Schüsse vor dem Haus
Nur wenige Wochen nach dem Attentäter von Toulouse geht in Frankreich erneut die Angst vor einem Serienmörder um. Am Donnerstag wurde im Departement Essonne, südlich von Paris, eine 47-jährige Frau algerischer Abstammung erschossen. Dabei wurde dieselbe Waffe vom Kaliber 7,65 Millimeter verwendet, mit der seit November in der Region bereits drei Menschen erschossen worden waren.
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Das wurde am Freitag vonseiten der Polizei bekanntgegeben. Frankreichs Innenminister, Claude Gueant, sagte gegenüber dem Sender Europe 1, dass ein Serientäter „befürchtet“ werden müsse. Es würden aber alle Spuren verfolgt. Neben derselben Waffe wurde noch eine weitere Gemeinsamkeit der Morde entdeckt, die sich in einem Umkreis von rund zehn Kilometern ereigneten. Die Region gilt als benachteiligter Vorort von Paris.
Zeugenberichten zufolge soll der Täter nach den Morden auf einem Motorrad geflüchtet sein. Demnach soll es sich um ein blaues Suzuki-Modell handeln, das offenbar keine Zulassungsplakette hatte, berichteten Augenzeugen laut der Tageszeitung „Le Parisien“.
Hunderte zusätzliche Polizisten mobilisiert
Die französische Polizei verstärkte zuletzt ihre Präsenz im Raum Paris auf der Suche nach dem mutmaßlichen Serienmörder massiv. Hunderte zusätzliche Sicherheitskräfte seien in das Departement Essonne südlich der französischen Hauptstadt entsandt worden, um verstärkt Kontrollen vorzunehmen und Hinweisen aus der Bevölkerung nachzugehen, teilte der Präfekt der Region, Michel Fuzeau, am Samstag mit.
„Normale Person und ohne Geschichten“
Das jüngste Opfer wurde Donnerstagnachmittag im Eingangsbereich ihres Mehrfamilienhauses in Grigny mit drei Kugeln getötet. Sie ist das vierte Opfer und starb Donnerstagabend im Spital. „Sie schien nicht bedroht zu sein“, sagte ein Nachbar, der die Frau noch am Mittwoch gesehen hatte, gegenüber „Le Monde“. „Sie ist eine normale Person, einfach und ohne Geschichten.“
Am 17. März starb wenige Kilometer entfernt ein 81-Jähriger im Eingangsbereich seines Hauses in Ris-Orangis durch einen Kopfschuss. Die ersten beiden Morde ereigneten sich bei einem Haus in Juvisy-sur-Orge. Am 27. November vergangenen Jahres wurde eine 35-jährige Laborangestellte auf dem Parkplatz vor dem Haus erschossen.
Ihr Ex-Freund hatte gestanden, zog das Geständnis kurz darauf aber wieder zurück. Der Verdächtige des ersten Mordes ist laut Gueant derzeit in Haft. Knapp drei Monate später, am 22. Februar, war der 52-jährige Nachbar der ermordeten Frau auf demselben Parkplatz erschossen worden.
„Vorgehensweise nicht identisch“
Noch gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus. Die Morde geben der Polizei Rätsel auf. Denn die Opfer waren polizeilich nicht bekannt und es scheint, dass die letzten beiden Opfer keine Verbindung zu den ersten beiden Morden haben.
Die zuständige Staatsanwältin von Evry, Marie-Suzanne Le Queau, warnte am Freitag davor, in allen vier Fällen von ein und demselben Täter auszugehen: „Die Vorgehensweise ist nicht identisch.“ Bei der ersten Bluttat sei das Opfer von mehreren Kugeln am ganzen Körper getroffen worden, in den drei anderen Fällen seien die Opfer durch einen Kopfschuss getötet worden.
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