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Angeblich zwei Todesfälle

Nach mehreren Krebsfällen sollen sich 30.000 Frauen in Frankreich ihre Brustimplantate wieder entfernen lassen. Die französischen Gesundheitsbehörden wollten bis Ende der Woche einen entsprechenden Aufruf starten, berichtete die Zeitung „Liberation“ am Dienstag. Regierungssprecherin Valerie Pecresse sagte dazu lediglich, die Regierung werde ihren Aktionsplan bis Ende der Woche bekanntgeben.

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Sie hob aber zugleich hervor: „Alle Frauen mit PIP-Prothesen sollten dringend ihren Chirurgen aufsuchen.“ Mindestens acht Krebsfälle sind bei Patientinnen aufgetreten, die defekte Brustimplantate aus Silikon der Firma Poly Implant Prothese (PIP) eingesetzt bekommen hatten. Das hatte Mitte Dezember ein Vertreter des Gesundheitsministeriums mitgeteilt.

2.000 Beschwerden

Der Justiz in Marseille liegen bereits mehr als 2.000 Beschwerden von Frauen mit den Brustimplantaten vor. Zwei Frauen sollen daran bereits gestorben sein. Untersucht wird der Vorwurf der Körperverletzung sowie der fahrlässigen Tötung. Die südfranzösische Firma PIP, die die fehlerhaften Implantate herstellte, existiert seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Sie hatte 80 Prozent ihrer Prothesen ins Ausland exportiert. In Großbritannien könnten laut Schätzungen sogar 50.000 Frauen betroffen sein.

Die französischen Behörden hatten bereits im März 2010 Alarm geschlagen. In Deutschland warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte im April 2010 vor den Produkten. Bereits damals hatten die französischen Behörden den Vertrieb und die weitere Verwendung der mit Silikongel gefüllten Brustimplantate untersagt.

„Hausgemachtes Gel“

Die französischen Behörden hatten festgestellt, dass die meisten Brustimplantate von PIP, die seit 2001 hergestellt wurden, nicht mit dem ursprünglich vorgesehenen Silikongel gefüllt waren. Staatsanwalt Jacques Dallest hatte in Marseille gesagt, die Firma habe stattdessen ein „hausgemachtes Gel“ verwendet, wodurch das Risiko von Rissen bei den Implantaten und in der Folge auch von Entzündungen erhöht sei. Das verwendete Gel sei zehnmal billiger als ein ordnungsgemäßes Gel gewesen. Dadurch habe PIP rund eine Million Euro jährlich gespart.

Bisher über 500 Implantate entfernt

80 Prozent der betroffenen Frauen in Frankreich hatten sich die Silikonimplantate aus ästhetischen Gründen einsetzen lassen, 20 Prozent nach einer Brustkrebserkrankung, wie die französische Behörde für die Sicherheit von Medizinprodukten (AFSSAPS) bekanntgegeben hatte.

Regierungssprecherin Pecresse sagte dem Sender LCI, dass derzeit noch der Prozess der Evaluierung angesichts des Krebsrisikos laufe. Sollte sich am Ende aber herausstellen, dass aus medizinischen Gründen dringend noch einmal operiert werden müsse, dann würden die Kosten von der staatlichen Krankenkasse übernommen. Seit März 2010 wurden bereits mehr als 520 PIP-Prothesen wieder entfernt.

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