Offizier machte Kapitän Hölle heiß
Ein Hafenoffizier ist zu einem neuen Nationalhelden Italiens aufgestiegen. Gregorio de Falco hatte Kapitän Francesco Schettino, der offenbar als einer der Ersten die vor der Insel Giglio sinkende „Costa Concordia“ verließ, um sich in Sicherheit zu bringen, statt den Passagieren beizustehen, in resoluten Worten aufgefordert, sofort wieder auf das Schiff zu gehen.
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Ein mitgeschnittenes und publik gewordenes Telefonat zwischen den Männern sorgt für Aufregung und untermauert die Vorwürfe gegen den unter Hausarrest stehenden Kapitän. Das Gespräch zwischen dem Kapitän und dem Chef der Hafenkommandantur in Livorno, der in zunehmend erregtem Ton Schettino die Rückkehr auf das Schiff befiehlt, um die Evakuierungsaktion zu koordinieren, hat die Öffentlichkeit beeindruckt. Die autoritäre Stimme des Hafenoffiziers ertönte Millionen Mal im Fernsehen und Internet.
„Gehen Sie an Bord, verflucht noch einmal!“
Der Kapitän war an Bord eines Rettungsboots von der Küstenwache kontaktiert worden. Der Mitschnitt im Detail: „Schettino, Sie haben es vielleicht geschafft, sich aus dem Meer zu retten, aber das da, das wird Sie teuer zu stehen kommen ... Ich werde Ihnen verdammt viele Scherereien machen. Gehen Sie an Bord, verflucht noch einmal!“, schreit der 47-jährige Hafenoffizier den Kapitän an.
Schettino versichert daraufhin, dass er mit anderen Offizieren unweit des Schiffes die Rettung koordiniere. „Sie müssen uns sagen, wie viele Leute noch auf dem Schiff sind, Kinder, Frauen, Passagiere, die genauen Zahlen jeder Kategorie!“, herrscht De Falco den Kapitän an.
Offizier ist außer sich
Als der Kapitän erwidert, dass es dunkel sei und er nichts sehe, brüllt der Hafenoffizier zurück: „Was wollen Sie machen, Schettino, nach Hause gehen? Es ist Nacht, also wollen Sie nach Hause gehen? Steigen Sie die Leiter am Bug hinauf und sagen Sie mir, wie viele Leute noch da sind, was sie brauchen. Sofort!“ Der Kapitän sträubt sich weiter, De Falco verliert zunehmend die Beherrschung. „Sie haben die Evakuierung des Schiffs angeordnet. Sie gehen an Bord, das ist ein Befehl. Jetzt habe ich das Kommando. Sie gehen zurück an Bord! Ist das klar? Haben Sie mich verstanden?“

AP/Giacomo Aprili
De Falcos resolute Art, mit der er den Kapitän zurechtwies, begeistert die Italiener
De Falco fügt hinzu, dass bereits Todesopfer zu melden seien. „Es gibt schon Leichen, Schettino.“ „Wie viele?“, fragt der Kapitän. „Es wäre Ihr Job, mir zu sagen, wie viele es sind, in Gottes Namen!“, schreit De Falco.
Fans auf Facebook, in Talkshows und Zeitungen
Die entschlossene Vorgehensweise des Hafenoffiziers ist zum Thema Nummer eins in Talkshows und Leitartikeln der Zeitungen avanciert. Auf Facebook bildeten sich Fangemeinschaften, die den Offizier in den Himmel loben. T-Shirts wurden mit De Falcos Ausdruck „Gehen Sie an Bord, verflucht noch einmal!“ gedruckt und bereits tausendfach verkauft. „De Falco, sofort heilig!“, fordern Internetsurfer auf Twitter.
„Danke, Kommandant! Das dramatische Telefongespräch zwischen Schettino und De Falco könnte nicht besser die beiden Seelen Italiens darstellen. Auf einer Seite der hoffnungslos verlorene Mann, der feige Kapitän, der vor seiner Verantwortung als Mensch und Offizier flieht, und eine energische Persönlichkeit auf der anderen Seite, die sofort das Ausmaß der Tragödie begreift und mit Autorität den Kapitän zu seinen Pflichten aufruft. Und in der Mitte, wie ein verwundeter Wal, liegt eine sinkende Welt“, schrieb die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Mittwoch.
Öffentlichkeitsscheu
Doch der aus Ischia stammende Kommandant zeigt sich bescheiden und meidet das Rampenlicht der Medien. Schlaflose Nächte verbrachte der Kommandant, um die Rettungsaktion zu koordinieren. Die vielen Todesopfer sollen ihm schwer auf der Seele lasten. „Er ist erschöpft, doch er meint, er wird keine Ruhe haben, bis nicht klar sein wird, wie sich die Dinge abgespielt haben“, sagte ein Mitarbeiter des Kommandanten.
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