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Im Visier der Gewerkschaft

1975 hat der Fleischhauersohn Anton Schlecker seine erste Filiale in Kirchheim unter Teck im deutschen Bundesland Baden-Württemberg eröffnet. Er stieg in zwei Jahrzehnten mit seinen Filialen mit dem blau-weißen Schriftzug zum deutschen Drogeriekönig auf. Dabei verdiente das Unternehmen nicht nur mit klassischen Drogerieartikeln sein Geld.

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Auch Haushaltsgeräte wie Staubsauger und Konzertkarten gehörten zum Sortiment. Einen erheblichen Rufschaden bedeuteten Ermittlungen wegen der Arbeitsbedingungen bei Schlecker Ende der 1990er Jahre: Die Stuttgarter Justiz hielt dem Milliardärspaar Anton und Christa vor, Hunderte Mitarbeiter jahrelang unter Kollektivlohn bezahlt zu haben. Die Schleckers akzeptierten einen Strafbefehl und sorgten für verbesserte Arbeitsbedingungen.

Gründer hielt sich aus Öffentlichkeit fern

Es gab immer wieder Kritik von Arbeitnehmervertretern. Dann kam es zu einem Imagewandel. Schlecker schloss unter anderem Kollektivverträge, die von der Gewerkschaft ver.di gelobt wurden. Doch das negative Image blieb in der Öffentlichkeit immer noch haften.

Dass der einstige Firmenpatriarch Anton Schlecker die große öffentliche Bühne mied, hing wohl auch mit der Entführung der beiden Kinder Meike und Lars kurz vor Weihnachten 1987 zusammen: 9,6 Mio. Mark Lösegeld wurden gezahlt. Die Kinder konnten sich selbst befreien. Erst elf Jahre nach der Entführung wurden die Täter gefasst und verurteilt.

Sanierungskurs kam zu spät

Den Kopf hat Schlecker eine Vielzahl von Faktoren gekostet. Der Drogeriehändler hat hauptsächlich in B- und C-Lagen investiert, das Konzept war allein auf die Marktabdeckung ausgerichtet. In einer umkämpften Branche wie dem Drogeriehandel ist das freilich ein Problem. Müller, Rossman und dm holten stark auf und brachten Schlecker in Bedrängnis. Mit seiner Personalpolitik hat das Unternehmen zudem immer wieder den Ärger der Gewerkschaften auf sich gezogen und damit wohl auch Kunden vergrault.

2011 übernahmen bei Schlecker die Kinder des Gründers, Lars und Meike, das Ruder. Sie sollten die marode Kette wieder auf Vordermann bringen und das schlechte Image abstreifen. Die Filialen sollten moderner, die Personal- und Kommunikationspolitik besser werden. Seitdem wurden sogar Interviews gegeben, was es zuvor überhaupt nicht gegeben hatte.

Kampf ging verloren

Doch Experten waren sich rasch einig, dass die Sanierung viel zu spät angegangen wurde. Im Jänner 2012 musste dann Insolvenz angemeldet werden. Meike Schlecker trat in einem der seltenen Auftritte vor Journalisten und erklärte, dass von dem Familienvermögen nichts mehr da sei, um das Unternehmen noch zu retten. Von den fast 9.000 Filialen sollen 6.500 geschlossen werden. Für die 11.000 betroffenen Mitarbeiter wurde bis noch um eine Einigung gerungen. Am 29. März 2012 wurden dann doch die Kündigungsschreiben verschickt.

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