseurs Ed Wood den gleichnamigen Film mit Johnny Depp in der Hauptrolle, 1995 drehte der US-Regisseur Mel Brooks „Dracula - Tot aber glücklich“.

Ende 2000 kam „Wes Craven präsentiert Dracula“ des US-Regisseurs Patrick Lussier in die Kinos. Einen wahren „Vampirkult“ lösten dann die „Twilight“-Romane von Stephenie Meyer aus. Die Hauptdarsteller in den Verfilmungen ab 2008, Robert Pattinson als Vampir Edward und Kristen Stewart als Schülerin Bella, wurden zu umschwärmten Idolen.

Links:

  • Dracula (Neuübersetzung im Steidl Verlag)
  • Ed Wood (Film, Wikipedia)
  • Dracula (YouTube; 1931, mit Bela Lugosi in der Titelrolle)
  • Twilight (Wikipedia)