Leichter Umsatzrückgang bei Bio
Der Bioboom in Österreich scheint an einer Wachstumsgrenze angekommen zu sein. Nach Jahren mit deutlichen Zuwachsraten ging der Umsatz von Biofrischwaren (exklusive Brot) 2011 im heimischen Lebensmitteleinzelhandel um 0,6 Prozent auf 304,4 Mio. Euro zurück.
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6,4 Prozent der gesamten Frischwarenausgaben in der Höhe von 4,7 Mrd. Euro entfallen auf den Biobereich. Die Biokonsumlaune sei von der heimischen Spardiskussion und der Wirtschaftskrise in der EU gedämpft worden, erklärte Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA-Marketing, bei der weltgrößten Biofachmesse in Nürnberg, die kürzlich zu Ende ging.
Nervöse Biobauern
Sichtlich nervös macht die heimischen Biobauern das kürzlich veröffentlichte Sachbuch „Der große Bio-Schmäh“ des Agrarbiologen Clemens G. Arvay. Er kritisiert darin vor allem die Bioeigenmarken der großen heimischen Supermarktketten und die damit verbundenen Produktionsmethoden. Auch die Werbung der Lebensmittelhändler für Bioprodukte wird aufs Korn genommen.
Die Organisation der heimischen Biobauern, Bio Austria, sah sich genötigt, eine vierseitige Stellungnahme zu veröffentlichen. „Oberflächliche Bewertungen der landwirtschaftlichen Praxis wie ‚klein ist gut‘ und ‚groß ist schlecht‘ und ‚früher war besser‘ dienen weder einer fundierten sachlichen Diskussion noch schaffen sie Aufklärung bei den KonsumentInnen“, betonten die Biobauern. „Alles, was stimmt in dem Buch, müssen wir ändern“, sagte hingegen „Toni’s Freilandeier“-Chef Toni Hubmann.
Immer mehr Biofläche
Derzeit gibt es in Österreich rund 22.000 Biobauern, das sind 16,2 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Biobetriebe nicht stark gestiegen, die biologisch bewirtschaftete Fläche hat sich aber stark ausgeweitet und liegt bei 19,5 Prozent.
Eine Pauschalkritik an den Lebensmittelhändlern lässt Hubmann aber nicht gelten: Der Lebensmittelhandel mache „im Bereich Bio eine gute Arbeit“.
Lob für Supermarktketten
Auch von Bio-Austria-Obmann Rudi Vierbauch gab es Lob für die Supermarktketten: Die Werbung komme auch den Biobauern zugute, betonte er. Man müsste sich „dem System aussetzen“, aber darauf „achten, dass die Biobauern nicht zu kurz kommen“. Auch der Bereich Direktvermarktung sei weiterhin zentral, um unabhängiger vom Handel zu sein.
Expandieren, aber wie?
Viele der auf der Biofachmesse in Nürnberg anwesenden heimischen Unternehmen berichteten von starkem Wachstum. Deutlich unterscheiden sich die Biobetriebe aber in der Vermarktung ihrer Produkte. Manche setzen vor allem auf den Lebensmitteleinzelhandel, etwa der Safthersteller Höllinger oder die von Tiroler Bauern getragene Marke „Bio vom Berg“. Andere wiederum expandieren mit eigenen Filialen oder Franchise-Shops, wie Sonnentor oder Sonnberg Biofleisch.
Für „Bio vom Berg“ hat sich die enge Zusammenarbeit mit einer Supermarktkette ausgezahlt. Die von Tiroler Bauern im November 2002 geschaffene Eigenmarke steigerte den Umsatz von 700.000 Euro auf heute rund 5 Mio. Euro. Die Tiroler Supermarktkette M-Preis führt die Bioprodukte seit dem Start im Sortiment. Verkauft werden vor allem Käse, Eier, Brot und Gemüse.
Push über „Zurück zum Ursprung“
Vor allem die Einführung der Bioeigenmarke „Zurück zum Ursprung“ von Hofer im Jahr 2010 hat die heimischen Bioumsätze gepusht. Seit 2007 sind die Biofrischwarenumsätze im Handel um 29 Prozent gestiegen. Den höchsten Bioanteil verzeichnetet die Markterhebung RollAMA bei Eiern mit rund 18 Prozent, Erdäpfel und Milch liegen knapp dahinter.
Bei Joghurt, Butter, Obst und Gemüse liegt der Anteil bei rund zehn Prozent, bei Käse bei rund sieben Prozent. Wegen des deutlichen Preisunterschieds ist der Anteil bei Fleisch und Wurst nur bei vier bzw. knapp zwei Prozent.
Wer den globalen Markt dominiert
Der globale Biomarkt im Jahr 2010 wurde von dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) auf 59,1 Mrd. US-Dollar (49,0 Mrd. Euro) geschätzt, davon 28 Mrd. US-Dollar in Europa. Die größten Biomärkte sind die USA (20,2 Mrd. Dollar), Deutschland (6 Mrd. Dollar), Frankreich (3,4 Mrd. Dollar) und Großbritannien (2 Mrd. Dollar). Österreich folgt auf Rang neun mit einem Marktvolumen von 986 Mio. Dollar.
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