Brutale Fehden zwischen Gangs
Nachdem erst letzten Donnerstag ein 17-jähriger Jugendlicher von Unbekannten mit sieben Schüssen aus einem AK-47-Sturmgewehr (Kalaschnikow) getötet worden war, hat der Bandenkrieg in der französischen Hafenmetropole Marseille erneut drei Opfer gefordert. Am späten Sonntagabend fand die Polizei in der Nähe der Stadt drei verkohlte Leichen in einem Auto.
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Anrainer einer Siedlung in der Ortschaft Pennes-Mirabeau hatten laut der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ Alarm geschlagen, nachdem sie einen lauten Knall gehört hatten. Das Auto, ein Audi A3, sei wenige Meter neben einem Weg abgestellt gewesen. Auf der Beifahrerseite sei ein Einschuss gefunden worden.
Bei einer Obduktion solle nun, so die Zeitung, geklärt werden, ob auch die Toten im Auto Schussverletzungen aufwiesen. In der Region waren schon mehrfach Menschen zunächst erschossen und dann in einem Auto verbrannt worden, um Spuren zu verwischen.
Immer öfter Kalaschnikows als Tatwaffen
Auch Schießereien mit Kalaschnikows hatten in den vergangenen Wochen mehreren Menschen das Leben gekostet. In der Stadt herrschten mittlerweile offenbar „Wildwest“-Gesetze, hieß es im „Figaro“ Mitte Dezember in einem Artikel unter dem Titel „Marseille unter dem Gesetz der Gangs“. In den Bandenkriegen mischten „mafiöse“ Gruppen aus Osteuropa und dem ehemaligen Jugoslawien mit.
Regelrechte Hinrichtungen
Erst vergangene Woche war die Leiche eines 27-Jährigen aus Marseille in einem brennenden Auto auf einem Parkplatz entdeckt worden. Der Mann war der Polizei aus dem Drogenhändlermilieu bekannt. Ihm war laut der Tageszeitung „Le Monde“ zuvor in den Kopf geschossen worden. Auch im September 2010 war ein 27-jähriger Mann, ebenfalls als Dealer bekannt, unter ähnlichen Umständen ums Leben gekommen.
Ebenfalls in der vergangenen Woche war ein 17-Jähriger mit sieben Schüssen aus einem AK-47-Sturmgewehr in Marseille getötet worden. Die Fahnder gingen davon aus, dass es sich um eine Vergeltungstat im Dealermilieu handelte. Das Opfer war in der Vergangenheit durch Diebstähle und kleinere Drogendelikte aufgefallen, bei seiner Leiche wurde eine Maschinenpistole gefunden. Zuvor waren allein seit November in der Region vier Menschen bei Schießereien mit Kalaschnikows getötet worden, darunter auch ein Polizist.
Gefechte mit der Polizei
Nach dem Tod des 17-Jährigen hatte der zuständige Staatsanwalt Jacques Dallest vergangene Woche erklärt, das sei bereits „der zehnte Vergeltungsakt“ in Marseille seit Jahresbeginn gewesen. Hinzu kämen rund 30 versuchte Racheanschläge. In Frankreich häufen sich seit Monaten auch gewalttätige Serieneinbrüche.
Immer wieder kommt es zu Verfolgungsjagden mit der Polizei, bei denen häufig auch aus automatischen Waffen geschossen wird. Die Staatsanwältin der Region Provence-Alpes-Cote d’Azur, Dominique Moyal, sprach wegen der schweren Waffen bereits von „Kriegshandlungen“.
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