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Rückgang bei Boni erwartet

Boni in Millionenhöhe, die selbst noch während der Wirtschaftskrise anstiegen, haben die Wall-Street-Firmen von Goldman Sachs bis Morgan Stanley in Verruf gebracht. Entscheidend bei der Höhe der Boni sind einige wenige Berater, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Sie sind darauf spezialisiert, den Unternehmen der Wall Street zu helfen, wie sie ihre Milliardenboni aufteilen sollen.

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Banken, Hedgefonds und Private-Equity-Unternehmen nehmen die Dienste der Kompensationsspezialisten in Anspruch, geredet wird allerdings nicht darüber. Bei den Beratungsleistungen geht es nicht nur um die Höhe der Bonuszahlungen und Abfindungen, sondern auch um Daten dazu, wie viel die Konkurrenz zahlt.

Traditionell gelten die Tage der Bonuszahlungen unter Ferrari- und Porsche-Händlern und bei Jachtherstellern als der beste Geschäftszeitraum des Jahres. Beim aktuellen Auszahlungsdurchgang, der bei einigen Firmen noch bis Februar andauert, wird aufgrund der geschrumpften Einnahmen der Banken ein deutlicher Rückgang der Boni erwartet.

Mehr Leistungsdifferenzierung

Experten rechnen heuer mit 20 bis 30 Prozent weniger Boni an der Wall Street. Einige erwarten das schlechteste Jahr für die Branche seit 2008. Bei Goldman Sachs etwa gehen die Mitarbeiter im Schnitt mit einem Jahresgehalt von 367.000 Dollar nach Hause. 2006 waren es noch rund 622.000 Dollar.

Wegen schlechter Kapitalmarktgeschäfte werde der Verdienst vieler Manager direkt unterhalb der Vorstandsebene im Vergleich zu 2010 mindestens halbiert, im Anleihenhandel seien sogar Rückgänge von 60 Prozent zu erwarten, so das „Wall Street Journal“. Bei Morgan Stanley müssten dem Bericht zufolge Investmentbanker und Händler mit Einbußen von 30 bis 40 Prozent rechnen. Morgan-Stanley-Chef James Gorman soll Berichten zufolge für 2011 einen Bonus von 10,5 Mio. Dollar bekommen - rund 25 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Berechnungen der Personalberatung Korn/Ferry International zufolge müssen sich auch die Investmentbanker in Europa auf Einbußen von 30 bis 50 Prozent einstellen. „Es wird bei den Bonuszahlungen zudem deutliche Leistungsdifferenzierungen geben“, prognostizierte Friedrich-Wilhelm Graf von Pfeil von Korn/Ferry. Voraussichtlich würden nur die Besten einen Bonus bekommen.

Wunderliche Gehälter „Missverständnis“

Finanzielle Sorgen scheinen dennoch nicht angebracht. Immerhin zählen etwa Goldman-Sachs-Mitarbeiter zu den bestbezahlten der Branche. Laut dem „Wall Street Journal Europe“ verdienten die Spitzenmanager des Unternehmens 2011 über Gehalt und Boni insgesamt zwischen drei und 6,5 Mio. Dollar.

Einer der zentralen Bonusberater an der Wall Street, Alan Johnson, nimmt keinen Anstoß an der Höhe der Bonuszahlungen. Es gebe das „Missverständnis“, dass die Gehälter in dieser Branche wunderlich seien, sagte Johnson, gegenüber der „New York Times“: „Das sind sie nicht.“

Insiderwissen von der Konkurrenz

Er gibt seinen Kunden Tipps, ob sie im Vergleich zum Mitbewerber „zu kümmerlich“ oder „zu offensiv“ Boni auszahlen. Das ist entscheidend, um exzellente Mitarbeiter zu halten. Bonuszahlungen nehmen meist einen Großteil des Gehalts von Managern der Finanzbranche ein. Die Entscheidung über die Höhe fällt jeweils Anfang des Jahres nach der Erstellung der Bilanzen.

Auch wenn es wieder mehr in diese Richtung geht: Nicht mehr nur Erfahrung und Leistung entscheiden über die Bonushöhe, das System ist viel komplexer geworden. Die Festlegung der Bonushöhe ist mittlerweile stets eine Gratwanderung - noch viel mehr, wenn es den Finanzunternehmen schlecht geht. Denn liegt ein Unternehmen mit seiner Zahlung unter dem Wert, der gerade gezahlt wird, wartet besonders für Spitzenmitarbeiter schon die Konkurrenzfirma auf die neue Arbeitskraft.

Entsprechend zahlt es sich für die Finanzfirmen offenbar auch aus, Hunderttausende Dollar in die Bonusberatung und Insiderwissen zu investieren. Denn nicht selten sind die Berater auch Headhunter - mit einer Fülle an Informationen über Gehälter und mit exzellenten Kontakten in der Branche.

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