Weitere 400 Mio. Euro in den Sand gesetzt
Der griechische Schuldenschnitt ist seit Freitag unter Dach und Fach, alle Unsicherheiten sind damit aber keineswegs beseitigt. Im Gegenteil: Die Wertung des Schritts als Zahlungsausfall seitens des Branchenverbandes ISDA (International Swaps and Derivatives Association) könnte vorerst für weitere Turbulenzen auf den Finanzmärkten sorgen.
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Mit dieser Entscheidung werden Kreditausfallsversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) in - vorerst unbekannter - Milliardenhöhe fällig. Zahlreiche Investoren hatten mit diesen einerseits ihr Staatsanleihen-Portfolio abgesichert, CDS werden andererseits auch als spekulatives Instrument genutzt. Nun weiß niemand genau, wer welche Positionen davon hält, und wen das griechische „Kreditereignis“ folglich in welchem Ausmaß trifft.
Angst vor „Lehman-Effekt“
Vor der Entscheidung des ISDA war zeitweise die Befürchtung laut geworden, es könnte zu einem Fiasko wie seinerzeit nach dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers im Herbst 2008 kommen. Damals hatte der CDS-Markt beinahe eine verhängnisvolle Kettenreaktion ausgelöst.
Investoren hatten sich mit einer halben Billion Dollar (fast 380 Mrd. Euro) gegen eine Lehman-Pleite abgesichert. Die Summe hätte den US-Versicherungsriesen AIG ohne Eingreifen der Regierung mit in die Tiefe gerissen - und mit ihm wohl noch andere Finanzinstitute.
Nunmehr ist allerdings die Rede von einem Gesamtvolumen von bis zu 70 Mrd. Dollar (knapp 53 Mrd. Euro) und offenen Positionen von „nur“ etwa 3,2 Mrd. Dollar (rund 2,4 Mrd. Euro). Größere Turbulenzen seien damit eher unwahrscheinlich, heißt es. Einzelne Investoren könnten aber doch ins Trudeln geraten. Bei den Plänen zur griechischen Umschuldung war bisher alles daran gesetzt worden, dass die CDS nicht fällig werden.
KA Finanz eifrig dabei
Bei der österreichischen KA Finanz AG, der Bad Bank der notverstaatlichten Kommunalkredit, werde das Verlustrisiko „leider schlagend“ werden, zitierte die APA Freitagabend einen Sprecher des Finanzministeriums. Dabei gehe es um weitere 400 Mio. Euro. Bei den anderen (teil-)verstaatlichten Banken Kommunalkredit, Hypo Group Alpe Adria (HGAA) und der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) zeichneten sich aber keine weiteren Verluste ab.
Die KA Finanz finde sich in einer „Sondersituation“, weil sie schon vor ihrer Notverstaatlichung außergewöhnlich große Positionen an CDS angesammelt habe. Auch bei den übrigen österreichischen Kreditinstituten sei kein Bedarf an zusätzlichen Wertberichtigungen bekannt, hieß es aus dem Finanzministerium.
„Nicht zwangsläufig“ voll für Budget schlagend
„Eine Aktivierung der CDS bei angenommener Verlustquote von rund 80 Prozent würde für die KF einen zusätzlichen Aufwand von 423,6 Mio. auf das bestehende Portfolio von 522,8 Mio. Euro von CDS und CDS-ähnlichen Kontrakten bedeuten“, teilte die Bank Freitagnachmittag mit. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) hatte bereits in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass es in der KA Finanz noch ein Risiko von 400 Mio. Euro gebe. Im äußersten Fall summiert sich das Minus damit auf bis zu eine Mrd. Euro.
Der drohende Verlust der KA Finanz werde „nicht zwangsläufig in voller Höhe“ für das Budget schlagend, sagte Harald Waiglein, der Sprecher des Finanzministeriums, am Samstag zur APA. Jedenfalls sei mit der Neuregelung der Pensionskassenbesteuerung bereits Vorsorge getroffen worden, sagte er auf die Frage, ob möglicherweise das Sparpaket aufgestockt werden müsse.
Auch ÖVAG, Bank Austria und BAWAG an Bord
Österreichs Banken beteiligen sich in Summe mit mehr als einer Mrd. Euro am Schuldenschnitt für Griechenland. Abseits des Anteils der Kommunalkredit und der KA Finanz ist unter anderem auch die ÖVAG mit 175 Mio. mit an Bord. Grünes Licht zum Schuldenschnitt kam auch von der UniCredit-Tochter Bank Austria und der BAWAG. Von der Bank Austria werden demnach Papiere im Nominalwert von 509 Mio. Euro zum Tausch für neue Griechenland-Anleihen eingereicht.
Die BAWAG, die dem Finanzinvestor Cerberus gehört, werde Anleihen mit einem Nominalwert von 53 Mio. Euro tauschen, hieß es. Die angeschlagene ÖVAG, die der Staat mit einer künftigen Beteiligung von bis zu 49 Prozent vor der Pleite bewahrt, rechnet mit keinen weiteren Belastungen durch den Anleihetausch. Die Papiere seien bereits auf den Marktwert abgeschrieben, sagte eine Sprecherin am Freitag. „Wir gehen kein weiteres Risiko ein.“
Erste Group, Raiffeisen Bank International (RBI), Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG) hatten ihr Griechenland-Engagement zuletzt auf einstellige Millionenbeträge heruntergefahren bzw. sich ganz daraus zurückgezogen.
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