Leuchtender Schriftzug auf Berg
Selbst die Natur trauert um den „geliebten Führer“: Nordkoreas Staatsmedien kennen bei der Berichterstattung nach dem Tod von Machthaber Kim Jong Il keine Grenzen mehr. Vergangene Woche wurde über eine Reihe von „Naturwundern“ berichtet. Außergewöhnlich sind aber vor allem die Berichte selbst.
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In der Todesstunde Kims habe ein schwerer Eissturm in der Nähe seines Geburtsorts gewütet, heißt es von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Dann sei das Eis auf dem berühmten Chon-See geborsten, so dass „es den Anschein hatte, dass Himmel und Erde erschüttert werden“. Dann habe sich der Sturm plötzlich gelegt, und auf einem Felsen sei der leuchtende Schriftzug „Berg Paektu, heiliger Berg der Revolution. Kim Jong Il“ erschienen.
Am selben Tag sei bei einer Statue von Kim Jong Ils Vater Kim Il Sung in der nördlichen Stadt Hamhung ein Kranich erschienen und habe eine eindeutige „Trauerhaltung“ eingenommen. „Sogar der Kranich schien den Abschied von Kim Jong Il zu betrauern“, formulierte es KCNA. „Auch er kann ihn nicht vergessen.“
„Merkwürdige Ereignisse“ bei Tod des Vaters
Die Medien in dem völlig isolierten Land haben allerdings schon eine gewisse Routine beim Ausmachen von Sympathiebekundungen der Natur bei einschneidenden politischen Ereignissen. Nachdem Kim Il Sung 1994 gestorben war, wurde etwa von einer Schwalbe mit weißen Flügeln berichtet, die in ein Klassenzimmer in der Stadt Nampo geflogen sei und zehn Minuten lang vor dem Porträt Kim Il Sungs „geweint“ habe.
Nordwestlich von Pjöngjang sollen drei Wildgänse beobachtet worden sein, die ein Trauergeschrei von sich gegeben hätten und dreimal über eine Statue des verstorbenen Präsidenten geflogen seien. Auch auf dem Mansudae-Berg wurden damals angeblich Schwalbenschwärme gesichtet, deren Ziel eine riesige Statue des „Großen Führers“ gewesen sein soll.
Mit Kim Jong Il erschien die Sonne
Am ersten Todestag des „großen Führers“ Kim Il Sung 1995 hätten sich die Bäume und Blumen „den Gesetzen der Natur widersetzend“ bereits zum zweiten Mal in einem Jahr geblüht, hieß es damals. Bienen und Fliegen umschwärmten demnach in jenen Tagen die Statuen von Kim, selbst Kraniche flögen Ehrenrunden um die Denkmäler, berichtete KCNA.
Die Natur schien damals bereits seinem Nachfolger Kim Jong Il wohlgesonnen. In Pjöngjang machten KCNA zufolge am 23. Juni heftige Stürme den Tag zur Nacht: Erst als Kim Jong Il öffentlich erschien, brachen Sonnenstrahlen durch die schwarzen Wolken.
Das Geheimnis der weißen Seegurke
Als ihm zwei Jahre später das Amt des Parteichefs übertragen wurde, kommentierte das Medienberichten zufolge auch Mutter Natur: „Angesichts der geheimnisvollen Naturerscheinungen sagen sich die Nordkoreaner, dass Genosse Kim Jong Il tatsächlich der Größte der großen vom Himmel geschaffenen Männer ist und dass die Blumen zum Zeichen für dieses großartige Ereignis blühen“, hieß in einer Agenturmeldung.
Zu den Vorboten, die mit Beginn des kühlen Herbstwetters gemeldet wurden, gehörten Hunderte blühende Birn- und Marillenbäume sowie das Auftauchen einer seltenen weißen Seegurke: Am Morgen des 22. September sei Fischern in den Gewässern von Chongjin eine zehn Zentimeter lange weiße Seegurke ins Netz gegangen, meldete KCNA. Dieses seltene Tier sei aufgetaucht, um das Ereignis der Wahl des Genossen Kim Jong Il zum Generalsekretär der Partei zu begrüßen, hieß es in dem Bericht. Bereits zuvor war von Kirschblüten im Innenhof des Hauses eines Parteivertreters auf dem Lande berichtet worden.
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