„Die alte Push-Mentalität ist vorbei“
„Man kann viel mehr gemeinsam handeln als früher. Die alte Push-Mentalität ist vorbei“: Unter dieser Devise will der dänische Musikvermittler Christian Hald Buhl, zurzeit International Consultant des Spot-Festivals, dänische mit europäischen Musikprojekten vernetzen. Im Gespräch mit ORF.at erklärt er, wie ein Festival zum Exportprojekt für Newcomer werden konnte.
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ORF.at: Was war die Idee bei der Gründung des Spot-Festivals?
Christian Hald Buhl: Das Spot-Festival ist eigentlich eine professionelle Veranstaltung, auf der man Bands und Musikindustrie zusammenbringen wollte. Mittlerweile feiern wir die 18. Auflage des Spot-Festivals in Aarhus. Zuerst waren es nur dänische Bands, dann kamen immer mehr nordische Bands dazu. Und mittlerweile ist es ein riesiges internationales Festival, auch mit der Beteiligung österreichischer Künstler. Und Spot ist eben nicht nur ein Kulturevent, es ist auch ein Handelsfestival, wo sich Geschäftspartner aus dem Musikbereich treffen und Projekte entwickeln können.
ORF.at: Wie kam es dann zur Entwicklung der „Spot on Denmark“-Tournee, die mittlerweile durch mehrere europäische Länder zieht?
Buhl: Eigentlich liegt das an der Erkenntnis, dass Spot eine starke Marke geworden ist. Und wir wollten diese Marke nutzen, um uns damit an die für uns interessanten Märkte zu richten. Unser Fokus sind Deutschland und die benachbarten Länder. Und letztlich steht die Marke Spot für ein bestimmtes Kollektiv. Interessant ist der „Spot on Denmark“ ja deshalb, weil aus einzelnen Ländern Kritiker jene Bands auswählen, die in ihrem jeweiligen Land beim „Spot on Denmark“ spielen sollen. Und wir suchen nach Partnern, die unsere Idee weitertragen - und für die wir gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit schaffen, in unserer Region wahrgenommen zu werden. So entstehen interessante Kooperationen, etwa wie jene von Garish und Il Tempo Gigante. Und für uns sind Partner wie Ink Music und auch das Montreux Jazz Festival interessant, die das Spot-Festival sehr eigenständig für ihr Booking und ihre Kontaktpflege nutzen.

Torkil Adsersen/Spot Festival
Christian Hald Buhl bei der Arbeit auf dem Spot-Festival in Aarhus
ORF.at: Gibt es für dänische Bands quer durchs Land genügend interessante Locations, um sich ein Publikum zu erspielen? Und gibt es so etwas wie staatliche Förderung?
Buhl: Es gibt viel indirekte Förderung. Etwa mit der „Bands live“-Initiative, die gut 80 Bands und Clubs vertritt und die Förderung für ihre Veranstaltungen erhält, was gerade für neue Projekte wichtig ist, um den ökonomischen Druck zu nehmen. Der dänische Musikverband ROSA versucht wiederum, Bands aus dem Bereich Pop, Rock, Elektro zu pushen, mit Konzertaktionen, gerade auch im Ausland. Wir unterstützen beispielsweise das Nordklang-Festival in St. Gallen.
ORF.at: Sind Bands aus dem Norden so etwas wie eine eigene Trademark geworden?
Buhl: Ja, das kommt mir schon so vor. Oder sagen wir so: Es wird immer einfacher, Bands aus Skandinavien oder dem Norden zu vermitteln. Eine gemeinsame Identität liegt sicher auch in einem sehr ausgeprägten skandinavischen Selbstbewusstsein. Wir glauben ja schon, dass wir die Besten sind (lacht).
ORF.at: Aber ist es dann nicht auch so, dass sich gerade über die Wahrnehmung von Kultur das Image eines Landes ändert? Dänemark, das war früher das Exportland des Designs - heute denkt man im kulturellen Bereich auch daran, dass aus diesem Land viele verrückte Sachen kommen wie die Filme von Thomas Vinterberg und Lars von Trier.
Buhl: Gute Frage. Ich glaube, das Schlüsselwort ist der dänische Humor. Der natürlich auch sehr von Region zu Region variiert. Ich glaube, wir Dänen nähern uns dem Leben aus einer Perspektive, die man als Humortherapie bezeichnen könnte. Und es gibt mittlerweile auch so etwas wie einen Generationensprung, eine neue junge Generation pflegt nicht mehr das kühle Understatement, sondern sagt sehr laut, wie man ist, und wie man sich fühlt. Also wenn man Reptile Youth ansieht, die sind „Rock and Roll“, auch wenn sie eigentlich Elektronik spielen.

Torkil Adsersen/Spot Festival
Spot-Festival als offenes Forum: Vater und Sohn auf der Suche nach neuen Tönen
ORF.at: Welche Rolle spielt das dänische Radio - etwa neue Sender wie P6 Beat (vom öffentlich-rechtlichen dänischen Radio) - bei der Verbreitung dänischer Musik?
Buhl: Ja, das ist sehr wichtig für uns, dass es solche Plattformen gibt, denn das war in Dänemark lange Zeit auch unterentwickelt. Auf der anderen Seite werden neue Plattformen wie Social Media immer wichtiger für die Bands.
ORF:at: Ist es in dem Bereich dann besonders wichtig, als Teil einer Gruppe mit einer bestimmten Identität wahrgenommen zu werden?
Buhl: Ja, ganz bestimmt. Zugehörigkeit ist sehr entscheidend. Ich glaube, als Künstler muss man heute sehr genau verstehen, wo man reinpasst, und man muss bestimmte Kommunikationswege entwickeln.
ORF.at: Wie sehr ist dann Offenheit und Austausch mit anderen Band-Projekten typisch für dänische Musiker?
Buhl: Ja, hier gibt es wirklich flüssige Grenzen und viele gemeinsame Projekte. Und wir haben große Namen, die wieder junge Projekte anstoßen und diese auch begleiten. Ich denke hier etwa an Trentemöller, der ein Projekt wie Darkness Falls pusht und dann auch in ihrer Entwicklung begleitet. Das ist sehr gut.
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