Extreme Temperaturen in Osteuropa
Der extreme Frost in Europa lässt die Zahl der Kältetoten sprunghaft steigen - vor allem im Osten ist die Lage dramatisch. In der Ukraine erfroren seit dem Wochenende schon mehr als 120 Menschen, die meisten Toten wurden in den Straßen gefunden. Die russischen Behörden melden 64 Kältetote.
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Auch in Österreich gibt es mittlerweile drei Kälteopfer. In Niederösterreich erfror eine 83-jährige Frau, in der Steiermark wurde ein 50-jähriger Mann tot gefunden. In der Steiermark wurde ein 66-jähriger Mann gefunden, der in der Nacht auf Samstag offenbar nach einem Sturz erfroren war - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Lage in Ukraine spitzt sich zu
Bei Temperaturen von stellenweise minus 30 Grad wurde die Lage in der Ukraine immer dramatischer. Die Zahl der Kältetoten in der ehemaligen Sowjetrepublik stieg in diesem Winter nach offiziellen Angaben auf 122, wie das Zivilschutzministerium am Freitag in Kiew mitteilte. Mehr als 1.500 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Beobachter gehen davon aus, dass die inoffizielle Zahl der Kältetoten deutlich höher ist.
Meteorologen sagten weiter Rekordkälte voraus. In der Ex-Sowjetrepublik leben viele Menschen unter ärmlichsten Bedingungen. Laut offiziellen Angaben gibt es rund 100.000 Obdachlose. Allerdings wird die Zahl der Menschen ohne Bleibe inoffiziell mit 300.000 Menschen angegeben.
Russland meldet erstmals Zahlen zu Kältetote
Russland nannte unterdessen erstmals offizielle Zahlen zu den Kälteopfern: Demnach erfroren im Jänner insgesamt 64 Menschen. Das teilte das Zivilschutzministerium in Moskau nach Angaben der Agentur ITAR-TASS mit. In der russischen Hauptstadt mussten in der Nacht auf Freitag erneut etwa 20 Menschen mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht werden. Die Fährverbindung zur Insel Putjatina unweit der Großstadt Wladiwostok am Pazifik war erstmals seit Jahren wegen dicker Eismassen unterbrochen.
In Rumänien wurden bisher mindestens 22, in Bulgarien zehn Tote gezählt. In Bulgarien wird eine neue Kältewelle mit viel Schnee erwartet. In Tschechien kostete die Kälte seit Wochenbeginn mindestens vier Menschen das Leben.
Minus 35 Grad in Polen
Nach der bisher kältesten Nacht des Winters wurden in Polen am Freitag in vielen Orten Temperaturen von minus 30 Grad und kälter gemessen. In dem südostpolnischen Dorf Stuposiany waren es sogar minus 34 Grad, in der ostpolnischen Stadt Bialystok betrug die Bodentemperatur minus 35 Grad. Nach offiziellen Angaben erfroren alleine in der Nacht auf Samstag sieben Menschen. In vielen ländlichen Regionen wurde der Schulunterricht abgesagt. Seit Beginn der Kältewelle starben in Polen 45 Menschen. Weitere sechs Opfer starben an Kohlenmonoxidvergiftung.
Belgrad lahmgelegt
Anhaltende Schneefälle haben am Freitag Belgrad lahmgelegt. Wegen chaotischer Zustände im Straßenverkehr wurde in Belgrad der Schulunterricht am Nachmittag eingestellt. Es geht auch um eine Stromsparmaßnahme. Von der Regierung wurden am Abend die Industriebetriebe aufgefordert, den Stromverbrauch im Einklang mit den technischen Möglichkeiten auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
In Süd- und Westserbien spitzten sich zudem die durch Schneefälle schon vorher verursachten Probleme weiter zu. Ein Ausnahmezustand wurde nach Angaben der Behörden bisher in 27 Gemeinden ausgerufen. Alle Grund- und Mittelschulen sowie Kindergärten sollen wegen der Schneemassen in der nächsten Woche geschlossen bleiben.
Einwohner helfen beim Räumen
Weil auch die Hauptstadt im Verkehrschaos versinkt, rief die Regierung alle Bürger zur Hilfe auf. Am Samstag meldeten sich Hunderte Menschen, um beim Räumen mitzuhelfen. In Briefen an Zeitungen und Fernsehanstalten beschwerten sich die Bürger, dass die Behörden völlig unzureichend auf den Schnee vorbereitet und selbst die Transitstraßen unpassierbar waren.
Über Verkehrsprobleme wurde auch aus Montenegro berichtet, wo es am Freitag zur Einstellung des Verkehrs auf der wichtigsten Straßenverbindung zwischen der Hauptstadt Podgorica und Bijelo Polje im Norden des Landes kam.
Schulen auch in Rom geschlossen
Kälte und Schnee haben auch Mittel- und Norditalien weiterhin fest im Griff. Starke Schneefälle in mehreren norditalienischen Regionen sorgten für erhebliche Behinderungen im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. In der Nacht auf Samstag wehte ein eisiger Sturm durch die Stadt, seit Freitagvormittag schneit es ununterbrochen. Die Schulen sind am Freitag und Samstag in der 3,5-Millionen-Einwohner-Metropole geschlossen.
Das gesamte Verkehrsnetz kam zum Erliegen. Die große Straßenumfahrung GRA musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Wegen der vereisten Straßen kam es zu mehreren Unfällen. Autofahrer mussten mehrere Stunden lang auf Straßen ausharren, auf denen sich Fahrzeuge quergestellt hatten. Das öffentliche Verkehrssystem brach am Freitagabend zusammen.
Die Kältewelle forderte auch Todesopfer. Ein Obdachloser wurde in Mailand tot aufgefunden, berichteten italienische Medien. Ein 76-Jähriger erlag beim Schneeschaufeln in Parma einem Herzinfarkt. Insgesamt starben in Italien bisher fünf Menschen im Zuge der Kältewelle.
Minus 42 Grad in Schweden
Auch die an Frost und Schnee gewöhnten Nordeuropäer bekommen die Extremkälte immer stärker zu spüren. Vor allem im nördlichen Teil Schwedens wurde am Freitag bei Temperaturen unter minus 30 Grad der Zugsverkehr auf mehreren Hauptstrecken eingestellt. In der Ortschaft Kvikkjokk-Arrenjarka in Lappland wurden am selben Tag erstmals unter 40 Grad Frost gemessen. Minus 42 Grad seien schwedischer Kälterekord für diesen Winter, berichtete der Rundfunksender SR.
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