Garantierter Zinssatz bei zwei Prozent
Die Renditen für eine private Pensionsversicherung sind karg oder können sogar zum Minusgeschäft werden, hat die Arbeiterkammer (AK) in einer Studie ermittelt. Denn der Garantiezinssatz liege nur noch bei zwei Prozent und werde meist von den Kosten aufgefressen.
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Auch seien die Beratungsgespräche mangelhaft. Die AK verlangt klarere Informationen beim Abschluss von privaten Pensionsversicherungen und anderen kapitalbildenden Lebensversicherungen sowie einen „verpflichtenden Beipackzettel“ mit den Kernpunkten des Vertrags und Kostenangaben. Die Garantiepension ist die vertraglich garantierte Pensionszahlung, weiters wird von den Versicherern eine prognostizierte Pension inklusive Gewinnbeteiligung angegeben. Diese falle zwar höher aus als die Garantiepension, sei aber unverbindlich, warnte die AK am Montag in einer Aussendung.
Dramatische Abnahme bei Erträgen
Die Studie zeigt, dass die Gesamtverzinsung (Garantiezins plus die bei Vertragsabschluss noch unbekannte Gewinnbeteiligung) in den vergangenen Jahren dramatisch abgenommen hat. Waren in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren Gesamtverzinsungen von sechs bis acht Prozent an der Tagesordnung, ging es vor allem ab dem Jahr 2001 drastisch bergab. Für 2011 errechnete die AK etwa einen Gesamtzinssatz von 3,25 Prozent.
In den getesteten privaten Pensionsversicherungen, die eine Sonderform der Lebensversicherung darstellen, erfolgt die Leistung als monatliche Pensionszahlung. Zwei Modelle wurden bei sieben privaten Pensionsversicherern berechnet: Eine Frau (Jahrgang 1981) und ein Mann (Jahrgang 1976) zahlen 30 Jahre lang eine monatliche Prämie von 100 Euro ein und erhalten danach eine lebenslange Pension vom Versicherer. Angenommen wurde eine statistische Lebenserwartung von 84 Jahren für die Frau und von 79 Jahren für den Mann.
Rendite von 0,1 Prozent - oder überhaupt Minus
Laut AK-Studie sind die Renditen, also die Effektivverzinsung der getesteten Produkte, äußerst bescheiden. Die 30-jährige Frau erhält eine garantierte Rendite (ohne Gewinnbeteiligung) von 0,1 bis 0,3 Prozent je nach Versicherer. Der 35-Jährige steigt sogar mit einem Minus aus: Seine Rendite beträgt minus 1,2 bis minus 1,6 Prozent - das heißt, die Pensionsauszahlungen sind geringer als die Summe der einbezahlten Prämien.
1.150 Euro pro Jahr einbezahlt
Im Jahr 2010 gab es in Österreich etwa 860.000 bestehende private Pensionsversicherungen. Im Durchschnitt werden laut AK in etwa 1.150 Euro pro Jahr an Prämien eingezahlt.
Bei den erfassten Unternehmen handelt es sich um die Allianz, die Bank Austria Versicherung, die Generali, die Raiffeisen Versicherung, die S-Versicherung, Uniqa und Wiener Städtische.
Von 100 Euro bleiben nur 70
„Ein maßgeblicher Grund für die mickrigen Renditen sind auch die Kosten, die auf die Erträge drücken“, so AK-Konsumentenschützer Christian Prantner. „Es gibt zwar einen Garantiezinssatz von zwei Prozent auf den Sparanteil. Aber er wird von den Kosten zur Gänze geschluckt.“
So sind von 100 Euro Prämie pro Monat vier Prozent Versicherungssteuer abzuziehen, ein Unterjährigkeitszuschlag (vier Prozent), die Stückkosten (vier Prozent), einmalige Abschlusskosten (14,1 Prozent) und laufende Abschlusskosten (2,12 Prozent) sowie Verwaltungskosten (1,21 Prozent). Das bedeutet, dass in den ersten fünf Jahren nur 70,27 Euro verzinslich (Sparanteil) angelegt werden.
Kritik an mangelnder Transparenz
Die AK ortet auch Schwächen bei den Beratungsgesprächen: So wurden generell keine präzisen Bedarfserhebungen durchgeführt. Die Berater fragten nur einmal von sich aus, ob es bereits Lebensversicherungs- oder Vorsorgeprodukte gibt. „Die Angebote sind nach wie vor nicht transparent“, kritisierte Prantner. „Vor allem die Kosten bei Vertragsabschluss sind nicht verständlich dargestellt. Marketingbegriffe dominieren, während klare Erfolgskennzahlen, etwa die Rendite, fehlen.“
Die AK fordert vor Vertragsabschluss einen verpflichtenden „Beipackzettel“ (Produktbezeichnung, Laufzeit, Prämienhöhe und Möglichkeiten der Indexierung, vertraglich fixierte Pensionen, Nebenspesen wie Unterjährigkeitszuschlag, Kosten, Möglichkeiten der Vertragsänderung). Damit könnten die Konsumenten die Angebote besser vergleichen.
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