Petzold und der „organische“ Filmplot
Dreimal ist der deutsche Regisseur Christian Petzold bei den Filmfestspielen in Berlin angetreten, und heuer hat es endlich geklappt. Mit „Barbara“ konnte sich Petzold den Silbernen Bären für die beste Regie sichern. Für den Regisseur hat seine letzte Regiearbeit auch einiges mit der eigenen Biografie zu tun.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
In seinem Film „Barbara“ erzählt er die Geschichte einer Ärztin, die nach einem abgelehnten Ausreiseantrag Anfang der 80er Jahre illegal die DDR verlassen will. Zum fünften Mal spielt Nina Hoss die weibliche Hauptrolle in einem Petzold-Film.
Petzold selbst wurde 1960 im nordrhein-westfälischen Hilden geboren und wuchs in Haan, einer Kleinstadt in der Nähe von Düsseldorf, auf. Die DDR war für ihn kein unbekanntes Land. Seine Eltern waren erst 1959 von Ost- nach Westdeutschland gegangen. Petzold besuchte als Kind und Jugendlicher oft seine Verwandten in der DDR. Gerade seine letzten Spielfilme siedelte Petzold immer wieder in ostdeutschen Landschaften an. Auch das Filmprojekt „Dreileben“ zusammen mit den Regisseuren Dominik Graf und Christoph Hochhäusler nutzte eine verlassene Landschaft in Ostdeutschland als Handlungsort.
Seine Besuche in der DDR haben den Film „Barbara“ entscheidend mitgeprägt. Dazu sagte er: „Ich habe mich auch an meine Aufenthalte in der DDR erinnert. Da gab es Sachen aus den 20er Jahren, die ein bisschen ausgebessert worden waren, Kriegslücken, Neubauversuche mit stalinistischem Plattenbau.“ All das ist in den Film eingeflossen.
Debüt mit „Die Pilotinnen“ 1995
Die Liebe zum Kino wurde bei Petzold im Jugendalter durch einen Filmclub des CVJM, des Christlichen Vereins Junger Menschen, in Haan geboren. 1981 ging er nach Westberlin, studierte zunächst Theaterwissenschaften und Germanistik und anschließend Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Seit seinem Debüt mit dem TV-Film „Pilotinnen“ (1995) gilt Petzold als einer der einflussreichsten Regisseure der Berliner Schule. Deren Filme zeichnen sich durch Strenge der Inszenierung und klare psychologische Figurenführung aus. Neben Petzold zählen die Regisseure Maren Ade, Christoph Hochhäusler und Thomas Arslan zu den wichtigen Vertretern dieser Stilrichtung. Einer größeren Öffentlichkeit wurde Petzold 2000 mit dem Film „Die innere Sicherheit“, der sich mit der RAF-Vergangenheit auseinandersetzt, bekannt.
„Kein Zeigekino“
Er möge „kein Zeigekino“, sagte Petzold in einem Interview mit ORF.at, als sein Film „Yerichow“ in Österreich Premiere hatte: „Ich mag ein Kino, wo die Lebensverhältnisse organisch sind und physisch und die Menschen nicht mehr Statthalter für Ideen sind.“ Aus diesem Grund suche er auch für bestimmte Geschichte ganz spezifische Landschaften.
Zu seinem Motiv, mit „Barbara“ über die DDR nachzudenken, erklärte Petzold: „Vielleicht kann der Film die Botschaft vermitteln: Lasst uns nicht aufarbeiten, lasst uns erzählen. Dass man die DDR nicht als eine Aufgabe betrachtet, die es zu erledigen gilt.“
Links: