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Branche hofft auf Erfolg für Marktführer

Mit Zynga, dem Spieleanbieter von u. a. Farmville und Mafia Wars, versucht der größte Anbieter von Social Games sein Glück an der Börse. Mitbewerber hoffen auf eine Bestätigung und ein positives Zeichen für die ganze Branche. Wie viele Anbieter hängt Zynga am Gängelband Facebooks - und wird davon nicht so schnell loskommen.

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100 Mio. Aktien zu je zehn Dollar (rund 7,6 Euro) konnte Zynga bei Investoren am Donnerstag platzieren. Damit liegt der Anbieter nicht nur am oberen Ende der angepeilten Summe, sondern lieferte auch den größten Börsengang eines Internetunternehmens in den USA seit Google 2004. Rund sieben Mrd. Dollar ist Zynga inklusive der Anteilsscheine der bisherigen Eigentümer damit wert, mit allen ausstehenden Optionen 8,9 Mrd. Dollar.

Der wahre Wert wird sich aber erst langfristig im Handel an der US-Technologiebörse NASDAQ zeigen. Der erste Handelstag am Freitag war holprig: Zuerst stieg der Kurs, rutschte jedoch bald ins Minus und schließlich schloss die Aktie um fünf Prozent niedriger bei 9,50 Dollar. Nachbörslich ging es weiter abwärts. Zynga-Chef Mark Pincus erklärte, sein Unternehmen bereue den Börsengang trotzdem nicht. Zynga sei schon immer langfristig orientiert gewesen. Er hoffe, dass der Aktienmarkt die Ergebnisse des Unternehmens in ein bis zwei Jahren zu schätzen wisse. Facebook dürfte das Ergebnis dennoch zu denken geben.

Abhängig von Facebook

Zynga wurde durch Facebook groß und ist zu großen Teilen vom Sozialen Netzwerk abhängig, was der Anbieter in seinen Unterlagen für die US-Börsenaufsicht SEC auch selbst angibt. Einerseits werden Zyngas Spiele direkt via Facebook angeboten, andererseits hat sich Zynga unter anderem verpflichtet, Facebooks Währung (Facebook Credits) für seine Spiele auf Facebook als bevorzugtes Zahlungsmittel bis Mai 2015 zu verwenden. Zyngas Spiele sind zwar kostenlos, für bestimmte Gegenstände oder schnelleres Weiterkommen müssen die Spieler aber bezahlen.

Wenige zahlen, viele spielen kostenlos

Die zahlenden Kunden sind bei Zynga - wie auch bei allen anderen Anbietern - nicht in der Überzahl. Von den per Ende September 227 Mio. monatlich aktiven Nutzern, davon 54 Mio. pro Tag, zahlen derzeit rund sieben Mio. Spieler. In den ersten neun Monaten erwirtschaftete Zynga damit einen Umsatz von 829 Millionen Dollar, im Gesamtjahr dürfte Zynga die Marke von einer Milliarde Dollar erreichen.

Im dritten Quartal lag Zyngas Nettogewinn bei zwölf Millionen Dollar. Allerdings werden 95 Prozent von Zyngas Umsatzerlösen auf Facebook generiert. Das Soziale Netzwerk erhält auch 30 Prozent der Umsätze. Wirklich Geld macht Zynga laut Analysten nur mit wenigen seiner mittlerweile zahlreichen Spiele.

Der Markt dreht sich schnell

Zynga ist mit CityVille, FarmVille und Words with Friends Marktführer im Social-Gaming-Markt, doch die Konkurrenz ist dem Anbieter dicht auf den Fersen. Der deutsche Anbieter Wooga etwa schaffte es, in zwei Jahren mit seinen Spielen 34 Mio. Nutzer für sich zu gewinnen. Wie schnelllebig der Markt ist, zeigte auch der Einstieg von Electronic Arts mit seiner erfolgreichen Spielreihe Sims auf Facebook.

Dominierte Zynga laut Angaben von AppData Anfang des Jahres noch die Plätze eins bis sieben der erfolgreichsten Facebook-Spiele, liegt The Sims Online nun mit rund 28 Mio. Spielern aktuell auf Platz fünf. Zynga selbst weist in seinen SEC-Unterlagen auf das mögliche schnelle Wachstum von Spielen auf Facebook sowie das Wachstum von Sozialen Netzwerken hin. In den letzten Quartalen haben sich Zyngas Nutzerzahlen auf dem aktuellen Niveau eingependelt, wobei sie im Vergleich zu Anfang des Jahres gesunken sind.

Keine breite Strategie

Abseits von Facebook ist Zynga der große Erfolg - etwa mit mobilen Handyspielen, aber auch anderen Plattformen - noch nicht gelungen, auch wenn dort kräftig investiert wird. Zynga versucht, sich mit dem Aufbau eines eigenen Netzwerks von Facebook unabhängiger zu machen. Seine bereits erfolgreichen Facebook-Spiele kann Zynga dort aber nicht anbieten. Wie schnell sich Zynga von Facebook lösen kann, wird sich zeigen.

Mitbewerber wie Wooga und der deutsche Anbieter Bigpoint hoffen naturgemäß auf eine starke Entwicklung Zyngas an der Börse, da sie sich dadurch auch Vorteile für die eigenen Pläne erhoffen. Der koreanische Zynga-Konkurrent Nexon verpatzte allerdings sein Börsendebüt am Mittwoch in Tokio. Die Aktie fiel unter den Ausgabepreis. Das asiatische Unternehmen erlöste dabei 1,2 Milliarden Dollar.

Erste Hinweise für Facebook?

Im Sommer war noch von einem möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar für Zynga spekuliert worden. Seitdem hat sich das Klima für Internetbörsengänge allerdings eingetrübt. Die Aktien mehrerer Firmen wie die Rabattwebsite Groupon und das Internetradio Pandora rutschten nach einem anfänglichen Kursfeuerwerk ebenfalls unter den Ausgabepreis. Inwiefern Facebook von Zyngas Börsengang profitieren kann, wird sich nächstes Jahr zeigen, wenn das Soziale Netzwerk selbst an die Börse gehen soll. Es wird nach US-Medienberichten derzeit mit 100 Mrd. Dollar bewertet.

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