Militär spielt entscheidende Rolle
Der Familienclan rund um Kim Jong Un, Sohn des verstorbenen Diktators Kim Jong Il, bringt sich in Stellung. Am Sonntag zeigte sich Kim Jong Uns Onkel Jang Song Thaek, der Ehemann von Kim Jong Ils jüngerer Schwester Kim Kyong Hui, erstmals in Militäruniform mit dem Rangabzeichen eines Generals im Fernsehen, berichteten südkoreanische Medien.
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Das gilt als Zeichen, dass Kim Song Thaek und vor allem das Militär eine größere Rolle bei der Machtübernahme seines Neffen spielen soll. Die bisherige Militär-zuerst-Politik soll offenbar fortgeführt werden. Bereits Mitte vergangener Woche hieß es, dass Nordkorea nun „im Kollektiv“ mit dem Militär regiert werde.

AP/KRT via APTN
Jang Song Thaek, Kim Jong Uns Onkel, zeigte sich erstmals in Militäruniform (li.)
Schwager und Schwester stiegen auf
Kim Song Thaek gilt schon seit längerer Zeit als die graue Eminenz im Hintergrund und als Mentor des noch unter 30-jährigen Kim Jong Un. Beobachtern zufolge galt er aufgrund des angeschlagenen Gesundheitszustands von Kim Jong Il schon zuvor de facto als Herrscher. Ob der 65-Jährige nun offiziell zum General gekürt worden war, blieb unklar. Erst im vergangenen Jahr machte ihn Kim Jong Il zu seinem Stellvertreter in der nationalen Verteidigungskommission, dem militärischen Führungsgremium Nordkoreas. Das gilt als zweithöchste Position Land - nach dem obersten Machthaber selbst.

Reuters/KCNA
Kim Jong Ils Schwester Kim Kyong Hui stieg in Elite auf
Kim Jong Il nützte seine Schwester und ihren Mann als Vertraute, um die Machtübergabe an seinen Sohn vorzubereiten. Der südkoreanische Geheimdienst war bereits davon ausgegangen, dass Kim Song Thaek und seine Frau wichtige Rollen im neuen nordkoreanischen Machtgefüge übernehmen würden. Sie waren in den vergangenen zwei Jahren in der politischen und militärischen Machtelite nach oben gerückt.
„Oberster Befehlshaber“
Das Militär scheint hinter Kim Jong Un, der noch von seinem Vater zum Vier-Sterne-General befördert worden war, zu stehen. Die Generäle schworen ihm die Treue. Experten halten einen Putsch daher für unwahrscheinlich. Am Samstag bezeichnete ihn die Staatspresse zum ersten Mal als „obersten Befehlshaber“. Bisher war er immer als „großer Nachfolger“ bezeichnet worden.
Bereits vor der Verbreitung der offiziellen Todesnachricht seines Vaters soll Kim Jong Un seinen ersten Befehl an die Streitkräfte erteilt haben. Demnach sollten alle militärischen Einheiten die laufenden Wintermanöver verlassen und in die Stützpunkte zurückkehren.
Der Befehl Kim Jong Uns sei ein konkretes Beispiel dafür, dass er die Kontrolle über die Volksarmee ausübe, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Informanten in Seoul Mitte vergangener Woche. Bisher sei der Geheimdienst davon ausgegangen, dass der knapp 30-Jährige Kim noch nicht die volle Kontrolle über das Militär habe.
Streit wegen Beileidsbesuchen aus Südkorea
Streit gibt es weiterhin mit Südkorea. Denn Seoul lässt mit zwei Ausnahmen keine Besuche von Beileidsdelegationen aus Südkorea zu. Am Sonntag verschärfte Nordkorea seinen Ton. Pjöngjang werde es nicht tolerieren, wenn jemand Trauernde abhalte: „Die südkoreanische Regierung sollte berücksichtigen, dass ihre Störungen unvorhersehbare katastrophale Konsequenzen für die Nord-Süd-Beziehungen nach sich ziehen werden.“
Es wurde erwartet, dass die Witwe des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung, Lee Hee Ho, und mehrere Begleiter am Montag mit dem Auto nach Pjöngjang reisen werden. Auch Hyun Jeong Eun, der Witwe des früheren Vorsitzenden der Hyundai-Gruppe Chung Mong Hun, hatte Seoul die Genehmigung für einen Kondolenzbesuch erteilt. Beide Frauen werden allerdings nach Angaben des Vereinigungsministeriums am Dienstag zurückkehren und nicht an der Beisetzungsfeier teilnehmen.
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