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Häuser, Jobs und Hygiene für Haiti

Internationale Hilfsorganisationen sind immer noch damit beschäftigt, die Menschen auf Haiti mit dem Notwendigsten zu versorgen. Das Österreichische Rote Kreuz setzt sich dafür ein, dass die Haitianer wieder ohne fremde Hilfe auskommen. 3.000 Familien werden beim Wiederaufbau unterstützt. „Es gibt noch viel zu tun“, so die Organisation.

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Seit zwei Jahren ist das Österreichische Rote Kreuz in Haiti an Ort und Stelle, um das Elend der Menschen zu lindern. „Wir versorgen 15.000 Menschen in zehn Dörfern“, berichtet die Rotkreuz-Mitarbeiterin Martha Wirtenberger aus Haiti im Gespräch mit ORF.at. „Das wichtigste Ziel ist es, den Menschen wieder eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Denn die Zustände in den Camps sind zum Teil katastrophal.“ Sichere Häuser würden Unwetter zudem überdauern und den Bewohnern erlauben, ihre Energien auf andere Dinge wie den Lebensunterhalt zu konzentrieren.

Menschen in einer Holzhütte in Haiti

ÖRK/Martha Wirtenberger

Gemeinsam mit den Bewohnern baut das Rote Kreuz Häuser mit gemauertem Sockel und Holzwänden

Fast 3.000 Familien rund um die Stadt Leogane im Westen der Insel freuen sich über ein neues Eigenheim. In der Hafenstadt, die im Epizentrum des Erdbebens lag, lebten rund 200.000 Menschen. Wie viele es jetzt sind, weiß niemand so genau. Schätzungen zufolge wurden zwischen 80 und 90 Prozent der Gebäude zerstört. „Trotzdem ist die Situation hier entspannter als in der Hauptstadt Port-au-Prince“, erklärt Wirtenberger. Denn die Gegend sei weniger dicht besiedelt. Auch rund um Leogane gebe es aber noch immer Menschen, die in Notcamps leben.

Fehlende Infrastruktur

„Wir haben schon einiges erreicht, aber es gibt noch viel zu tun“, sagt die Rotkreuz-Mitarbeiterin. Sie hofft, dass die neue Regierung, die seit dem Sommer im Amt ist, nun mehr Verantwortung übernimmt. „Von 28 Ministerien wurden bei 27 bei dem Erdbeben zerstört. 20 Prozent der Beamten sind ums Leben gekommen. Die Infrastruktur fehlt noch immer.“

Das Rote Kreuz versucht diesen Missstand zu lindern: In vier Dörfern wurden die Schulen wiederaufgebaut - Kinder waren zum Teil zwei Jahre lang nicht zur Schule gegangen. Auch Kindergärten und Gemeindezentren werden den Menschen wieder zugänglich gemacht. Gemeinsam mit der Bevölkerung werden Wasserstellen und Latrinen geschaffen. „Wir beziehen die Menschen in den Bau mit ein, damit sie die neuen Einrichtungen akzeptieren und wissen, wie man damit umgeht“, sagt Wirtenberger.

Gerade in den ländlichen Gegenden sei das Bildungsniveau der Bevölkerung sehr niedrig. „Man muss ganz an der Basis beginnen - Hygienestandards sind vielen Menschen nicht vertraut.“

Händewaschen gegen Cholera

Immer wieder wurde Haiti nach dem Erdbeben von Cholera-Epidemien heimgesucht. „Ganz einfache Dinge wie Händewaschen sind ein wichtiges Mittel zur Prävention, das man den Menschen aber erst langsam beibringen muss“, erklärt Wirtenberger. In speziellen Trainings lernen die Menschen auch Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge wie etwa Erste Hilfe.

„Wir wollen nachhaltig helfen“, betont Wirtenberger. Neben dem Bau von sturmsicheren und stabilen Häusern sowie dem Wiederaufbau von Schulen und Gemeindezentren gehe es dabei vor allem um die Schaffung von Arbeitsplätzen. „Wir bilden Handwerker aus, die die Türen und Fenster für die Häuser herstellen, die wir errichten.“ Außerdem betreut das Rote Kreuz Produktionsstätten, in denen Lebensmittel wie etwa Brot hergestellt werden.

Drei bis fünf Jahre wird der Wiederaufbau auf Haiti noch dauern, schätzt Wirtenberger. Viele Hilfsorganisationen seien auf kurzfristigere Katastrophenhilfe ausgerichtet und hätten das Land schon verlassen. Das Österreichische Rote Kreuz wird aber noch bleiben: „Wir wollen erreichen, dass sich die Menschen in den Dörfern selbst versorgen können“, betont Wirtenberger.

Spitäler für zwei Millionen Haitianer

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die schon vor der Katastrophe in Haiti war, hat noch viel vor. Durch das Erdbeben wurden zwei ihrer Spitäler zerstört. Vier neue Krankenhäuser, in denen medizinische Notfälle von mehr als zwei Millionen Einwohnern betreut werden, konnten seither errichtet werden.

„Der Wiederaufbau braucht viel Zeit. Trotz des mangelhaften Gesundheitswesens versuchen wir aber unser Möglichstes zu tun und reaktionsfähig zu bleiben, insbesondere gegenüber Notfällen wie etwa der Cholera", sagte Gerard Bedock, Ärzte-ohne-Grenzen-Landeskoordinator in Haiti.

Zwar sei die Zahl neuer Cholerafälle insgesamt stark zurückgegangen, trotzdem würden noch immer mehrere hundert Menschen pro Woche neu erkranken. "Und die Risiken einer saisonal bedingten erneuten Zunahme bleiben sehr hoch. Wir müssen daher äußerst wachsam bleiben“, sagt Bedock.

Nina Flori, ORF.at

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